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Der Held des Sachsenderbys: Ein Aussortierter

Torhüter Mario Huhnstock erlebt seine letzte Halbserie beim HC Elbflorenz – und ist im Derby gegen Aue der entscheidende Faktor für den Sieg.

Von Alexander Hiller
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Mario Huhnstock reckt die Siegerfaust. Der 35-Jährige hielt in Durchgang zwei 50 Prozent aller Auer Würfe.
Mario Huhnstock reckt die Siegerfaust. Der 35-Jährige hielt in Durchgang zwei 50 Prozent aller Auer Würfe. © Ronald Bonß

Dresden. Der HC Elbflorenz hat das Sachsen-Derby in der 2. Handball-Bundesliga am Sonntagabend gegen den EHV Aue mit 30:27 (16:15) entschieden und damit den Konkurrenten noch tiefer in den Abstiegsstrudel geschubst.

Die unter den aktuellen Coronabedingungen mit 1.500 Zuschauern ausverkaufte Ballsportarena erlebte eine abwechslungsreiche Partie, in der ausgerechnet ein Ausgemusterter zum Helden des Spiels avancierte. Kapitän Mario Huhnstock rückte erst Ende der ersten Halbzeit für den diesmal unglücklich agierenden Max Mohs ins Tor und kaufte den Gästen im zweiten Durchgang mit einer unfassbaren Quote den Schneid ab. Der 35-Jährige parierte im zweiten Durchgang 50 Prozent aller Auer Würfe. Damit bügelte er so manchen Fehler seiner Vorderleute aus, deren Qualität bei eigenen Angriffe zwischen Welt- und Kreisklasse zu oft schwankten.

„Die Phase vor der Halbzeit ist für uns Gold wert gewesen“, sagt HC-Trainer Rico Göde und meint damit jenen Abschnitt, als seine Mannschaft einen 12:15-Rückstand in einen 16:15-Halbzeitstand verwandelte. „Wir treffen im Angriff nicht so gute Entscheidungen, werfen den Ball zu schnell weg, deshalb kommen wir nicht so richtig von Aue weg. In der Crunchtime hält uns Mario Huhnstock mit der Leistung den Rücken frei“, lobte Göde den Schlussmann, der seine Halbserie für den HC Elbflorenz spielt. Nicht ganz freiwillig.

Freude bei den Dresdner Handballern nach dem Derbysieg.
Freude bei den Dresdner Handballern nach dem Derbysieg. © Ronald Bonß

Zwar hatte der Kapitän der Dresdner ein neues Angebot vom Verein erhalten, das offenbar schlechtere Bedingungen beinhaltete. „Wir konnten uns nicht einigen“, sagte der Torhüter damals in einem Interview mit sächsische.de. „Ich werde mich dazu nicht äußern. Ich kann nur sagen, dass ich nicht weiß, wo die Beweggründe sind. Das offizielle Statement ist, das wurde mir auch so gesagt, dass sich der Verein auf der Position verjüngen will. Bei einem Torhüter, der bald 35 wird, ist das ein Argument. Ich persönlich sehe das anders“, erklärte Huhnstock damals. Und hat das mit seiner sensationellen Leistung im Derby untersetzt. Für seine Position wurde bereits Mario Mallwitz (25) vom Ligarivalen Rimpar ab der kommenden Saison verpflichtet.

„Ich hoffe, dass es für alle Dresdner und die, die es mit Dresden halten, ein schönes Derby war. Natürlich auch für mich“, sagte Mario Huhnstock und lobte die Stimmung in der Halle als „die beste, die ich in der Halle je erlebt habe.“ Was der 35-Jährige hinten leistete, schulterten in der Offensive dieses Mal vier herausragende Gestalten. Mindaugas Dumcius ballerte gegen seinen Ex-Verein Aue in der ersten Halbzeit aus allen Lagen traf da fünf Mal, in Durchgang zwei legte er noch zwei Treffer nach. Nils Kretschmer (6) und Sebastian Greß (je 6) sowie Philipp Jungemann (5) lieferten auf HC-Seite die besten Quoten.

Mit dem Erfolg gegen Aue feierten die Dresdner nach dem Auswärtssieg in Rostcok den zweiten Sieg in Serie. Baustellen gibt es dennoch mehr als genug. „Wir haben uns in den wichtigen Phasen belohnt“, sagte Göde. Allerdings liefert sein Team nach wie vor eine Vielzahl von unerzwungenen Fehlern – die in dieser Partie Mario Huhnstock übertünchen konnte. Beziehungsweise konnte Aue daraus in seiner derzeitigen Verfassung kein Kapital schlagen. „Speziell in den letzten zehn Minuten sind wir im Abwehrblock nicht auf 100“, kritisierte EHV-Coach Kirsten Weber.