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Handball-Reizfigur Hanning macht Dresden nass

Der Geschäftsführer der Füchse triumphiert als Trainer beim HC Elbflorenz, lobt den Gegner aber. Doch bei den Dresdnern stellt sich die Qualitätsfrage.

Von Alexander Hiller
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Verstehen sich prächtig: Dresdens Trainer Rico Göde (l.) und Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der auch als Trainer ziemlich ausgefuchst ist.
Verstehen sich prächtig: Dresdens Trainer Rico Göde (l.) und Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der auch als Trainer ziemlich ausgefuchst ist. © Matthias Rietschel

Dresden. Der HC Elbflorenz tritt in der 2. Handball-Bundesliga auf der Stelle. Und daran ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im deutschen Handball nicht ganz unschuldig. Bob Hannig vergällte am Sonntagabend den Dresdnern als Trainer des Aufsteigers VfL Potsdam so richtig das Wochenende, triumphierte mit seinem jungen Team vor 1.411 Zuschauern in der Ballsportarena verdient mit 36:33 (18:14) und ist damit weiterhin Tabellendritter.

Da Hanning in Personalunion auch noch Geschäftsführer der Füchse Berlin ist, die sich beim SC DHfK Leipzig durchsetzten, „war das für mich ein perfektes Wochenende“, sagte der 54-Jährige, der mit seinem im Oktober 2021 veröffentlichten Buch „Hanning. Macht. Handball“ auch unter die Autoren gegangen ist. „Es war ein Wahnsinnsspiel. Ich habe von Anfang an gesagt: Ich freue mich so auf die 2. Liga, weil die alles beinhaltet – Herz, Leidenschaft, Kampf, Fehler. Das ist viel schöner, als sich die Füchse gegen Hamm oder Kiel gegen Minden anzuschauen“, sagte Bob Hanning.

Ein Klassenunterschied in Halbzeit eins

Der hatte sein Team gegen die Dresdner offenbar bestens eingestellt. Die jungen, dynamischen und spielintelligenten Individualisten lösten viele knifflige Zweikampf-Situationen scheinbar mühelos mit zwei, drei schnellen Schritten auf. In der ersten Hälfte und bis zum 14:22-Rückstand (35.) aus Dresdner Sicht glich das Duell teilweise einer Vorführung. Dabei wollten die Elbestädter eigentlich den Schwung aus dem sensationellen Pokaltriumph vom Donnerstag gegen Erstliga-Schlusslicht Minden nutzen. Es blieb lediglich beim Willen. Und wenigstens den warf die Mannschaft von Trainer Rico Göde in die Waagschale.

Gegen die ersatzgeschwächten Potsdamer kamen die HC-Profis Tor für Tor heran. Lukas Wucherpfennig hätte in der 44. Minute beim Stand von 23:24 erstmals wieder auf Unentschieden stellen können, scheiterte aber am Potsdamer Torhüter. Dennoch war der Linkshänder gemeinsam mit Kapitän Sebastian Greß mit jeweils sieben Treffern der beste HC-Schütze.

„Was ich heute nicht erklären kann, ist die erste Halbzeit. Wir haben über 60 Minuten zu wenig Zweikämpfe sauber und gut gewonnen. Das hat uns Potsdam vorgemacht“, sagte HC-Trainer Rico Göde und nimmt zwischen den Zeilen seine Führungsspieler in die Pflicht. „Mit Oskar Emanuel – mit unser jüngster Spieler – ein richtiges Zeichen in der Abwehr gesetzt hat. Vorher war das eine Abwehr, die das nicht gemacht hat“, betonte der 40-Jährige und kündigte erweiterten Gesprächsbedarf an. „Über die erste Halbzeit müssen wir auf jeden Fall reden.“

Das Dresdner Problem: die Abwehr

Der neuerliche Rückschlag wirft Fragen nach der Qualität in der Mannschaft auf. Denn Präsident und Hauptsponsor Uwe Saegeling hatte vor der Saison von einem angepeilten Platz unter den Top-Vier gesprochen – „mindestens“. Davon ist der HC Elbflorenz nach sieben Spielen auf Rang 14 (5:9 Punkte) noch weit entfernt. Doch auch Gäste-Trainer Hanning macht seinem Kollegen Mut. „Ich bin absoluter Dresden-Fan. Dresden würde uns in der 1. Liga sehr gut tun, mit all dem, was es zu bieten hat, wäre das ein Lichtblick, wenn das irgendwann mal gelingen könnte. Die Halle ist ein Schmuckkästchen. Ich kann nur die Daumen drücken – und das mit ganzem Herzen“, sagt Hanning.

Allerdings hat Rico Göde jetzt drängendere Probleme zu lösen. „So wie wir heute Abwehr gespielt haben, sind wir keine Top-Vier-Mannschaft, so wie wir uns das vorstellen“, merkte Torhüter Marino Mallwitz an, der gegen die vielen freien Durchbrüche fast immer machtlos war.