Sport
Merken

Wellbrocks Ziel für die Schwimm-WM: "An die Olympia-Quali soll ein Haken dran"

Florian Wellbrock absolviert bei der Schwimm-WM ein Mammutprogramm und möchte über 1.500 Meter das Ticket für Paris lösen. Im Interview spricht der Magdeburger auch über den Vorteil von Niederlagen.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Florian Wellbrock zählt bei der WM in Doha wieder zu den Favoriten – und das gleich auf vier Strecken.
Florian Wellbrock zählt bei der WM in Doha wieder zu den Favoriten – und das gleich auf vier Strecken. © dpa/Gian Mattia D'Alberto

Herr Wellbrock, bei der vergangenen WM haben Sie mit zwei Goldmedaillen im Freiwasser und zweimal Vorlauf-Aus im Becken Gegensätze erlebt, die größer nicht hätten sein können. Wie blicken Sie zurück?

Das war natürlich schon eine emotionale Achterbahn. Vor allem, weil man zu der Zeit so ein bisschen im Dunkeln getappt ist. Aber nichtsdestotrotz war ich im Endeffekt zufrieden, dass ich mit zwei Goldmedaillen nach Hause fahren konnte.

Spielen diese Erfahrungen vor dieser WM noch eine Rolle für Sie?

Nein, das spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ich habe da einen Haken dran gemacht. Ich bin auch rein emotional und psychisch gesehen sehr gut darin, Dinge in Schubladen zu stecken und diese Schubladen dann auch zuzulassen. Mein Fokus liegt voll auf dieser WM und auf den Olympischen Spielen. Wir schauen nach vorne.

Haben Sie etwas verändert im Training?

Nein, wir haben so weitergemacht wie bisher. Für uns gab es auch gar keinen Grund irgendwas umzustellen. Wenn man die WM letztes Jahr rausnimmt und sich meine vorherigen Leistungen im Becken anschaut, war das eine Bomben-Saison.

Was haben Sie davon mitgenommen?

Ich habe mittlerweile schon sehr viele Wettkämpfe auf dem Niveau gemacht, und natürlich machen solche Niederlagen nicht sonderlich viel Spaß. Dafür macht das Gewinnen danach aber wieder umso mehr Spaß. Mehr, als wenn man von einer Erfolgswelle zur nächsten schwimmt.

Über 1.500 Meter haben Sie durch das Vorlauf-Aus die Olympia-Qualifikation verpasst. Ist der Druck mit Blick auf Paris vor dieser WM deshalb gestiegen?

An die Olympia-Quali soll auf jeden Fall ein Haken dran, aber Druck verspüre ich da nicht. Ich sehe die Ergebnisse im Training, und damit kann ich wirklich beruhigt in so eine WM starten. Selbst wenn alle Stricke reißen und es, warum auch immer, nicht klappen sollte, habe ich noch die Chance, mich im April zu qualifizieren. Deshalb möchte ich da nicht von Druck sprechen.

Durch den Verzicht von Lukas Märtens auf einen 800-Meter-Start treten Sie kurzfristig auch auf dieser Strecke an.

Ich freue mich, dass ich auch über die 800 Meter starten kann, um dort gegen Sven Schwarz um das Olympiaticket mitkämpfen zu können. Das macht die WM für mich noch einmal interessanter.

Verändert das etwas für Sie in der Herangehensweise?

Bei dem Programm, dass ich vor der Brust habe, sind die 800 Meter fast die schwächste Strecke. Das ist für mich schon mehr ein Sprint. Der Fokus liegt klar auf den zehn und fünf Kilometern sowie den 1.500 Metern. Die 800 Meter sind ein schönes Extra und wenn ich da für mich und die Mannschaft noch mal ein Olympiaticket rausziehen könnte, dann wäre das echt super.

Im Freiwasser hätte es bei der vergangenen WM hingegen nicht besser laufen können, wie groß ist das Selbstbewusstsein mit diesen Erfolgen im Rücken?

Ich blicke optimistisch auf die Freiwasser-Wettkämpfe voraus. Ich bin natürlich sehr motiviert, meine Titel zu verteidigen.

Was ist generell bei dieser WM drin?

Das ist schwierig zu beurteilen, weil wir das auf die Art und Weise noch nie hatten. Normalerweise verbringt man im Januar beziehungsweise Februar die Zeit mit sehr vielen, harten Trainingseinheiten, und jetzt steht da auf einmal eine Weltmeisterschaft an. Es ist deswegen schwierig abzuschätzen, wer wie viel drauf hat zu diesem Zeitpunkt. Ich kann nur für mich sprechen, und mein aktueller Leistungsstand ist dementsprechend gut. Mit Sicherheit nicht auf dem absoluten Toplevel, aber das soll er jetzt auch noch nicht sein, das kommt in Paris. Ich bin ich selbst gespannt, was im Februar einfach möglich ist.

Es ist die zweite WM innerhalb eines halben Jahres, Olympia steht in einem halben Jahr an. Wie empfinden Sie dieses straff getaktete Programm?

Heute kann ich das mehr genießen als früher. Auch wenn die WM in Doha vielleicht nicht den Stellenwert hat wie eine normale WM, ist es einfach immer toll, mit der ganzen Schwimmfamilie aus aller Welt zusammenzukommen und Wettkämpfe zu schwimmen. Dieses Event hat man normalerweise nur alle zwei Jahre und durch diesen verknappten Zeitplan sieht man sich öfter, kann öfter gegeneinander antreten. Das macht das Ganze auch sehr spannend.

Hat sich diese WM jetzt im Trainingsplan ausgewirkt?

Natürlich war die letzte WM in Fukuoka vorbereitet, und wir versuchen auch jetzt bestmöglich vorbereitet zu sein. Aber im Endeffekt das große Ziel, worauf alles hinausläuft, ist einfach Paris, und da müssen die Weltmeisterschaften zur Not auch hinten anstehen.

Das Interview führte Franziska Breininger (sid).