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Die Highlights der Radsaison

Am Ostersonntag findet der Radklassiker Paris-Roubaix statt. Welche Höhepunkte gibt es außerdem, wer sind die Favoriten? Die wichtigsten Fragen und Antworten des Radjahres.

Von Timotheus Eimert
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Stürze, Schlamm, Spektakel: So sah Paris-Roubaix im vergangenen Jahr aus. Erwartet die Radprofis am Ostersonntag dieses Mal besseres Wetter?
Stürze, Schlamm, Spektakel: So sah Paris-Roubaix im vergangenen Jahr aus. Erwartet die Radprofis am Ostersonntag dieses Mal besseres Wetter? © pa/dpa/MAXPPP/Philippe Pauchet

Dresden/Paris. Es gilt als eines der härtesten Radrennen der Welt: Paris-Roubaix. Am Ostersonntag findet der Eintagesklassiker, der in Paris startet und nach 257,7 Kilometern im berühmten Velodrom von Roubaix im Norden Frankreichs endet, zum 119. Mal statt. Der niederländische Radprofi Theo De Rooy hat 1985 über den Klassiker, der 55 Kilometer über Kopfsteinpflaster führt, gesagt: „Es ist Schwachsinn, dieses Rennen. Du arbeitest wie ein Tier, du hast keine Zeit zum Pinkeln, du machst dir in die Hose. Du fährst in diesem Matsch, du rutscht aus. Es ist ein Haufen Scheisse.“

Für die Radprofis der World-Tour des Internationalen Radsport-Verbandes (UCI) ist Paris-Roubaix ein erster Höhepunkt in diesem Jahr. Worauf bereiten sich die Profis darüber hinaus noch vor, wer zählt zu den Top-Favoriten und wie steht es um den deutschen Radsport? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Welches sind die Saison-Höhepunkte?

Neben dem Paris-Roubaix zählen auch die drei großen Rundfahrten Giro, Tour und Vuelta zu den Highlights der Saison. Der Giro d’Italia beginnt am 6. Mai in der ungarischen Hauptstadt Budapest und endet am 29. Mai in Verona. Die 77. Auflage der Vuelta a Espana beginnt am 19. August im niederländischen Utrecht und endet am 11. September in Madrid.

Die Tour de France findet vom 1. bis zum 24. Juli statt. Die Höhepunkte der Strecke sind neben dem Auftakt in Dänemark, Abstechern nach Belgien und in die Schweiz, zwei Einzelzeitfahren, sechs Bergetappen, davon fünf mit Bergankünften sowie eine Etappe über Kopfsteinpflaster in Nordfrankreich auf der Strecke des Klassikers Paris-Roubaix.

Wer sind die Favoriten auf die Gesamtsiege?

In den letzten Jahren wurden die drei großen Rundfahrten durch Italien, Frankreich und Spanien von slowenischen und südamerikanischen Profis dominiert. Besonders das kleine Land Slowenien wird immer mehr zur Macht im Radsport. Von 14 World-Tour-Rennen in dieser Saison haben die Slowenen bereits fünf gewonnen. Das sorgt für Aufsehen.

Slowenien hat zwar nur zwei Millionen Einwohner, davon sieben Profis in der World-Tour. Mit dem Tour-Sieger der vergangenen beiden Jahre, Tadej Pogacar, und dem dreimaligen Vuelta-Gewinner Primoz Roglic haben sie dabei auch noch zwei Ausnahmetalente in ihren Reihen. Sie zählen bei der Tour zu den Anwärtern auf das Gelbe Trikot.

Der Slowene Tadej Pogacar dominierte in den vergangenen beiden Jahren die Tour. Das sorgte neben Staunen auch für Verwunderung. Auch in diesem Jahr ist er wieder der Top-Favorit auf den Tour-Sieg.
Der Slowene Tadej Pogacar dominierte in den vergangenen beiden Jahren die Tour. Das sorgte neben Staunen auch für Verwunderung. Auch in diesem Jahr ist er wieder der Top-Favorit auf den Tour-Sieg. © Pool Tim De Waele/BELGA/dpa

Der Sieg beim Giro wird außerdem dem Ecuadorianer Richard Carapaz zugetraut, der sich 2019 schon einmal den Gesamtsieg holte. Für die Überraschung bei der Vuelta könnte das belgische Talent Remco Evenepoel sorgen. Für den 22-Jährigen ist die Rundfahrt durch Spanien erst die zweite Grand Tour.

Wie steht es um den deutschen Radsport?

Der deutsche Profi-Radsport hat in dieser Saison einen Neuanfang vollzogen. Im vergangenen Jahr haben einige deutsche Radprofis ihre Karriere beendet. Unter anderem sind der vierfache Weltmeister im Einzelzeitfahren Tony Martin und der elffache Tour-de-Frane-Etappensieger André Greipel zurückgetreten.

Doch es kommen junge deutsche Radprofis nach. So gibt es bei den 18 Weltcup-Teams gleich sieben deutsche Debütanten. Die Hoffnungen auf Siege liegen aber vor allem beim derzeit besten Deutschen der Weltrangliste, Maximilian Schachmann.

Doch für den gebürtigen Berliner ist der bisherige Saisonverlauf einer zum Vergessen. Den Saisonstart musste der Profi vom einzigen deutschen Weltcup-Team Bora-Hansgrohe nach einer Covid-19-Infektion verschieben. Erst im März konnte er beim Klassiker Paris-Nizza, bei dem er 2021 die Gesamtwertung gewonnen hatte, in die Saison einsteigen. Die Titelverteidigung gelang dem 28-Jährigen bei seinem Comeback nicht.

Der Klassiker Paris-Roubaix verlief für Maximilian Schachmann im vergangenen Jahr enttäuschend. Deutschlands besten Radfahrer stürzte auf nassen Straßen und war frühzeitig ohne Chance. In diesem Jahr soll es besser laufen.
Der Klassiker Paris-Roubaix verlief für Maximilian Schachmann im vergangenen Jahr enttäuschend. Deutschlands besten Radfahrer stürzte auf nassen Straßen und war frühzeitig ohne Chance. In diesem Jahr soll es besser laufen. © pa/dpa/MAXPPP/Pascal Bonniere

Ob Schachmann auch bei der Deutschland-Tour, dem wichtigsten deutschen Etappenrennen, startet, steht noch nicht fest. Das Profil der vier Etappen würde für den Bergfahrer sprechen. Denn zum ersten Mal seit der Wiederbelebung im Jahr 2018 wird es bei der Deutschland-Tour eine echte Bergankunft geben. Am 24. August beginnt die Tour mit einem Einzelzeitfahren in Weimar, wo auch die 1. Etappe gestartet wird. Am 28. August endet das Rennen in Stuttgart.

Welche Radrennen sind im Fernsehen zu sehen?

Eurosport gilt als Fernsehheimat des Radsports. Der Free-TV-Sender überträgt die wichtigsten und größten Radrennen, am Ostersonntag zum Beispiel den Eintagesklassiker Paris-Roubaix. Die Tour de France läuft in diesem Jahr neben Eurosport außerdem im Ersten. Die ARD hat die Rechte für das größte Radrennen der Welt bis 2025 erworben. Im Wechsel mit dem ZDF wird darüber hinaus die Deutschland-Tour vom 24. bis 28. August im Ersten übertragen.

Wann und wo der Giro d’Italia und die Vuelta a Espana zu sehen sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Im vergangenen Jahr sendete Eurosport. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Sender erneut überträgt.

Außerdem widmet sich der Streamingdienst Netflix mit einer eigen Doku-Reihe der Tour de France. Die Dreharbeiten laufen seit März und erstrecken sich bis zum Ende der Tour. Insgesamt acht Teams werden begleitet, darunter auch der deutsche Rennstall Bora-Hansgrohe mit den deutschen Fahrern Schachmann und Nils Politt.

Wie ist die Lage in Sachen Doping?

Der Ruf des Radsports leidet noch immer massiv unter Dopingvorwürfen, es mangelt an Glaubwürdigkeit. Auch weil er nicht gänzlich frei von Dopingfällen ist.

So wurden unter anderem slowenische Radsportler und Manager mit dem Thüringer Dopingarzt Mark S. in Verbindung gebracht. Bei der vergangenen Tour de France sind bei einer Razzia im Teamhotel von Bahrain Victorious Spuren von Tizanidin gefunden worden. Das Medikament stand damals zwar noch nicht auf der Dopingverbotsliste und wird aber aktuell von der Weltantidopingagentur Wada auf seine möglicherweise leistungssteigernden Effekte untersucht. Tizanidin kann unter anderem den Puls und den Blutdruck senken und wird eigentlich zur Behandlung schmerzhafter Muskelspasmen und Spastizität infolge Multipler Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder Gehirnverletzungen verschrieben.

Der Gründer des Rennstalls Bahrain Victorious, der slowenische Ex-Radsportler Milan Erzen, wurde zudem mehrmals mit Doping in der Verbindung gebracht. Belastbares Material gegen ihn wurde bei Untersuchungen des internationalen Radverbandes aber nicht gefunden.