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Eine besondere Meisterschaft für Sachsens Top-Teams

Sachsens Sportvereine legen für einen Tag die Bälle und Schläger zur Seite, um bei der Waldmeisterschaft Bäume zu pflanzen. Die Aktion verfolgt ein ehrgeiziges Ziel.

Von Lucy Krille
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Spaten statt Schläger: Die Eishockeyspieler der Lausitzer Füchse rund um Kapitän Clarke Breitkreuz (l.) und Stürmer Louis Anders sind nach der Niederlage in den Play-Offs in anderer Mission unterwegs.
Spaten statt Schläger: Die Eishockeyspieler der Lausitzer Füchse rund um Kapitän Clarke Breitkreuz (l.) und Stürmer Louis Anders sind nach der Niederlage in den Play-Offs in anderer Mission unterwegs. © www.loesel-photographie.de

Wittichenau. Etwas Gutes hat es doch, dass die Lausitzer Füchse bereits vergangene Woche in den Play-Offs der DEL2 ausschieden. So hat die gesamte Eishockey-Mannschaft am Freitagnachmittag Zeit, sich an der Waldmeisterschaft zu beteiligen. Dabei stellen sich Sachsens Profiteams einer Herausforderung ganz anderer Art. Statt gegeneinander treten die Vereine gemeinsam an.

Das Ziel dieser sächsischen Waldmeisterschaft: auf insgesamt drei Hektar Fläche mehr als 10.000 Bäume zu pflanzen. Denn Sachsen zählt zu den waldärmsten Bundesländern in Deutschland. Eine Freifläche so groß wie 40.000 Fußballfelder ist allein seit 2018 durch Stürme, Dürre und Borkenkäferbefall dazugekommen, heißt es in dem Aufruf von Teamsport Sachsen, dem 2020 gegründeten Verbund von insgesamt 24 Spitzensportvereinen.

„Wir sehen ja auch, wie die Wälder in Mitleidenschaft geraten sind“, sagt Füchse-Geschäftsführer Dirk Rohrbach. Deswegen sei der Verein selbstverständlich bei der Baumpflanzaktion dabei, die die Stiftung Wald ins Leben gerufen hat. Dass nun gleich das gesamte Team rund um Kapitän Clarke Breitkreuz den Spaten in die Hand nimmt, freut Rohrbach besonders für die Fans. Gemeinsam sind sie aus Weißwasser mit einem Bus angereist.

Großer Andrang am vergangenen Freitag im Dubringer Moor. Etwa hundert Freiwillige pflanzten mit ihren Teams auf zwei Flächen neue Bäume.
Großer Andrang am vergangenen Freitag im Dubringer Moor. Etwa hundert Freiwillige pflanzten mit ihren Teams auf zwei Flächen neue Bäume. © www.loesel-photographie.de

Auch RB Leipzig pflanzt Bäume

Im Dubringer Moor in der Nähe von Wittichenau treffen die Lausitzer auf den Bischofswerdaer Fußballverein und die Handballerinnen vom HC Rödertal aus Großröhrsdorf.Henrik Lindner, Geschäftsführer der Stiftung Wald für Sachsen, weist die Mannschaften und ihre Fans ein, drückt ihnen Spaten und Setzlinge in die Hand – und los geht’s. Etwa 100 Freiwillige pflanzen an diesem Nachmittag über 2.000 junge Bäume auf dem Forstgelände von St. Marienstern. Dadurch sollen in Zukunft etwa 5,8 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr auf der Fläche gebunden gebunden werden. Zum Vergleich: Die Deutschen verbrauchen im Durchschnitt etwa 10,8 Tonnen pro Kopf.

Thomas Bär vom Bischofswerdaer Fußballverein wuchtet den Spaten in den vom Regen aufgeweichten Boden. Er trainiert die Frauenmannschaft des BFV, zwei seiner Spielerinnen legen die Setzlinge in die Löcher. „Heute lassen wir ihn mal schuften, sonst ist es andersherum“, sagen sie mit einem Grinsen im Gesicht. Bär nimmt es gelassen: „Man setzt sich ja für was Gutes ein“, sagt er. Die Teamarbeit, die die Sportler und Sportlerinnen aus ihren Vereinen kennen, nutzen sie auch beim Pflanzen. Nach gut einer Stunde ist ein großer Teil der Pflanzen schon im Boden.

Und nicht nur in der Oberlausitz wurde in den vergangenen Tagen gepflanzt. Zum Tag des Waldes am 21. März startete die Stiftung Wald in Hohenstein-Ernstthal mit der Waldmeisterschaft in die Pflanzsaison – unterstützt von den Chemnitzer Top-Klubs. In Markranstädt waren anschließend unter anderem die Bundesliga-Handballer vom SC DHfK Leipzig dabei, und auch Fußball-Erstligisten RB Leipzig beteiligte sich an der Aktion.

Stiftung will 4 Millionen Bäume pflanzen

Danach machte die Waldmeisterschaft in Klingenberg Station, wo die Dresdner Spitzenvereine Bäume pflanzten. Diesen Dienstag endet die Waldmeisterschaft nun in Lichtentanne bei Zwickau, unter anderem mit den Fußball-Drittligisten Erzgebirge Aue und FSV Zwickau. Alle 24 sächsischen Spitzenvereine haben sich an der Aktion beteiligt.

„Wir gehen mit Schwung in das Jahr 2023 und nutzen die Pflanzzeit, um gemeinsam mit den Klubs ein Achtungszeichen zu setzen“, freut sich Geschäftsführer Lindner. Die Waldmeisterschaft mit den Vereinen soll erst der Anfang sein.

Die Stiftung sammelt seit vergangenem Jahr zudem Spenden für Wiederaufforstungsprojekte. Ein Baum kostet fünf Euro. Ziel ist es, bis 2027 so viele Spenden zu sammeln, dass für jeden Mensch in Sachsen ein Baum gepflanzt werden kann. Im Dubringer Moor kommen die Vereine, Fans und Anwohner dem Ziel mit jedem Setzling ein Stück näher.

Lara Schubert, Annalena Bär und Melina Prüfer (v.l.) vom Bischofswerdaer FV machen bei der Waldmeisterschaft im Dubringer Moor mit.
Lara Schubert, Annalena Bär und Melina Prüfer (v.l.) vom Bischofswerdaer FV machen bei der Waldmeisterschaft im Dubringer Moor mit. © www.loesel-photographie.de

Die Waldfläche ist von vergangen Stürmen und dem Borkenkäferbefall gezeichnet. Einzelne abgestorbene Bäume liegen zwischen Baumstümpfen auf dem Boden. Anstelle der Fichten und Birken kommen nun dünne Laubsetzlinge in den Boden, die besser zum Klima passen: Schwarzerlen, Hainbuchen und Stieleichen.

Am Rand des Geländes buddelt dann auch ein Erdmännchen kräftig mit: „Erdi“, der eigentlich Lukas Czaja heißt. Der Schüler aus Weißwasser engagiert sich schon seit einigen Jahren für den Naturschutz in der Region. Ihm ist es wichtig, selbst anzupacken, statt angesichts der negativen Nachrichten rund um die Klimakrise zu erstarren. Der Junge mit dem Faible für Maskottchen hat es sich zum Ziel gesetzt, 10.000 Bäume in der Region zu pflanzen. „Bis jetzt sind es knapp 2.000“, sagt Czaja.