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Entscheidet das Wetter bei der Biathlon-WM, wer Medaillen gewinnt?

Durch Plusgrade und Regen bei der Biathlon-WM in Nove Mesto könnten die Skitechniker zum entscheidenden Faktor werden. Welche Chancen hat das deutsche Team, wer sind die Favoriten - alle Fragen und Antworten rund um die Titelkämpfe.

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Der Winter hat sich auch in Nove Mesto rar gemacht. Und es ist keine Besserung in Sicht.
Der Winter hat sich auch in Nove Mesto rar gemacht. Und es ist keine Besserung in Sicht. © dpa/Hendrik Schmidt

Nove Mesto. Nove Mesto ist noch ein junger WM-Ort im Biathlon. Vor elf Jahren feierte die im tschechischen Mähren gelegene 10.000-Einwohner-Stadt ihre Premiere, ab Mittwoch ist sie nach 2013 zum zweiten Mal Gastgeber einer Weltmeisterschaft. Rennen unter Flutlicht und mit enthusiastisch feiernden Fans machen diese Titelkämpfe besonders. Das Wetter könnte für manche Überraschungen sorgen. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem ersten Rennen:

Was ist in Nove Mesto anders?

Die Atmosphäre. Vor insgesamt mehr als 200.000 Zuschauern war die WM 2013 ein emotionales Erlebnis. In der Vysocina-Arena mit den steilen Tribünen hinter dem Schießstand wird es ohrenbetäubend laut und das Schießen so zu einem speziellen Test – vor allem für die Nerven. Um mehr Zuschauer vor den Fernseher zu locken, findet die Mehrzahl der Rennen am frühen Abend statt. Unter Flutlicht treten die Biathleten sonst fast nie an.

Ist der Ort ein gutes Pflaster?

Für die deutschen Biathleten eher nicht. Bei der WM 2013 hatten sie erstmals seit 1986 in Oslo keine Goldmedaille gewonnen. Lediglich die damals 35-jährige Andrea Henkel holte im Einzel Silber, die Männer-Staffel gewann Bronze. Es war die erste WM nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner – und die erste für Laura Dahlmeier. Allerdings: In Nove Mesto gab es im März 2021 auch den bislang letzten Weltcup-Staffelsieg der deutschen Männer.

Wer räumt die meisten Medaillen ab?

Bei den Männern könnten es norwegische Festspiele werden. Das Team um den fünfmaligen Oberhof-Weltmeister Johannes Thingnes Bö hat in diesem Winter bisher sechs Dreifach-Erfolge und viele weitere Podestplätze geholt. Im Gesamtweltcup liegen sechs Norweger vorn.

Zudem haben die Skandinavier nach einer Regeländerung vor der Vorsaison bei der WM bis zu sechs Startplätze pro Einzelrennen, auch alle Staffelwettbewerbe der laufenden Saison gewannen sie.

Bei den Frauen ist es ausgeglichener: Die Weltcup-Gesamtführende Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen, die Italienerin Lisa Vittozzi und die beiden Französinnen Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon sind die Favoritinnen.

Wie sind die deutschen Chancen?

Der zweimalige Sprint-Saisonsieger Benedikt Doll hatte in der Vorbereitung etwas Schnupfen, findet er zu alter Stärke zurück, ist er ebenso ein Medaillenanwärter wie Philipp Nawrath. Der hatte zum Start schon das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden getragen. Auch Johannes Kühn könnte im Idealfall mitmischen. In der Staffel standen die Männer in allen Weltcup-Rennen auf dem Podium, eine Medaille ist ebenso drin wie bei den Frauen.

Chancen auf Einzelmetall haben dort Franziska Preuß und Vanessa Voigt. Der erste Weltcup-Sieg in der Single-Mixed durch Voigt und Justus Strelow gibt ebenfalls Selbstvertrauen. "Wir haben einiges vor – das drückt sich aber nicht darin aus, dass wir x Medaillen gewinnen wollen", sagt Sportdirektor Felix Bitterling.

Welche Rolle spielt das Wetter?

Es könnte eine entscheidende werden. Derzeit herrschen deutliche Plusgrade, es regnet immer wieder und ist stürmisch. Und eine Besserung ist bis zum Ende der WM nicht in Sicht. In Gefahr sind die Wettkämpfe zwar nicht, es wurden 50.000 Kubikmeter Kunstschnee vorproduziert. Doch die Strecke wird weich sein und der Schnee schmutzig.

Aufgrund des Fluor-Verbotes im Wachs seit dieser Saison sind das besondere Herausforderungen für die Skitechniker. Die Rennen in diesem Winter haben gezeigt, dass die Folgen einer richtigen oder falschen Wachswahl erheblicher sind als in den Jahren zuvor. In der Vergangenheit hatten die deutschen Techniker in Nove Mesto nicht immer die besten Entscheidungen getroffen.

Wie stark sind die Gastgeber?

Die Zeiten, in denen eine Gabriela Soukalova die Massen begeisterte und Medaillen gewann, sind vorbei. Die ehemalige Weltmeisterin hat ihre Karriere im Mai 2019 beendet – wegen Problemen mit der Achillessehne. Zuvor offenbarte der Liebling, jahrelang unter Essstörungen gelitten zu haben. Die talentierte Tereza Vobornikova ist derzeit als 21. die Beste ihres Teams im Gesamt-Weltcup und hat als fehlerfreie Neunte im Sprint von Lenzerheide ihr Potenzial angedeutet.

Bei den Männern heißt der Star noch immer Michal Krcmar. Der 33-Jährige hat im Sommer seine Lebensgefährtin geheiratet, mit der er schon einen kleinen Sohn hat. Sportlich hat Krcmar als Achter im Massenstart von Lenzerheide seine Klasse bewiesen. Zu beachten sind die Tschechen in den Staffeln – nicht nur wegen der lautstarken Unterstützung ihrer Landsleute.

Wo ist die WM im TV zu sehen?

Bei der WM geht es an neun Wettkampftagen um zwölf WM-Titel. ARD, ZDF und Eurosport übertragen die Wettkämpfe live im linearen TV sowie im kostenlosen Stream. ARD und ZDF teilen sich die Übertragung wie immer auf – die ARD beginnt, den zweiten Teil der WM übernimmt dann das ZDF. Los geht es am Mittwoch um 17.20 Uhr mit der Mixed-Staffel – live in der ARD und bei Eurosport. (dpa/mit SZ)

TV-Tipp: Die Mixed-Staffel übertragen ARD und Eurosport am Mittwoch (7. Februar) ab 17.20 Uhr.