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Ein bizarrer Streit entzweit das französische Biathlon-Team

Es geht um Kreditkartenbetrug und Diebstahl. Womöglich landet der Streit sogar vor Gericht. Trotzdem sind die beiden Biathletinnen beim Weltcup in Oberhof gemeinsam erfolgreich.

Von Daniel Klein
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Ein Glückwunsch unter zwei Französinnen, die sich nicht mehr leiden können. Justine Braisaz-Bouchet (r.) gratuliert Julia Simon.
Ein Glückwunsch unter zwei Französinnen, die sich nicht mehr leiden können. Justine Braisaz-Bouchet (r.) gratuliert Julia Simon. © dpa/Martin Schutt

Oberhof. Aus dem Weg gehen – das war in dieser Situation einfach nicht möglich. Also gratulierte Justine Braisaz-Bouchet, die Zweitplatzierte des Verfolgungsrennens, der Siegerin Julia Simon, die im Zielraum des Oberhofer Biathlon-Stadions auf ihre Teamkollegin wartete. Es war ein flüchtiger und vor allem kühler Handschlag, keine Umarmung, keine gegenseitige Freude, nichts. Die beiden Französinnen können sich nicht mehr leiden, streiten sich sogar mit juristischen Mitteln.

Dabei kennen sich die beiden seit Kindheitstagen, wuchsen im gleichen Ort auf, teilten sich bei Trainingslagern und Wettkampfreisen oft das Zimmer. Doch das ist vorbei. Braisaz-Bouchet behauptet, dass Simon ihre Kreditkarte geklaut hat und mit der in Online-Shops Waren im Wert von 1.600 Euro gekauft zu haben. Fest steht, dass die Produkte von Simons Laptop bestellt wurden. Die schwieg lange zu den Vorwürfen, bis sie schließlich behauptete, dass sie Opfer eines Hackerangriffs gewesen und damit unschuldig sei. Braisaz-Bouchet stellte eine Anzeige, die Ermittlungen laufen noch immer.

Den Fall machte Braisaz-Bouchet öffentlich, und verteidigte das hinterher. „Ich habe das getan, was ich tun muss, gemäß meinen Werten“, erklärte die 27-Jährige. Seit einiger Zeit wollen sich die beiden Beteiligten nicht mehr zu dem Fall äußern, erklären lediglich, dass sie versuchen, sich auf den Sport zu konzentrieren. Simon war vom französischen Verband zunächst suspendiert worden, musste individuell trainieren, durfte erst im Herbst wieder zum Team stoßen.

Auch beim Staffel-Sieger-Foto getrennt: Julia Simon, Sophie Chauveau, Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot (v.l.) nach dem Zieleinlauf.
Auch beim Staffel-Sieger-Foto getrennt: Julia Simon, Sophie Chauveau, Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot (v.l.) nach dem Zieleinlauf. © dpa/Martin Schutt

Der Zwist sorgt auch deshalb für große Aufmerksamkeit, weil die beiden zu den derzeit weltbesten Biathletinnen gehören. Braisaz-Bouchet wurde 2022 Olympiasiegerin im Massenstart, brachte im Februar 2023 eine Tochter zur Welt und pausierte deshalb in der vergangenen Saison. In der gewann Simon den Gesamtweltcup.

Deutsche Biathletinnen laufen am Podest vorbei

In Oberhof waren sie in der Verfolgung die beiden Besten und gewannen auch das Staffelrennen zum Abschluss am Sonntag. Bei den deutschen Frauen lief es dagegen nicht. In der Verfolgung wurde Franziska Preuß, als Zweite gestartet, Siebente. „Ich hatte heute nicht die besten Ski. Es war ein Krampf auf der Strecke“, sagte sie. In der Staffel verpasste das deutsche Quartett durch Fehler beim Schießen eine bessere Platzierung. Drei Strafrunden musste es zusätzlich drehen und landete deshalb nur auf Platz fünf. „Wir haben uns unter Wert verkauft“, erklärte Vanessa Voigt.