Deutschland & Welt
Merken

Blitzstart von Threads: Was man über das neue Soziale Netzwerk wissen muss

Seit wenigen Tagen gibt es auch in Europa die Plattform Threads. Weil diese mit Instagram verknüpft ist, wächst sie rasch. Auch Sächsische.de und einige offizielle Stellen in Sachsen sind schon dabei.

Von Fabian Deicke
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Threads gibt es seit einer Woche in Europa. In Sachsen nutzen einige Medien und öffentliche Stellen bereits das neue Soziale Netzwerk.
Threads gibt es seit einer Woche in Europa. In Sachsen nutzen einige Medien und öffentliche Stellen bereits das neue Soziale Netzwerk. © dpa

Dresden. Das neue Soziale Netzwerk Threads ist seit Mitte Dezember in der EU am Start. Die Plattform des Facebook-Mutterkonzerns Meta ist auch in Europa aus dem Stand zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den Twitter-Nachfolger X geworden. Was Threads ist und kann, wie man sich anmeldet und was Sächsische.de sowie andere Medien oder öffentliche Stellen dort jetzt schon machen, fassen wir hier einmal kurz zusammen.

Was ist Threads?

Threads ist ein vordergründig textbasierter Kurznachrichtendienst, der per App (Android, iOS) oder im Browser bedient werden kann. Der Name bezieht sich auf das englische Wort "thread", was übersetzt Faden bedeutet. In der Netzsprache bezeichnet man als thread einen Gesprächs- oder Diskussionsverlauf, der sich über mehrere einzelne Postings bzw. Mitteilungen erstreckt und stetig verlängert werden kann. Genau das ist auch das Prinzip von Threads.

Allerdings ist es nicht Grundvoraussetzung, dass immer gleich ein Verlauf entstehen muss, wenn man etwas mit seinen Followern teilt. Man kann natürlich auch wie bei jedem anderen vergleichbaren Dienst einfache Postings veröffentlichen.

Was kann man posten?

Ein Posting darf bis zu 500 Zeichen lang sein. Man kann Links teilen, Bilder, Gifs und Videos mit einer Maximallänge von fünf Minuten. Beiträge können mit einem Herz-Symbol geliked werden. Teilen, zitierendes Teilen und Antworten oder das Versenden eines Links zu einem Posting geht natürlich auch.

Gut zu wissen ist auch, dass Hashtags Topics heißen. Pro Posting darf davon nur eins vergeben werden. Das macht Beiträge deutlich übersichtlicher, vermeidet Hashtag-Spam und dürfte in Diskussionsverläufen der Fokussierung auf ein konkretes Thema zuträglich sein.

Wie meldet man sich an und muss man angemeldet sein?

Was Threads am deutlichsten von der Konkurrenz unterscheidet, ist, dass es einen sehr großen Bruder hat: Instagram. Man kann nahezu hürdenlos von Instagram in den neuen Dienst hüpfen und dabei eine erhebliche Menge Nutzerdaten mitnehmen: Name, Biografie, Profilfoto - alles ist im Handumdrehen angelegt. Auch das komplette eigene Netzwerk. Soll heißen: Wem man bei Instagram folgt, dem folgt man, wenn man das will, auch automatisch von Anfang an bei Threads.

Jetzt das große Aber, das zugleich für den verspäteten Start von Threads in Europa verantwortlich ist. Mann muss keinen Threads-Account haben, um Inhalte anzusehen. Wer keinen Account hat, darf mitlesen, aber nicht mit Postings anderer Nutzer interagieren.

Meta hatte beim weltweiten Start von Threads im Juli die EU ausgelassen. Der Konzern begründete dies mit rechtlichen Unklarheiten mit Blick auf "neue Digitalgesetze". Nach Einschätzung von Beobachtern dürfte damit das Doppelpaket Digital Services Act (DSA) und Digital Markets Act (DMA) gemeint gewesen sein, weshalb die zunächst zwanghafte Instagram-Verknüpfung problematisch war.

Der Dresdner Social-Media-Experte Andreas Szabó sagt: "Der Datenschutz bei Threads ist genauso gut bzw. schlecht wie bei anderen Meta-Netzwerken." Wer sich also aus grundlegenden Bedenken bereits von Facebook und Instagram fernhalte, sollte bei Threads ähnlich handeln.

Wie schnell wächst Threads?

Meta erhofft sich von der Verknüpfung mit Instagram einen erheblichen Push zum Start. Andere Netzwerke wie beispielsweise das gerade behutsam wachsende Bluesky beginnen in der Regel bei Null, Threads kommt mit Turbo daher. Nach jüngsten Zahlen aus dem Herbst kam der Dienst auf rund 100 Millionen monatlich aktive Nutzer. Facebook-Gründer und Meta-Chef Mark Zuckerberg betont aber, er sehe Potenzial für mehr als einer Milliarde Nutzer.

Wird Threads das neue Twitter?

Social-Media-Experte Szabó sieht diesen Optimismus skeptisch. "Die Frage wird sein, wie nachhaltig dieser Push ist. In den USA war nach dem ersten Hype nach wenigen Monaten schon ein deutlicher Rückgang der täglich aktiven Nutzer zu verzeichnen." Hinzu komme, dass der Dienst offenbar gar nicht den Anspruch erhebe, das neue Twitter zu werden. "Politik oder harte News, davon will sich Meta fernhalten. Einige Suchbegriffe wie etwa 'Covid' werden sogar aktiv weggefiltert", so Szabó gegenüber Sächsische.de. Die Atmosphäre, so Szabó, sei aktuell sehr von Neugier geprägt und man spüre die Nähe zum eher auf Wohlfühlthemen zugeschnittenen Dienst Instagram.

Wer ist schon bei Threads?

Wer sich bei Instagram oder Twitter zurecht findet, der wird auch bei Threads schnell Fuß fassen. "Sehr interessant ist deshalb, wie sich aktuell zwei teils völlig verschiedene Szenen verweben: die eher bunte Influencer-Welt von Instagram mit der eher an Nachrichten interessierten Twitter-Bubble. Das ist ein wilder, spannender Mix."

An eben diesem Mix beteiligt sich auch Sächsische.de. Seit dem 14. Dezember gibt es den Account saechsische.de. Dort gibt es - Überraschung - Nachrichten, aber auch schöne Fotos, Lustiges, Inspirierendes oder auch mal Skurriles aus Sachsen.

Auch die Freie Presse aus Chemnitz sowie das Portal Tag24 sind schon aktiv. Die Leipziger Volkszeitung hat ebenfalls einen Account.

Spannend wird sein, wie schnell öffentliche Stellen, Behörden und Ministerien den Dienst für ihre öffentliche Kommunikation entdecken. Gerade für diese hat seit dem Hickhack um Verifizierungshäkchen und die Zunahme von "Fake News" bei X die Suche nach einer Alternative begonnen.

Die Polizei Sachsen nutzt Threads bereits rege. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer "legt los", genauso die Staatsregierung mit dem offiziellen Kanal freistaat.sachsen sowie das Innenministerium und das Kultur- und Tourismusministerium.

Ist Threads offen für Mastodon?

Ein Aspekt ist noch relevant beim Betrachten von Threads: Es könnte bald aber auch sein, dass Nutzerinnen und Nutzer des dezentralen Kurznachrichtendienstes Mastodon Accounts von Threads folgen können. Möglich macht diese Interoperabilität "ActivityPub". Das ist ein offenes Protokoll für soziale Netzwerke, das von Mastodon bereits genutzt wird und bei Threads eingeführt werden soll.

Ein Test zum Folgen von Mastodon-Accounts aus Threads-Konten heraus läuft bereits, wie Meta-Chef Mark Zuckerberg auf Threads erklärt. So sollen Beiträge von Threads-Konten auf Mastodon und anderen Diensten, die "ActivityPub" unterstützen, verfügbar werden.