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Ukraine: Eibauer Unternehmer schickt Hilfe per Bus

"Komm mit Reisen" organisiert einen Hilfstransport. Viel Unterstützung hat sich spontan gefunden. Für eine besondere Aufgabe wird aber noch ein Helfer gesucht.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Ulf Künzelmann auf dem Betriebsgelände seiner Firma "Komm mit Reisen" in Eibau.
Die Firma startet mit den Bussen jetzt eine Hilfstour für Ukraine-Flüchtlinge.
Ulf Künzelmann auf dem Betriebsgelände seiner Firma "Komm mit Reisen" in Eibau. Die Firma startet mit den Bussen jetzt eine Hilfstour für Ukraine-Flüchtlinge. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Busse sind startklar. Diesen Punkt kann Ulf Künzelmann abhaken. An anderen Fronten hat er noch viel zu tun dieser Tage, das Handy ist ständig am Ohr. Als die schlimmen Nachrichten aus der Ukraine immer mehr wurden, die Bilder von flüchtenden Menschen, die sich an den Grenzen in die Nachbarländer drängen - da hat es den Inhaber des Reisebüros "Komm mit" in Eibau nicht mehr ruhig gehalten. Er wollte helfen, aber wie? Hier kommen die Busse ins Spiel. "Komm mit" ist vor allem bekannt für seine Busreisen. Künzelmann hat mehrere Busse, die seit Monaten stillliegen. Sie sind abgemeldet, weil Busreisen ja coronabedingt verboten waren. Inzwischen hat er kurzentschlossen einige wieder angemeldet, um damit an die rumänische Grenze zu fahren.

Künzelmann hat mitbekommen, dass jetzt viele Helfer an der ukrainisch-polnischen Grenze sind. Dorthin machen sich etliche Hilfsorganisationen- und -gruppen auf den Weg. Nicht aber nach Rumänien. Auch das Land auf dem Balkan hat eine Grenze mit der Ukraine, Flüchtlinge kommen dort an. Und dort - im Dreiländereck Ukraine/Rumänien/Moldawien - will Ulf Künzelmann mit seiner Firma nun konkret helfen. In den nächsten Tagen will er zwei seiner Reisebusse an die rumänische Grenze schicken. Sie sollen Hilfsgüter mitnehmen, die vor Ort an die Menschen verteilt werden, die ihr Hab und Gut auf der Flucht zurücklassen mussten. Vor Ort arbeiten Organisationen, sie bringen die Sachspenden ins Land. Auf dem Rückweg sollen die Komm-mit-Busse Flüchtlinge mitbringen.

Kontakte zu ukrainischen Freunden abgebrochen

Mit seinem Reisebüro hat Künzelmann viele Kontakte nach Rumänien, arbeitet dort mit einer Reiseagentur zusammen. Außerdem hat er auf Schiffsreisen, die sein Unternehmen anbietet, schon oft mit Ukrainern zusammengearbeitet. "Wir haben schon ganze Schiffe mit ukrainischer Besatzung gechartert", erzählt der Reiseunternehmer. Die meisten dieser Mitarbeiter stammen aus der Gegend um Odessa im Süden der Ukraine. "Auch dort wird es ja langsam brenzlig", hat Künzelmann aus den Nachrichten erfahren. Zu vielen der Mitarbeiter habe er Kontakt gehalten, der ist inzwischen abgebrochen. "Man hat regelrecht ein schlechtes Gewissen, wenn man hier sitzt und nichts tut. Die Busse sind ja da und fahrbereit. Wir mussten sie eben nur wieder anmelden." Das sei in Zusammenarbeit mit der Kfz-Zulassungsstelle beim Landratsamt sehr unkompliziert gelaufen, sagt Künzelmann. Er lobt die gute Kooperation mit dem Bürgerbüro in Löbau, dort habe man kurzfristig alles Nötige regeln können.

Auch sonst musste nun alles sehr schnell gehen. "Lange warten können wir da nicht, die Hilfe wird jetzt gebraucht." Also funktionierte er die Bushalle an seinem Firmensitz in Eibau kurzerhand um zur Sammelstelle. Hierhin können Einwohner jetzt Sachspenden bringen. Drei Termine hat Künzelmann dafür vorgesehen: am Donnerstag, Freitag und Sonnabend dieser Woche. Die Spedition Priebs aus Eibau stellt Paletten zur Verfügung für das provisorische Sammellager und auch Hubwagen, mit denen die Sachen dann schnell und einfach zum Beladen an die Busse herangebracht werden können. Von Obi in Ebersbach gab's Kartons für den Transport.

Medikamente sind ein Problem

Von den Helfern aus Rumänien hat Künzelmann nun auch eine Liste erhalten, was alles benötigt wird. Wichtig sind demnach in erster Linie Medikamente (Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Verbandssachen - zum Beispiel nicht mehr benötigte Verbandskästen aus dem Auto). An Medikamente zu kommen, scheint das größte Problem zu sein. Künzelmann hofft, dass sich noch eine Apotheke findet, die Mittel zur Verfügung stellen kann. "Das können ja auch kleinere Mengen sein." Benötigt wird zudem alles für Kinder (Kindernahrung, Kleidung, Windeln), haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel für Frauen und Männer, Schlafsäcke und Decken.

Alles sollte möglichst transportsicher verpackt sein, zum Beispiel in Kartons. Und ganz wichtig: Die Kisten sollten beschriftet sein, damit jeder gleich weiß, was drin ist. Das erleichtert den Helfern die Arbeit beim Verteilen der Sachen vor Ort. Wenn Kleidung für Erwachsene gespendet wird, dann sollte das vorrangig neue Unterwäsche sein und Wintersachen, die in Ordnung und gebrauchsfähig sind. Denn Zeit und Gelegenheit, die Sachen erst auszusortieren, haben die Helfer nicht.

Verpflegung für die Fahrt wird gebraucht

Für die Rückfahrt benötigen Künzelmann und sein Team für die Flüchtlinge auch Verpflegung für die Fahrt im Bus nach Deutschland. "Vielleicht können sich Fleischer, Bäcker oder Lebensmittelhändler bei uns melden, die uns am Sonnabend etwas zur Verfügung stellen könnten", wünscht sich Ulf Künzelmann. Zu berücksichtigen sei dabei außerdem, dass ausschließlich Frauen und Kinder mitkommen. Deshalb wäre es auch wichtig, Kindersitze, Sitzerhöhungen und Sitzschalen zu bekommen, damit die Kinder sicher reisen können. Und: "Es wäre schön, wenn sich eine Frau fände, die zumindest englisch oder sogar russisch spricht, die sich spontan entscheidet, uns zu begleiten." Sie könnte die Frauen und Kinder auf der Rückfahrt betreuen. "Die Busfahrer müssen sich aufs Fahren konzentrieren", sagt der Busunternehmer. Wer da gern helfen möchte, kann sich bei "Komm mit Reisen" in Eibau melden unter der Telefonnummer: 03586 781818.

Schon am Sonnabendabend oder Sonntagfrüh sollen die ersten Busse in Eibau starten. "Ich gehe davon aus, dass wir am Dienstag wieder zurück sind", so Künzelmann.

Unterkommen werden die Flüchtlinge dann wohl erst einmal im Landkreis. Sobald Künzelmann weiß, wie viele Menschen mitkommen, will er sich an das neu gegründete Koordinierungsbüro in Görlitz wenden und hofft auf Unterstützung von dort. "Irgendwo müssen wir die Leute ja hinbringen, wenn wir hier ankommen."

Ulf Künzelmann schließt nicht aus, dass er mit seiner Firma weitere Fahrten organisieren wird. "Jetzt werden wir erst einmal sehen, wie das alles funktioniert."

Abgabetermine für die Sachspenden: Donnerstag, 3. März und Freitag, 4. März jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie Sonnabend, 5. März von 9 bis 14 Uhr. Abgabe auf dem Betriebsgelände von "Komm mit Reisen" in Eibau, Neueibauer Straße 19a.