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Warum Sonnenblumenöl bald Mangelware sein könnte

Der Ukraine-Krieg wirkt sich auch auf den deutschen Lebensmittelhandel aus. Ein Verband warnt bereits vor einem Mangel an manchen Speiseöl-Sorten.

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Ein Mähdrescher erntet auf einem Feld Sonnenblumen: In Deutschland kommen nur 6 Prozent des Bedarfs an Sonnenblumenöl aus heimischer Produktion.
Ein Mähdrescher erntet auf einem Feld Sonnenblumen: In Deutschland kommen nur 6 Prozent des Bedarfs an Sonnenblumenöl aus heimischer Produktion. © dpa/Jens Büttner

Berlin. Sonnenblumenöl könnte in Deutschland wegen des Ukraine-Krieges schon in einigen Wochen Mangelware werden. Davon geht der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus.

Der Hintergrund: Laut Ovid sind die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent die weltweit wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur 6 Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion.

"Da kommt jetzt nichts mehr", betonte der Verband. Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise stiegen deshalb schon vor dem Ukraine-Krieg spürbar.

"Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", sagte der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk der Deutschen Presse-Agentur. Nachschub aus der Ukraine - dem wichtigsten Lieferland für Sonnenblumenöl - gebe es derzeit nicht. Allerdings könnten Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen. Hier seien keine Engpässe zu erwarten.

Sonnenblumenöl und Mehl in Spanien teils ausverkauft

Wegen Hamsterkäufen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind in spanischen Supermärkten Sonnenblumenöl und Mehl ausverkauft, oder die Abgabe ist begrenzt. Spanien ist vor allem bei Sonnenblumenöl von der Ukraine abhängig. Insgesamt 62 Prozent des spanischen Bedarfs kamen zuletzt aus dem heute umkämpften Land.

In vielen Supermärkten gibt es leere Regale. "Wir haben Speiseöl nachbestellt, aber bekommen seit Tagen nichts", sagte ein Angestellter eines Supermarktes bei Barcelona. Das gleiche gelte für Mehl, das derzeit auch nicht mehr zu haben sei. Auch Regale für Nudeln, Haferflocken und Hülsenfrüchte wiesen teils große Lücken auf oder waren fast leer. Manche Supermärkte beschränkten den Verkauf von Sonnenblumenöl auf fünf Liter pro Person.

Spanien produziert vor allem Olivenöl, das jedoch teurer ist. Das preisgünstige Rapsöl wird nach einem Giftöl-Skandal 1981 mit Tausenden Toten von den Kunden gemieden und deshalb kaum angeboten. Straßenhändler hatten damals giftiges Industrie-Rapsöl in den Verkehr gebracht.

Der Dachverband der Großhändler und Supermärkte, Asedas, hatte schon vor Tagen auf ein "ungewöhnliches Verhalten der Konsumenten" beim Kauf von Sonnenblumenöl hingewiesen und zugleich betont, die Versorgung mit Speiseöl und anderen Lebensmitteln sei in Spanien generell sicher. Zu Engpässen könnte es Medienberichten zufolge frühestens ab dem Sommer kommen, falls die nächste Ernte in der Ukraine ausfällt.

Auch die Bauernverbände schlugen Alarm. Sollte es zu längerfristigen Ausfällen beim Import von Mais, Getreide und Ölkuchen aus der Ukraine kommen, könne das Viehfutter knapp werden. (dpa)