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"Dieses Urteil zeigt die Legitimität unseres Handeln"

Claus-Peter Reisch, der Kapitän des Dresdner Rettungsschiffs Lifeline wurde in Malta erst zu einer Geldstrafe verurteilt, aber jetzt doch freigesprochen.

Von Tobias Wolf
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Claus-Peter Reisch
Claus-Peter Reisch © dpa/Matthias Balk

Gut eineinhalb Jahre nach einer Rettungsaktion im Mittelmeer ist das Drama des Dresdner Rettungsschiffs „Lifeline“ nun juristisch geklärt. Kapitän Claus-Peter Reisch ist in Malta vom Vorwurf der falschen Registrierung freigesprochen worden. Er hatte im Juni 2018 mit seiner Crew 234 Flüchtlinge gerettet und durfte fast eine Woche lang in keinen Hafen einlaufen.

„Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, obwohl die Fakten dafür sprachen, dass wir im Recht sind“, sagt der 58-Jährige. Die Polizei hatte das Schiff nach dem Anlegen in Malta beschlagnahmt. Reisch wurde kurzzeitig festgenommen, vor Gericht gestellt und in erster Instanz im Mai 2019 zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt, obwohl das Schiff in Holland registriert ist.

Der Bayer aus Landsberg am Lech hatte damals von einem „politischen Prozess“ gesprochen, der „die private Seenotrettung abwürgen und damit das Sterben im Mittelmeer wieder verschleiern“ sollte. Reisch, einst Betreiber einer Vertretung für Sanitär- und Heizungsprodukte, war 2015 mit seiner Freundin nach Griechenland gesegelt und sah sich im Mittelmeer mit der Flüchtlingsfrage konfrontiert. Reisch bewarb sich für Rettungsmissionen und wurde schnell zum Gesicht der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline. 

Für die Prozesse um die angeblich falsche Registrierung reiste Reisch zwölf Mal nach Malta. „Der Richter in der ersten Instanz hat gesagt, dass es nur darum gehe, Zeit und Geld mit dem Prozess zu verschwenden“, sagt der Kapitän. Allein die aus Spenden finanzierten Anwaltskosten liegen bei 90.000 Euro, sagt Axel Steier von Mission Lifeline. „Wir haben jetzt mehr Rechtssicherheit“, so Steier. „Jedes Urteil in diese Richtung zeigt die Legitimität unseres Handeln.“

559 Tage lang war die „Lifeline“ beschlagnahmt. Kostenpunkt: 360.000 Euro. Sie soll verkauft werden. Aber noch immer droht Ungemach, diesmal aus Italien. Bei einer weiteren Seenotrettungsmission war Kapitän Reisch mit dem Schiff „Eleonore“ und 100 Geretteten an Bord gegen den Willen des rechtsextremen italienischen Ex-Innenministers Matteo Salvini in Italien eingelaufen. Auch dieses Schiff wurde beschlagnahmt, sowie eine Geldstrafe über 300.000 Euro für Reisch verhängt. Verein und Kapitän haben Einspruch eingelegt. Eine Entscheidung steht noch aus. (mit epd)