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Ärger und Frust durch Eiland-Umfahrung

Die Sanierung des Kreisverkehrs zwischen Gablenz, Krauschwitz und Bad Muskau ist nötig. Doch die Folgen sorgen für viel Frust – und das noch bis 6. September.

Von Sabine Larbig
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Am Kreisverkehr Eiland wird bereits der neue Straßenbelag aufgebracht. Danach folgen noch die Straßenmarkierungen und der Abbau der Baustelleneinrichtung. Das bedeutet, dass auch quer durch Bad Muskau weiter Fahrzeugkolonnen rollen und rasen.
Am Kreisverkehr Eiland wird bereits der neue Straßenbelag aufgebracht. Danach folgen noch die Straßenmarkierungen und der Abbau der Baustelleneinrichtung. Das bedeutet, dass auch quer durch Bad Muskau weiter Fahrzeugkolonnen rollen und rasen. © Sabine Larbig

Seit 21. August wird der seit langem defekte Straßenbelag, durch den es bereits zu Unfällen im Kreisverkehr kam, saniert. Die dadurch erforderliche Vollsperrung des Kreisverkehrs an der Bundesstraße 115/ Kreisstraße 8478 inklusive großräumiger Umleitungen aber belastet die Anliegergemeinden. Sie leiden seither innerorts unter besonders hohem Verkehrsaufkommen. Nicht nur Massen von Pkw quälen sich neben Rad- und Kradfahrern durch die Haupt- und Nebenstraßen der Orte, ohne auf Verkehrsschilder oder Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten, sondern täglich auch Hunderte zusätzliche Laster. Und dies, obwohl viele von ihnen viel zu breit für die engen Gemeindestraßen sind, die sie aus Zeitgründen als vermeintlich schnellere „Schleichwege“ nutzen, und auch keine Wendemöglichkeiten bieten. Seit zwei Wochen ist dadurch der Frust bei Einwohnern und Kommunalverwaltungen immens. Auch, weil ihre Hinweise im Vorfeld der Bauarbeiten und die Beschwerden währenddessen bei zuständigen Behörden keinerlei Gehör fanden und finden.

Wut bei Bürgermeistern und Räten

„In Gablenz fahren Sattelzüge sogar über den Krauschwitzer Weg und die Wossinka. Das ist eine Katastrophe. Nicht nur, weil die Wossinka beispielsweise keinen Unterbau hat und Laster nun die Straße und Bankette und selbst private Zäune zerfahren haben. Sie sind auch eine Sicherheitsgefahr für unsere zu Fuß gehenden und radfahrenden Einwohner und Schulkinder. Für mich ist die Umfahrung eine nicht durchdachte Maßnahme und eine bodenlose Frechheit“, machte der Gablenzer Bürgermeister Dietmar Noack erst kürzlich seinem Ärger und dem der Einwohner – täglich beschweren sich Bürger über die Situation bei der Gemeinde – öffentlich Luft. Denn Einfluss und Handlungsspielraum hat die Gemeinde kaum, da Baumaßnahme und Sperrung dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) obliegen. Das Amt habe die Gemeinde, laut Noack, sogar erst kurzfristig über die ausgeschilderten Umleitungen informiert, sodass man keine Hinweise und Änderungswünsche, wie nach verstärkten Polizeikontrollen oder Tonnage-Begrenzungs- und Sackgassenschildern, mehr habe abgeben können. Im Fall der Wossinka, einer Gemeindestraße, wurde Gablenz daher selbst aktiv, stellte Schilder auf.

Derartige Möglichkeiten hat Bad Muskau, wo der Frust noch größer als in Gablenz ist, nicht. Durch Touristensaison, Tanktourismus, Kreisel-Bau und Umleitungen erstickt die Kleinstadt derzeit in Autos und Abgasen. „Ich habe Ihnen eine Video von mir geschickt, wie sich die Autokolonnen durch Bad Muskau quälen. Das kann und darf erst recht nicht durch von Behörden und Landkreis angeordnete Baumaßnahmen und Umleitungen so sein“, wandte sich Stadtrat Siegmar Nagorka am Mittwoch in der Stadtratssitzung an Bürgermeister Thomas Krahl.

Angst vor Chaos als Dauerzustand

„Die Leute haben Angst, auf der Straße mit dem Rad zu fahren. Mir persönlich kamen dafür auf dem Radweg schon Mopeds und Autos entgegen. Außerdem sind die Kraftfahrer durch Umleitungen und Zeitverluste äußerst aggressiv. Ein LKW mit Anhänger fuhr beim Überholen in der städtischen 30er-Zone sogar zwischen zwei Kutschen rein. Ein Wunder, dass die Tiere ruhig blieben und nichts passierte. Dafür gab es einen schweren Unfall am Uferweg, und auf dem Weinbergweg wird gerast, was das Zeug hält. Inzwischen ist der komplett zerfahren und man kann zusehen, wie die Schlaglöcher von Tag zu Tag größer werden“, äußerte Nagorka weiter und forderte die Stadtverwaltung auf, etwas gegen die Situation zu tun und sich bei Lasuv und Kreis für Schadensausgleiche stark zu machen. Zudem appellierte der Stadtrat – unter Beifall aller Räte – ebenfalls an die Verwaltung, endlich alle Möglichkeiten zu nutzen, um das Anlegen von Fußgängerüberwegen im Ortskern umzusetzen und ein städtisches Verkehrskonzept inklusive Berücksichtigung von Grenzverkehr, Parkbesuchern, Einwohnern und Umgehungsstraße Krauschwitz zu erstellen. „Wir entwickeln uns verkehrstechnisch nämlich zur Chaos-Stadt“, so Nagorka.

Auch Bürgermeister Thomas Krahl weiß um die aktuellen und generellen Probleme. Was die Kreisel-Sanierung betrifft, sagte Krahl, so habe er sich bereits am 1. August schriftlich bei der für verkehrsrechtliche Anordnungen zuständigen Stelle im Landratsamt dafür stark gemacht, die Belastungen durch den Schwerlastverkehr in der Stadt so gering wie möglich zu halten und Beschränkungen zu überwachen. „Leider sind weder die von mir angeregten Tonnage-Begrenzungen, Polizeikontrollen oder das Freihalten der Radwege beachtet und umgesetzt worden. Entsprechend groß und nachvollziehbar ist der Ärger der Bürger über die täglich durch Bad Muskau rollenden Fahrzeugmassen.“ Zudem habe er selbst erlebt, wie sich Kraftfahrer über Verkehrsregeln hinwegsetzen. „In der Mittelstraße sind zwei große Transporter entgegen dem Einfahrtsverbot gefahren. Als ich sie darauf hinwies, sagten die Fahrer, das wäre doch nicht so schlimm und sie würden nur schnell mal was essen wollen.“

Kreisverkehr bleibt weiter dicht

Zu den in der Ratssitzung angesprochenen Themen wie Fußgängerüberwege, Verkehrskonzept und Tanktourismus äußerte Krahl nur wenig. Das Konzept sei im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes auf dem Weg, koste jedoch Geld. Zu Tanktourismus und dem desolaten Zustand der Grenzbrücke mitten in der Stadt sowie der seit Jahren auf deutscher Seite herrschenden Forderung der Brückensperrung für Pkw – zumal für viele Millionen Euro eine neue Straße samt Brücke als Zufahrt nach Leknica samt Markt gebaut worden sei – informierte der Stadtchef, dass es zu diesen und anderen Themen im September ein Treffen der Bürgermeister beider Grenzstädte sowie Vertretern der Fürst-Pückler-Stiftungen geben werde.

Fazit: Vorerst bleibt alles unverändert, leben Einwohner von Bad Muskau, Gablenz, Krauschwitz durch ständige Bauarbeiten im Umfeld und damit verbundene Verkehrsumleitungen weiter gefährlich. Und noch eine Hiobsbotschaft gibt es: Da der Starkregen der letzten Tage die Bauarbeiten am Eiland ins Stocken brachte, gelten die Umleitungen noch bis einschließlich 6. September. Ab 7. September, heißt es aus dem Landratsamt, werde der Kreisverkehr wieder für den Verkehr freigegeben.