SZ + Weißwasser
Merken

Rallyemeister vs. Kanu-Olympiasieger

Am Bärwalder See machten Matthias Kahle und Tom Liebscher eine super Figur – in der Disziplin des jeweils Anderen.

Von Constanze Knappe
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Tom Liebscher (li.) und Matthias Kahle – mit Spaß an der Challenge und Respekt vor der Leistung des Anderen.
Tom Liebscher (li.) und Matthias Kahle – mit Spaß an der Challenge und Respekt vor der Leistung des Anderen. © Constanze Knappe

In 58,22 Sekunden wechselte Tom Liebscher das Rad eines Skoda Fabia. Bei der Formel 1 würde er damit keinen Blumentopf gewinnen, schätzte er selber ein. Doch im Vergleich mit Matthias Kahle machte sich der zweifache Kanu-Olympiasieger nicht nur richtig gut, er schlug ihn sogar – wenn auch nur um Haaresbreite.

In einer Challenge standen sich die beiden Männer gestern am Boxberger Ufer des Bärwalder Sees gegenüber. Die Kampagne „So geht sächsisch“ ist schon länger Partner der Lausitz-Rallye, fördert aber auch andere sächsische Sportler. So lag die Idee nahe, im Vorfeld der 24. Internationalen ADMV Lausitz-Rallye, die vom 4. bis 6. November stattfindet, in besonderer Weise die Werbetrommel dafür zu rühren. Mit einer Challenge eben. Die Duellanten: der zweifache Kanu-Olympiasieger Tom Liebscher (28) und der siebenfache Rallyemeister Matthias Kahle (52). Für den gebürtigen Görlitzer Kahle ein vertrautes Terrain. Nicht nur, dass er als gelernter Anlagenmonteur sechs Jahre im Braunkohlentagebau gearbeitet hat. Er war, wie er gestern erzählte, mit dabei, als 1992 die Böschung für das Boxberger Ufer angelegt wurde. „Der Seenlandschaft kann man beim Wachsen zusehen“, war auch der Dresdner Tom Liebscher beeindruckt.

Dass er sich bei dem – für ihn völlig ungewohnten – Radwechsel derart wacker schlagen würde, war nicht zu erwarten. Wenig später warteten die beiden Männer am Wasser auf das Startsignal für den nächsten Vergleich. Spannend war es schon, ob der Wellengang die Kajaks womöglich abtreiben lässt. Tom Liebscher hatte sein aus Carbon bestehendes, zwei Meter langes und 650 Gramm schweres Olympiapaddel dabei, mit dem er in Tokio Gold holte. Der Chancengleichheit wegen verzichtete er jedoch auf dessen Einsatz, griff stattdessen zum Einheitspaddel.

Während das Kajak von Matthias Kahle mit einem Schubser ins Wasser glitt, brauchte Tom Liebscher derlei Unterstützung natürlich nicht. Dass er bei 55,83 Sekunden deutlich vor dem Rallyefahrer wieder am Ufer anschlug, war keine Überraschung. Matthias Kahle nahm’s trotzdem gelassen: „Ich finde mich gar nicht so schlecht“, kommentierte er diesen Teil der Challenge. Pitschnass waren beide geworden, jedenfalls was den Hosenboden anging. So mussten sie sich vor der abschließenden Quizrunde erst einmal umziehen. Die fünf Fragen zu Land und Leuten in Sachsen waren danach kein Problem.

Challenge als super Erfahrung

„Es hat Spaß gemacht“, waren sie sich hinterher einig. Und, dass es eine schöne Erfahrung war. „Super, dass du beim Radwechsel gewonnen hast“, lobte Matthias Kahle seinen Kontrahenten. Tom Liebscher wiederum gab das Lob zurück: „Beim Paddeln hast du eine gute Figur gemacht“. Er selber will seine Paddel so schnell noch nicht in die Ecke stellen. Vor zwei Wochen begann der Olympiasieger wieder mit dem Training. In Kürze muss er wie alle Sportsoldaten zu einem fünfwöchigen Lehrgang bei seinem Arbeitgeber, der Bundeswehr. Anfang Januar folgen die ersten Sichtungswettbewerbe. Bis zur Saison im April ist es dann nicht mehr lange hin. 2022 stehen die WM in Kanada an wie auch die Deutschen Meisterschaften auf seiner Lieblingsstrecke in München. Bis zu Olympia in Paris sind es bloß noch zweieinhalb Jahre. Nebenher verfolgt er sein Studium im Verkehrsingenieurwesen, um zum Sport einen Plan B zu haben, wie er sagt.

Tom Liebscher liebt das Lausitzer Seenland. Mit acht Jahren machte er den Surfschein auf dem Senftenberger See. Wie er sagte, würden sie als Kanuten mitunter auf der neuen Regattastrecke auf dem Dreiweiberner See trainieren. Und auch den Bärwalder See findet er „echt cool“.

Im Rennoverall durfte er an der Seite von Matthias Kahle erleben, wie es ist, „mit 200 durch den Wald zu düsen“. Ein bisschen aufgeregt sei er aber schon, gab er zuvor beim Einsteigen zu. Und selbst das war angesichts des geringen Platzes in dem Rallyeauto für den hochgewachsenen Wassersportler eine Herausforderung.

Matthias Kahle freut sich derweil auf die Lausitz-Rallye in der nächsten Woche – nicht zuletzt wegen des Duells mit dem Norweger Anders Gröndal. Zudem rechnet er damit, dass ihm Erik Cais das Siegen schwer machen wird. Im Gegensatz zu Gröndal kennt der junge Tscheche die Strecke jedoch nicht, was Kahle als Pluspunkt für sich verbucht. Vor allem aber ist der Lokalmatador froh, dass wieder Zuschauer bei der Rallye dabei sein dürfen. Im vorigen Jahr „durch eine Geisterarena“ fahren zu müssen, das sei schon komisch gewesen.

Ticketverkauf für Rallye gestartet

Die ersten 174 Tickets für die Lausitz-Rallye waren am Donnerstagmorgen zum offiziellen Start schon weg. Freigeschaltet wurde der Verkauf nämlich in einem Soft-Opening am Mittwochabend. „Einfach, um zu testen, weil wir im Vorfeld der Rallye unsere Website neugestaltet haben“, so Pressesprecher Björn Fröbe. Bestellt wurde für Familien oder ganze Freundeskreise.

Ausdrücklich weist der Rallye-Renn-& Wassersport-Club Lausitz als Veranstalter noch einmal daraufhin, dass die Tickets nur auf seiner Website, nur im Online-Verkauf und auch nur personalisiert erhältlich sind. Zutritt ist nach dem 3G-Modell mit den entsprechenden Nachweisen erlaubt. Testmöglichkeiten bestehen vor Ort. Es wird zehn verschiedene Zuschauerpunkte geben, davon acht am Sonnabend an interessanten Streckenabschnitten.

Indes ging gestern eine Anweisung der obersten Rennbehörde der FIA ein. Gemäß der Covid 19-Regularien bleibt auch bei der Lausitz-Rallye das Fahrerlager für Besucher tabu. „Leider“, so Björn Fröbe.

Mehr Nachrichten aus Weißwasser und Umland lesen Sie hier.