Update Politik
Merken

Macron kommt nicht nach Sachsen - aber Dresden feiert trotzdem

Frankreich hat den Staatsbesuch von Präsident Macron abgesagt. Die Reise, die ihn auch nach Sachsen führen sollte, wird durch die Krawalle in Paris verhindert. In Dresden wird aber dennoch gefeiert.

Von Mirko Jakubowsky & Philipp Siebert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt. Auf dem Dresdner Neumarkt soll aber dennoch am Dienstag gefeiert werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt. Auf dem Dresdner Neumarkt soll aber dennoch am Dienstag gefeiert werden. © Sven Ellger; Lewis Joly/AP/dpa

Paris./Dresden. Wegen der anhaltenden Krawalle in Frankreich kommt Präsident Emmanuel Macron nicht wie geplant an diesem Sonntag zum Staatsbesuch nach Deutschland. Macron habe darum gebeten, den Besuch zu verschieben, teilte das Bundespräsidialamt bereits am Samstag in Berlin mit. Macron telefonierte demnach mit Steinmeier und unterrichtete ihn über die angespannte Situation in seinem Land. Er habe um die Verschiebung gebeten. Auch der Elysée-Palast bestätigte dies.

Mit der Absage wurde klar, dass auch der für Dienstag geplante Besuch Macrons in Sachsen nicht stattfindet. Der französische Präsident wollte eigentlich an diesem Sonntag nach Deutschland reisen, das offizielle Besuchsprogramm sollte am Montag in Berlin beginnen. Am Dienstag wollte Macron mit seiner Frau Brigitte weiter nach Sachsen reisen.

Dort war unter anderem ein Besuch auf Schloss Moritzburg sowie eine kleine Stadtführung durch Dresden mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) geplant. Anschließend wollte Macron eine Rede vor der Frauenkirche halten. Dafür wurde extra ein europäisches Jugendfest unter dem Motto "Fête de L’Europe" organisiert.

Kretschmer zeigt sich verständnisvoll

Sachsen wollte Macron den Staatsgast mit den größtmöglichen Ehren empfangen. Während seines Besuchs sollte er daher von einer speziellen Motorradstaffel der Polizei begleitet werden. Die Proben dafür liefen bereits seit einigen Tagen.

Ministerpräsident Michael Kretschmer zeigte sich nach der Absage verständnisvoll. "Dass der Staatsbesuch des französischen Präsidenten Macron verschoben wird, ist bedauerlich und zugleich verständlich", teilte der CDU-Politiker nach Bekanntwerden der Verschiebung über Twitter mit. Die Entscheidung sei richtig und nachvollziehbar, "der innere und soziale Frieden in Frankreich hat Priorität".

Die Spitzenpolitiker der anderen beiden von der Absage betroffenen Länder äußerten sich ähnlich. Sowohl Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) als auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) drückten ihr Verständnis aus.

In Dresden wird auch ohne Macron gefeiert

Trotz des verschobenen Staatsbesuchs von Macron feiert die Stadt Dresden am Dienstag gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit einem Fest Europa. Wie das Bundespräsidialamt am Sonntag mitteilte, will Steinmeier auf dem Europafest ein Grußwort sprechen.

"Auch wenn der geplante Staatsbesuch verschoben wird, werden wir am kommenden Dienstag in Sachsens Landeshauptstadt Europa feiern", erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer kurz nach Bekanntwerden der Verschiebung des Besuchs von Macron am Samstagnachmittag. Mit der "Fête de l'Europe" auf dem Dresdner Neumarkt soll den Veranstaltern zufolge vor allem eine Brücke nach Osteuropa geschlagen werden.

Auf zwei Bühnen ist den Angaben zufolge zwischen 15 und 19 Uhr ein abwechslungsreiches Programm geplant. Unter anderem werden die Sängerinnen Lea ("Leiser") und Leony ("Remedy") erwartet. Organisiert wird das Fest vom Freistaat und der Cellex-Stiftung. Die Veranstalter erwarten eigenen Angaben zufolge bis zu 15.000 Gäste - vor allem Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende und junge Berufstätige.

Nächtliche Krawalle in Frankreich setzen sich fort

Die Absage des Staatsbesuchs folgt auf heftige Unruhen in Frankreich. Auslöser dafür war der Tod eines jungen Mannes bei einer Polizeikontrolle am Dienstag. Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den 17-jährigen Nahel am Morgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten.

Der Vorfall sorgte landesweit für Bestürzung, Frankreich wird seitdem von heftigen Unruhen erschüttert. Auch in der fünften Nacht in Folge kam es zu Randalen mit mehreren Hundert Verhaftungen

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich innenpolitische Ereignisse in Frankreich negativ auf außenpolitische Pläne auswirken. Im Frühjahr wurde wegen der Rentenproteste in Frankreich der Besuch des britischen Königs Charles III. kurzfristig abgesagt. (SZ mit dpa)