Als Viktoriia und Vladislav mit Rucksack und Tasche vor ihrer Tür standen, war für Simone Preiß und ihren Mann Claas Krämer klar, dass sich nun einiges verändern würde. Nur wie sehr und für wie lange, das wussten sie nicht. Die beiden Radebeuler gehörten zu den Menschen, die im Frühjahr handelten, als die Menschen in der Ukraine vom Krieg heimgesucht wurden.
Bereits im März nahmen die Radebeuler eine 18-jährige Ukrainerin und ihren achtjährigen Bruder bei sich auf, deren Mutter im vergangenen Jahr an Corona gestorben war. Über Wochen und Monate suchten sie danach zunehmend verzweifelt eine Wohnung für Viktoriia und Vladislav und fühlten sich zwischenzeitlich von Stadt und Landkreis im Stich gelassen.
„Auf diese Weise wird die private Flüchtlingshilfe ad absurdum geführt“, schrieb Simone Preuß damals an den Radebeuler Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). Ihr ging es nicht um die fünf Euro Aufwandsentschädigung pro Tag und Gast, sondern sie wollten für sich und vor allem ihre Gäste ein Stück Normalität zurückgewinnen.
Simone und Claas arbeiten beide im Krankenhaus Dresden-Neustadt. Die 49-Jährige als Chirurgin, der 47-Jährige als Anästhesiepfleger. Zusammen mit ihren Töchtern Tilda und Ella leben sie in Altkötzschenbroda.
Als sie die Hoffnung auf eine eigene Wohnung in der Nähe für Viktoriia und Vladislav schon fast aufgegeben hatten, tat sich doch noch eine Lösung auf: „Im November konnten die beiden in das Mehrfamilienhaus eines sehr hilfsbereiten Radebeuler Ehepaares umziehen“, sagt Simone Preiß. Die Wohnung sei nur 400 Meter entfernt. „Eine großartige Geschichte. So kann Vlad weiter in die bisherige Schule gehen und seine Freunde sehen. Wir helfen, wo wir gebraucht werden.“ Insgesamt führten die beiden nun jedoch ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben.
Insgesamt lebten zuletzt rund 350 Geflüchtete aus der Ukraine in Radebeul. Im gesamten Freistaat sind es etwa 59.000.