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Mehrheit der Deutschen befürchtet Beginn eines neuen Kalten Krieges

Nach einer repräsentativen Umfrage von Sächsische.de glauben 82 Prozent der Deutschen, dass der Angriff Russlands nachhaltige Folgen auf die internationalen Beziehungen hat.

Von Fabian Deicke
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Eine Folge des russischen Angriffskriegs: Auch die Nato bündelt Kräfte im Osten Europas und im Baltikum.
Eine Folge des russischen Angriffskriegs: Auch die Nato bündelt Kräfte im Osten Europas und im Baltikum. © Sergei Stepanov/AP/dpa

Dresden. Bundeskanzler Olaf Scholz hat in seiner Regierungserklärung am Sonntag den Angriff Russlands auf die Ukraine als "Zeitenwende" bezeichnet. Diese Einschätzung wird auch von einer Mehrheit der Deutschen geteilt, wie eine eine repräsentative Umfrage von Sächsische.de mit den Meinungsforschern von Civey zeigt.

Demnach glaubt eine Mehrheit der Deutschen, dass der Krieg in der Ukraine den Beginn eines neuen Kalten Krieges zwischen Russland und dem Westen markiert. 82 Prozent der 5.003 befragten Personen teilen diese Auffassung. Jeweils 9 Prozent rechnen nicht damit beziehungsweise sind "unentschieden" in dieser Frage.

Auch in Sachsen zeigt sich die Mehrheit der Bürger von einer nachhaltigen Schädigung der Beziehungen zu Russland überzeugt. Das belegt die gleiche Umfrage ausgewertet nach Teilnehmern aus Sachsen.

Demnach sagen Dreiviertel (75 Prozent) der Sachsen, sie glauben an eine Rückkehr von Verhältnissen wie zu Zeiten des Kalten Krieges. 14 Prozent sehen das nicht so, 11 Prozent zeigen sich "unentschieden".

Das Ergebnis untermauert den Eindruck, den die rasante Entwicklung des Konflikts hinterlässt. Der Einmarsch russischer Truppen in der vergangenen Woche hat eine kaskadenhafte Abfolge von Drohungen, Abschottung und Aufrüstung in Gang gesetzt. Die jüngste Eskalationsstufe: Putins Befehl, die "Abschreckungswaffen" der Atommacht Russlands in verstärkte Alarmbereitschaft zu versetzen.

Es scheint tatsächlich das zu passieren, was unter anderem Matthias Platzeck, der Vorsitzende des deutsch-russischen Forums und früherer Ministerpräsident Brandenburgs, im Sächsische.de-Podcast "Politik in Sachsen" am Freitag gesagt hat: "Durch diesen Überfall könnten wir in eine neue Eiszeit geraten." Es werde so etwas wie einen Kalten Krieg geben. Platzeck rechnet schlimmstenfalls mit einem erneuten Rüstungswettlauf und einer "Rückkehr in dunkelste Kapitel des letzten Jahrhunderts."

So nötig der Schritt erscheint, so beispielhaft passt dafür das am Sonntag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr in das Bild. Mit der Investition soll die Bundeswehr aufgerüstet werden, und wie es heißt, für künftige Aufgaben ausgerüstet werden.

Deutsche beurteilen Krisenmanagement der Bundesregierung bisher überwiegend negativ

Das Vertrauen in das Handeln der Bundesregierung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch eher verhalten bis mager ausgeprägt. In einer zweiten Civey-Umfrage zum militärischen Russland-Ukraine-Konflikt werden die Deutschen gefragt, wie sie das Krisenmanagement der eigenen Regierung bewerten.

Die bundesweite Auswertung dieser Umfrage hat die Augsburger Allgemeine vorgenommen. Demnach gewinnen 26 Prozent der Deutschen dem bisherigen Kurs "Positives" ab, der überwiegende Teil bewertet das Agieren der Bundesregierung negativ: 55 Prozent.

Noch deutlicher fällt das Ergebnis der Umfrage aus, destilliert man aus den insgesamt 5.052 Teilnehmern die Antworten von Menschen aus Sachsen heraus. Im Freistaat beurteilen demnach mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) das bisherige Krisenmanagement der Bundesregierung "negativ", nur 13 Prozent "positiv". 19 Prozent geben "unentschieden" an.

Information zu den hier durchgeführten Umfragen

In diesem Artikel wurden zwei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zu einer möglichen Rückkehr des Kalten Kriegs besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.003 Teilnehmern und die sachsenweite Stichprobe aus 363 Teilnehmern.
  • Für die zweite Umfrage besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.052 Umfrageteilnehmern und die sachsenweite Stichprobe aus 344 Teilnehmern.

Stichproben für Sachsen entsprechen jeweils der Grundgesamtheit der Wahlbevölkerung im Land. Detailangaben zu Befragungszeitraum, Stichprobengröße und statistischem Fehler entnehmen Sie den jeweiligen Grafiken. Wie Umfragen mit Civey funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.