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Nach Schicksalsschlag zur Chefin geworden

Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Susanne Witt beim Maschinenbauer Metrom die Regie. Nun ist sie als "Unternehmerin des Jahres" nominiert.

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Susanne Witt zeigt die Funktionsweise der Metrom-Maschine an einem Modell.
Susanne Witt zeigt die Funktionsweise der Metrom-Maschine an einem Modell. © Uwe Mann

Von Christoph Ulrich

Noch ist es eine Vision: Maschinen, die in einen Schiffscontainer reinpassen, könnten während des Transports auf hoher See Teile produzieren. Doch Susanne Witt, geschäftsführende Gesellschafterin des Maschinenbauers Metrom, gehört nicht zu den Menschen, die ein Ziel wieder aus den Augen verlieren, nur weil erste Schwierigkeiten auftreten. Mit der Hamburger Firma Bionic, einer Tochtergesellschaft der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), hat sie einen Partner gefunden, um ein solches Projekt zu realisieren.

Genutzt werden soll dafür eine sogenannte Hybridmaschine, die zwei Technologien miteinander vereint. Mittels eines 3-D-Druckverfahrens wird ein Bauteil hergestellt, dessen Oberfläche danach in einer einzigen Aufspannung bearbeitet wird. Diese Methode wurde im vergangenen Jahr als innovatives Verfahren, um komplizierte Werkstücke effektiv herzustellen, mit dem Intec-Preis als zukunftsweisende Lösung ausgezeichnet. „Eine solche Maschine ist sehr variabel einsetzbar“, versichert die Metrom-Chefin.

Seiner Zeit voraus

Zu ihrem Job an der Spitze der Metrom Mechatronische Maschinen GmbH in Hartmannsdorf bei Chemnitz kam die 40-jährige Wirtschaftsingenieurin durch einen Schicksalsschlag. Ihr Vater, der Forscher Michael Schwaar, hatte das Unternehmen 2001 als Ausgründung aus dem Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik ins Leben gerufen. Doch im Oktober 2016 starb er unerwartet. „Ich hatte nie vor, bei meinem Vater in der Firma zu arbeiten. Aber Metrom war sein ganzes Lebenswerk. Es war mir eine Herzensangelegenheit, das Unternehmen weiterzuführen“, erzählt Susanne Witt.

2017 ist auch ihr Ehemann, ein erfahrener Vertriebsleiter aus der Branche, mit ins Unternehmen eingestiegen. „Als mein Vater die Firma gegründet hat, wusste er nicht, wie schwer es ist, seine innovativen Maschinen in den Markt zu bringen“, sagt die Metrom-Chefin in dem Bewusstsein, dass sie einen langen Atem braucht. „Wir müssen unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Unser Produkt hat großen Erklärungsbedarf, aber die Maschine hat auch viele Vorteile“, erklärt Witt. Sie bezeichnet die Maschine als eine Art Kombination zwischen Bearbeitungszentrum und Roboter. „Damit war mein Vater seiner Zeit voraus.“

„Die Träumende“, eine vergoldete Bronzestatue von Malgorzata Chodakowska, ist der Preis für die oder den Unternehmer des Jahres.
„Die Träumende“, eine vergoldete Bronzestatue von Malgorzata Chodakowska, ist der Preis für die oder den Unternehmer des Jahres. © Ronald Bonß

Die patentierten sogenannten parallelkinematischen Maschinen von Metrom gehören zu den innovativsten Konstruktionen im Maschinenbau. Sie wurden entwickelt, um herkömmliche Werkzeugmaschinen an Geschwindigkeit und Präzision zu übertreffen. Durch die Bauweise wurde der mechanische Anteil an Bauelementen und beweglichen Maschinenteilen auf das Wesentliche reduziert. Dadurch wird die Zuverlässigkeit deutlich erhöht. Durch eine spezielle Kalibrierung kann beispielsweise eine Frässpindel ein Werkstück von fünf Seiten bearbeiten. „Unsere Maschine ist die einzige auf dem Markt, die das kann“, versichert die Metrom-Geschäftsführerin.

Zu den Vorteilen des Maschinenkonzepts gehört auch, dass die Maschine zu einem entsprechenden Werkstück gefahren werden kann. So könnte zum Beispiel ein Rotorhersteller in der Schweiz die mobile 5-Achs-Werkzeugmaschine anfordern, um Nuten einzufräsen. „Wir vermieten unsere mobile Maschine mit Bedienung“, erklärt Witt das Geschäftsmodell. Das funktioniert, weil die Maschine nur aus wenigen kompakten Baugruppen besteht. Im Vergleich zu einer konventionellen Maschine hat sie nur einen Bruchteil an Eigenmasse und bewegter Masse. Durch das einzigartige Konzept kann problemlos die Genauigkeit anspruchsvoller stationärer Maschinen erreicht werden.

Flache Hierarchien, kooperativer Führungsstil

Die Auftragsbücher des Maschinenbauers mit 14 Mitarbeitern sind bis Ende des Jahres voll. Aufgrund des Projektgeschäfts schwankt der Umsatz jährlich zwischen 1,5 bis 2,5 Millionen Euro. Auch im Export sind Metrom-Maschinen gefragt. Geliefert wird unter anderem nach China, Südkorea, Skandinavien, Frankreich und in die USA. Metrom arbeitet in zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit. „Wir sind gut in die Forschungsnetzwerke der Universitäten in Chemnitz und Dresden eingebunden“, meint Witt.

Im Unternehmen selbst setzt sie auf flache Hierarchien und einen kooperativen Führungsstil. „Wir sind ein junges Team und alle auf Du und Du“, sagt die Metrom-Chefin. Das führe gegenüber den Kunden zu schnellen Entscheidungen und mache das Unternehmen sehr handlungsfähig für spezielle Kundenwünsche. Metrom bietet ein Komplettpaket an, von der Produktion über den Vertrieb bis hin zu Service und Fernwartung. Bei Auftragsspitzen werden schon mal Zeitarbeiter eingesetzt. „Wir haben Probleme, Fachkräfte für unser Unternehmen zu finden“, sagt Witt. Für die Zukunft wird das wohl eine der größten Herausforderungen für die kleine Firma, denn das Geschäft soll ordentlich wachsen. „Langfristig haben wir auch den Bau einer weiteren Produktionshalle geplant“, skizziert Susanne Witt ihre Zukunftspläne.

Fakten zum Unternehmerpreis:

  • „Sachsens Unternehmer des Jahres“, der wichtigste Wirtschaftspreis im Freistaat, wird bereits zum 15. Mal vergeben
  • Am Wettbewerb sind alle großen Tageszeitungen im Freistaat und MDR beteiligt.
  • Der/die Sieger/in erhält im Mai in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur „Die Träumende“, eine vergoldete Bronzestatue von Malgorzata Chodakowska.
  • Bis zum 7.2.20 können sich Unternehmer/innen bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden.
  • Die Teilnahmebedingungen: mindestens zehn Mitarbeiter, 500.000 Euro Jahresumsatz, fünf Jahre oder länger am Markt, eigene Anteile am Unternehmen, das mehrheitlich in Privatbesitz sein muss.
  • Die Auszeichnungskriterien: besondere unternehmerische Leistung 2019 – z. B. Erhalt oder Schaffung von Jobs, Lehrstellen, Innovationen, Akquisitionen, Engagement für die Region, Krisenbewältigung.
  • Besonderes Augenmerk wird auf herausragende Leistungen bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung gelegt, die in der neuen Sonderkategorie „FokusX – bester Arbeitgeber“ gewürdigt werden.
  • Dabei geht es zum Beispiel um das Arbeitsumfeld, Gesundheit, Mitarbeiterentwicklung, Unternehmenskultur und Vorteile für Beschäftigte.
  • Der Sieger erhält ein Mediabudget in Höhe von 60.000 Euro in der Sächsischen Zeitung, der Leipziger Volkszeitung und der Freien Presse.
  • Der Start-up-Preis wird zum 4. Mal vergeben. Bewerber für „Sachsen gründet – Start-up 2020“ müssen ihre Firma im Zeitraum 2015-18 gegründet haben, eine tolle Geschäftsidee und einen überzeugenden Businessplan vorweisen.
  • Dem Champion dort winken ebenfalls Medialeistungen im Wert von 60.000 Euro.
  • Der Wirtschaftspreis „Sachsens Unternehmer des Jahres“ ist eine Initiative von Sächsischer Zeitung, Freier Presse, Leipziger Volkszeitung und Mitteldeutschem Rundfunk sowie von Volkswagen Sachsen, der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG, der LBBW und Gesundheitskasse AOK Plus.

www.unternehmerpreis.de