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Wegen Frost: Erste Schäden bei Winzern in Sachsen

Ein milder Winter und Sommertemperaturen im März haben für eine verfrühte Obstblüte gesorgt. Auch an den Reben zeigen sich bereits die Fruchtstände - das könnte sich nun rächen.

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Reben der Rebsorte Bacchus des Weingutes Friedrich Aust stehen am Radebeuler Weinberg Goldener Wagen. Einzelne Triebe wurden durch Frost beschädigt, sie sind verwelkt.
Reben der Rebsorte Bacchus des Weingutes Friedrich Aust stehen am Radebeuler Weinberg Goldener Wagen. Einzelne Triebe wurden durch Frost beschädigt, sie sind verwelkt. © Weingut Aust

Radebeul/Meißen. Die späten Fröste nach sehr früher Blüte fordern Sachsens Obstbauern in diesem Jahr besonders heraus. "Wir haben große Sorge", sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst, Udo Jentzsch, am Freitag mit Blick auf die für das kommende Wochenende vorhergesagten Frostnächte mit örtlich bis zu vier Grad Celsius. Auch die Winzer im Elbtal rechnen mit weiteren Schäden - und schützen die Reben in gefährdeter Lage.

Laut Jentzsch blühten Obstbäume diesmal fast drei Wochen früher als normal. "So eine frühe Apfelblüte gab es noch nie." Förderlich sei auch der milde Winter ohne Frost vor allem im Boden gewesen. "Ab fünf Grad plus geht die Vegetation los." Nachtfröste von minus 5 Grad Celsius und über längere Zeit wären "katastrophal", sagte Jentzsch. "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm kommt."

Der Deutsche Wetterdienst erwartet aufgrund von Kaltluft aus dem Norden schon am Wochenende "sehr verbreitet Frost". Es beginne in der Nacht zum Sonntag mit leichten Minusgraden, setze sich Montag mit bis zu minus 3 Grad Celsius fort, "in ungünstigen Lagen bis minus 5 Grad", sagte ein Meteorologe in Leipzig.

50 Prozent Schaden

"Wir hatten diese Nacht Spätfrost mit erheblichem Schaden in den Junganlagen, die vom Boden hoch wachsen", berichtete der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust. Sie machten zehn Prozent der Anbaufläche seines Weingutes aus. "Auf der Hälfte davon haben wir 50 Prozent Schaden." Das sei zu verschmerzen, aber junge Reben merkten sich das lebenslang. Sie würden nun mit Erde geschützt und in älteren Anlagen Frostkerzen aufgestellt. "Wetterkapriolen gibt es seit jeher", sagte Aust. Das sei wie ein "Pokerspiel", wo in jeder Runde investiert werden müsse.

Zahlreiche kleine kontrollierte Feuer brennen in einem Weinberg.
Zahlreiche kleine kontrollierte Feuer brennen in einem Weinberg. © dpa

Fünf Wochen bis zu den Eisheiligen Mitte Mai seien sehr lang, sagte der Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, Felix Hößelbarth. Erste Frostschäden bedeuteten noch keinen Ertragsverlust. Eine weitere Nacht könnten die Reben beheizt werden, drei hintereinander aber nicht. Durch den frühen Austrieb auch wegen der Wärme im März vier Wochen vor dem langjährigen Mittel seien sie weit entwickelt. Daher seien Verluste zu befürchten.

Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth will Schäden vermeiden oder minimieren, wie ein Sprecher sagte. An den Reben seien bereits Blätter und Fruchtstände sichtbar, Minustemperaturen kritisch. Stockfeuer und Feuerkerzen sollen den Boden wärmen, vor allem in Junganlagen, die etwa ein Drittel von rund 28 Hektar Gesamtrebfläche ausmachten.

Wenn die Werte länger unter minus 1 Grad Celsius liegen, drohen auch den Obstbauern Ernteeinbußen. Die Blüte sei durch, es gebe schon kleine Fruchtansätze, sagte Jentzsch. Es hänge nun auch davon ab, ob starker Wind herrsche, der Boden nass oder trocken sei. Auf einigen Flächen würden wieder Feuer angezündet. Nur die Erdbeeren könnten mit einfachen Mitteln geschützt werden. "Wenn sie mit Vlies oder Folie bedeckt werden, halten die das ab; und manche treiben nach dem Frost erneut aus." (dpa)