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Wie Dresdens größte Chipfabrik wachsen will

Globalfoundries hat Hunderte Arbeitsplätze gestrichen, sucht nun aber wieder Mitarbeiter. Das neue Ziel: 3.200 Stellen und Technik, die fast jeder braucht.

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Globalfoundries hat in den vergangenen Jahren die Mitarbeiterzahl um ein Viertel reduziert, dazu kam Kurzarbeit von August bis Februar. Jetzt soll die Trendwende kommen.
Globalfoundries hat in den vergangenen Jahren die Mitarbeiterzahl um ein Viertel reduziert, dazu kam Kurzarbeit von August bis Februar. Jetzt soll die Trendwende kommen. © dpa/Arno Burgi (Archiv)

Dresden. Rundfahrten auf dem Parkplatz vor Dresdens größter Mikrochipfabrik: Bei Globalfoundries konnten Mitarbeiter der Tag- und Nachtschicht am Donnerstag einen Elektro-Roadster mit Flügeltüren ausprobieren. Schließlich stecken in solchen Oberklassewagen bereits Mikrochips im Wert von 1.000 Euro, und an diesem wachsenden Geschäft will sich die Dresdner Fabrik zunehmend beteiligen.

Firmensprecher Jens Drews hofft auf ein „langfristiges, stabiles Kapitel“ mit Elektronik fürs Auto. Das wäre die Trendwende: Die Fabrik hat in den vergangenen Jahren die Mitarbeiterzahl von rund 4.000 auf 3.000 reduziert, dazu kam Kurzarbeit von August bis Februar. Dagegen waren die Dresdner Fabriken von Infineon und X-Fab mit viel Automobil-Chipanteil gut ausgelastet, Bosch baut in Dresden eine Chipfabrik.

Globalfoundries (GF) war bisher abhängig von seinen beiden Hauptkunden AMD und Qualcomm, die Chips für Computer und Smartphones orderten. Doch diese Kunden bleiben Dresden nicht auf Dauer erhalten: Sie folgen dem Trend zu immer feineren Chip-Strukturen, von dem sich Globalfoundries Dresden abkoppeln will. „Aus diesem Rennen steigen wir aus“, sagt Drews. Die Fabrik muss neue Kunden gewinnen, denen Siliziumchips mit 28-Nanometer-Strukturen fein genug sind – oder die auf die neue GF-Spezialität 22 FD-SOI setzen. Das sind Halbleiter mit einer Isolierschicht, die elektrische Leckströme vermeidet und Energie sparen soll. Darauf setzt auch einer der ersten neuen Kunden, den GF am Donnerstag vorstellte.

Solche Mikrochips von Globalfoundries Dresden werden von der Autoindustrie bestellt – zum Beispiel fürs Radarsystem. Bisher war die Fabrik Lieferant für Computer- und Smartphonehersteller.
Solche Mikrochips von Globalfoundries Dresden werden von der Autoindustrie bestellt – zum Beispiel fürs Radarsystem. Bisher war die Fabrik Lieferant für Computer- und Smartphonehersteller. © SZ/Georg Moeritz

Avi Bauer ist Forschungschef des jungen Unternehmens Arbe Robotics aus Tel Aviv. Er liefert Radartechnologie für Autos, die Fußgänger erkennen und eine Brücke von einem Lastwagen unterscheiden soll. Bauer sagte, die Dresdner Chiptechnologie sei dafür gut geeignet – sie liefere Radarbilder mit wenig Rauschen bei hoher Reichweite und geringen Kosten. Der Markt für Sensoren in Autos werde bald größer sein als der Markt für Smartphones. GF-Autospezialist Oliver Aubel sagte, die Dresdner Technologie eigne sich auch für Kameras, die in Oberklassewagen Spiegel ersetzen. Zunehmend würden auch für billigere Neuwagen Radar- und andere Sicherheitstechnologien vorgeschrieben, der Markt wachse um mehr als zehn Prozent im Jahr.

Aubel hatte vor einem Jahr angekündigt, dass jetzt die ersten Chips von GF Dresden auf Straßen unterwegs sind. Das sei geglückt, in dem Vorzeige-BMW auf dem Parkplatz seien allerdings noch keine enthalten. „Wir fangen ja erst an“, sagte Sprecher Drews. Es dauere in der Autoindustrie Jahre, als Lieferant qualifiziert zu werden. Doch GF Dresden habe die ersten drei Kunden für die neuen Produkte, Ende des Jahres seien es fünf.

Ab etwa 2022 soll die Belieferung der Autobranche zur Massenproduktion im Werk Dresden werden und bis etwa zum Jahr 2024 ein Viertel der Produktion ausmachen. Das bedeutet aber auch, dass die Fabrik für ihre herkömmliche Silizium-Chiptechnologie ebenfalls neue Kunden finden muss. Rund 50 sind es laut Drews, die GF-Chips etwa in Haushaltsgeräte einbauen. „Wir gehen in die Tiefe und Breite.“ Um die Kunden gut zu bedienen, entstünden nun auch wieder Arbeitsplätze. 50 Stellen seien frei, dazu 30 Plätze für wechselnde Studenten. Derzeit seien rund 3 100 Menschen an dem Standort beschäftigt, es gehe „wieder in Richtung 3 200“. Im Foyer müssen die Mitarbeiter inzwischen Drehkreuze passieren, denn laut Drews schreibt die Autobranche mehr Sicherheit vor.