Görlitz
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Wie Sternenkind-Eltern den Kummer verarbeiten

Eine Trauerfeier für Eltern, deren Kinder nie lebten, gibt am Sonntag Trost, Hoffnung und Zuversicht.

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Der in diesem Jahr beigesetzten Sternenkinder wird am Sonntag auf dem Görlitzer Friedhof gedacht.
Der in diesem Jahr beigesetzten Sternenkinder wird am Sonntag auf dem Görlitzer Friedhof gedacht. © SZ-Archiv / Pawel Sosnowski

In diesem Jahr fanden 195 Sternenkinder ihre letzte Ruhestätte in einer Schmuck-Urne auf dem Görlitzer Friedhof. Auch am 1. Advent dieses Jahres soll die Trauerfeier den Angehörigen Trost, Hoffnung und Zuversicht geben.

„Wir wollen beisammen sein und derer gedenken, die nicht leben konnten, die nicht leben wollten und die nicht leben sollten. Gerade in der Weihnachtszeit wird einem der Verlust eines geliebten Menschen schmerzlich bewusst. Darum ist es umso wichtiger, als Gemeinde zusammenzurücken und füreinander da zu sein“, erzählt Anja Hempel, Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizdienstes.

Die Sternenkinder, die in Görlitz beigesetzt werden, kommen aus dem gesamten Landkreis Görlitz. Sie werden in die Pathologie nach Görlitz geschickt und nach der Kremation wird die Asche für die jährliche Trauerfeier gesammelt und danach bestattet. Evelin Mühle, die Leiterin des Krematoriums sowie hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter des Christlichen Hospizdienstes Görlitz organisieren diese Verabschiedung. Das Bestattungshaus Ullrich stellt dafür schon seit vielen Jahren die Schmuck-Urne.

„In dieser Urne ist die Asche aller Sternenkinder, die bei ihrer Geburt weniger als 500g wogen. Auch Kinder von Schwangerschaftsabbrüchen gehören dazu. Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen, warum eine werdende Mutter sich für den Abbruch entscheidet. Ich bin froh darüber, dass auch diese Kinder einen Platz bekommen, hier auf diesem Friedhof“, sagt Evelin Mühle.

Wie auch in den vergangenen Jahren, steht die kommende Trauerfeier unter einem Motto. Mit „Vom Wasser getragen…“ widmet sich die Veranstaltung dem Thema Schifffahrt, welches mit passenden Texten, Liedern, Bildern und Symbolen Metaphern zu Tod und Trauer liefert. „Das gibt Zeit, um der zu früh verstorbenen Kinder zu gedenken und Zeit, damit die Angehörigen ihr Herz öffnen können, auch wenn es manchmal schmerzt“, so Anja Hempel.

Ohne Ehrenamt ginge es nicht

Zuhören, Entlastung bieten und schöne Momente kreieren, an denen sich die Angehörigen in schweren Stunden festhalten können: „Unsere Arbeit lebt durch das ehrenamtliche Engagement. In unserem Dienst sind wir stark auf diese Hilfe angewiesen und freuen uns über jeden, der uns nach seinen Möglichkeiten unterstützen kann“, so Christine Pink, Leiterin und Koordinatorin des Hospizdienstes Görlitz. Jeder Einzelne bringt seine Lebensgeschichte und besondere Eigenschaften mit. Als Vorbereitung absolvieren sie einen einjährigen Kurs und ein Praktikum, eng begleitet von den Koordinatorinnen des Dienstes.

Auch 2020 bietet der Dienst eine solche Ausbildung ab Januar an. Auf die Frage, was es braucht, um ehrenamtlich für den Hospizdienst zu arbeiten, antwortet Christine Pink: „Den anderen so akzeptieren wie er ist. Selbstbestimmtheit und freie Entscheidungen stehen an oberster Stelle, wenn wir trauernde und sterbende Menschen begleiten. Man muss bei unserer Arbeit kein Profi sein. Unser Ziel ist es, kleine Fluchten und auch Normalität zu schaffen“. (SZ)

Der in diesem Jahr beigesetzten Sternenkinder wird am 1. Dezember, ab 14 Uhr, in der Großen Feierhalle am Krematorium auf dem Görlitzer Friedhof gedacht.