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Historische Scheune verfällt und der Miteigentümer kann nur zuschauen

Die Stiftung Leben und Arbeit hat im Rittergut Limbach viel geschafft. Doch beim Gebäude am Eingang kommt sie nicht voran - aus einem Grund.

Von Maik Brückner
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Stiftungsvorstand Martin W. Reinhuber muss mit ansehen, wie die Scheune nach und nach verfällt.
Stiftungsvorstand Martin W. Reinhuber muss mit ansehen, wie die Scheune nach und nach verfällt. © Daniel Schäfer

Das Rittergut Limbach ist zweifellos zu einem Schmuckstück geworden. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Gebäude saniert. Nun soll das Herrenhaus erneuert werden. Bei der Stiftung Leben und Arbeit geht man davon aus, dass diese Arbeiten noch einige Jahre in Anspruch nehmen werden. Es gibt eine Perspektive. So sieht es zumindest Martin Reinhuber, geschäftsführender Vorstand der Stiftung.

Anders verhält es sich mit der rund 380 Quadratmeter großen Scheune, die direkt an der Zufahrt zum Rittergut steht. Ihr Zustand hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert. "Das Dach und Teile der Außenwände sind einsturzgefährdet", sagt Reinhuber. Von dem Gebäude gehe eine Gefahr aus. Niemand sollte sich ihm zu sehr nähern. Der Verfall sei inzwischen so weit fortgeschritten, dass von der Bausubstanz höchstens noch Teile der Außenmauern zu retten seien, schätzt Reinhuber. Das ist die traurige Wahrheit. Und das betrübt auch die Denkmalschützer im Landratsamt und in der Landesdirektion, die den Zustand ebenfalls kritisch sehen.

Es geht um ein Kulturdenkmal

Die große Scheune, die zum Ensemble des Rittergutes gehört, gilt als Kulturdenkmal. "Die große Scheune mit ihrem mächtigen Dachstuhl ist ortsbildprägend und ein Sachzeugnis für die landwirtschaftliche Versorgung und Entwicklung des Rittergutes", sagt Sabine Webersinke, Sprecherin des Landesamtes für Denkmalpflege. Die Bauform und die verwendeten Feld- und Bruchsteine würden die regionaltypische Bauweise der Entstehungszeit zeigen, ergänzt das Bauamt des Landratsamtes. Die angewandten Handwerkstechniken und die Ausführungskonstruktion seien gut zu erkennen.

Die Stiftung bemüht sich seit Jahren um eine Rettung. Doch sie kann nicht allein handeln. Denn ihr gehört nur die Hälfte der Scheune. Das sei wohl das Ergebnis einer Erbteilung, vermutet Reinhuber. Als die Stiftung 2001 gemeinsam mit der Stadt Wilsdruff erste Pläne zur Übernahme des Rittergutes schmiedete, wurde beiden nur die eine Hälfte der Scheune angeboten. "Die konnten wir zu einem fairen Preis übernehmen", erinnert sich Reinhuber. Die andere Hälfte verkaufte der Makler an einen Privatmann. "Mit ihm haben wir schon vor Jahren Kontakt aufgenommen und deutlich gemacht, dass wir die Scheune als Teil des Ensembles Rittergut Limbach erhalten wollen", erinnert sich Reinhuber.

Es gab erste Überlegungen, das Dach zu sichern. Dies sollte als Ganzes geschehen. Doch vom anderen Eigentümer kam nicht die erhoffte Antwort. "Nur das halbe Dach in Angriff zu nehmen, machte keinen Sinn", sagt Reinhuber. Deshalb passierte nichts. Der Zustand der Scheune verschlechterte sich, die Stiftung musste sie aus Sicherheitsgründen als Depot aufgeben. Im Wilsdruffer Rathaus beobachtete man das mit Sorge und hoffte auf ein Eingreifen der Denkmalschutzbehörde. Doch viel habe man nicht gehört, so Bürgermeister Ralf Rother (CDU).

Gebäude soll Teil des Freilichtmuseums werden

Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen. "Seit zwei Jahren gibt es ernsthafte Bemühungen und konkrete Schritte, ob sich der Ort nicht für ein Freilichtmuseum 'Mitten in Sachsen' eignet", sagt Martin Reinhuber. Sollte es dazu kommen, müsste die Scheune saniert werden. Nach den Erfahrungen mit den bereits sanierten Scheunen des Rittergutes rechnet Reinhuber mit etwa 1,2 Millionen Euro.

Dazu muss aber der andere Eigentümer mitziehen. Das sehen auch die Denkmalschützer im Landratsamt und im Landesamt so. Beide stehen hinter der Idee des Freilichtmuseums und wollen die Bemühungen der Wilsdruffer unterstützen. Man habe die jeweiligen Eigentümer zum baulichen Zustand angehört und an ihre Pflichten erinnert, hieß es aus dem Landratsamt.

Denn laut Gesetz sind Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen verpflichtet, diese "pfleglich zu behandeln, im Rahmen des Zumutbaren denkmalgerecht zu erhalten und vor Gefährdung zu schützen". Da dies in den vergangenen Jahren nicht geschehen sei, prüfe die Untere Denkmalschutzbehörde "derzeit rechtliche Schritte und Möglichkeiten, wie gemeinsam mit den Eigentümern das Scheunengebäude gesichert, instand gesetzt und damit erhalten werden kann", hieß es aus dem Landesamt.

Der Eigentümer der zweiten Scheunenhälfte ist Sächsische.de namentlich bekannt. Er hat aber bisher auf Anfragen nicht reagiert.