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Nach Saubach-Hochwasser: Wilsdruff pocht auf besseren Schutz

Diesmal ging's noch mal glimpflich ab. Beim nächsten Starkregen könnte es anders sein. Der Bürgermeister verschickt jetzt Flutfotos, um Druck zu machen.

Von Maik Brückner
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Rund um den Zeisigweg in Grumbach überflutete die Wilde Sau an Heiligabend die Landschaft und die Straße.
Rund um den Zeisigweg in Grumbach überflutete die Wilde Sau an Heiligabend die Landschaft und die Straße. © privat/Frank Grunze

Die Wilde Sau fällt nicht durch die Landschaft auf, die sie prägt, sondern eher durch ihren Namen. Doch der kleine Bach, der in Pohrsdorf im Tharandter Wald entspringt, durch Grumbach und Wilsdruff fließt und nach 22 Kilometern bei Gauernitz in die Elbe mündet, kann auch anders. Das zeigt der Bach im Durchschnitt alle fünf Jahre.

Vor einigen Tagen am Heiligabend war es wieder soweit. Nach den langen Regenfällen konnte der Bach - auch Saubach genannt - das ankommende Wasser nicht mehr im eigenen Bett abführen. Am 24. Dezember kurz vor 6 Uhr stieg der Pegel innerhalb einer Viertelstunde um 17 Zentimeter. "Das war gewaltig", erinnert sich Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Später stieg der Pegel nicht mehr so schnell. Dennoch trat der Bach in Grumbach über die Ufer und überschwemmte Flächen. "Es gibt gefährdete Stellen", sagte Rother. Dazu gehören Flächen am Gerätehaus der örtlichen Feuerwehr, am ehemaligen Rathaus sowie eine große Wiesenfläche und der Zeisigweg. Die Feuerwehr war gefordert.

Vorbehalte in den Fachämtern

Eigentlich sollte es solche Einsätze längst nicht mehr geben. Denn die Wilsdruffer wollen den Bach zähmen. Dazu sollen bei Grumbach und Wilsdruff sogenannte Hochwasserrückhaltebecken entstehen. Seit mehreren Jahren arbeitet die Stadt an den Plänen. Doch die Verwaltung kommt nur in kleinen Schritten voran. Widerstand kommt von den Naturschützern. "Die wollen keine Querbauwerke im Flusstal", sagt Rother. Bedenken gebe es auch bei der Wasserbehörde des Landkreises. "Dort will man ein durchgängiges Gewässer." Der Bürgermeister berichtet regelmäßig im Stadtrat über den Stand der Dinge.

So sah die Wilde Sau in Wilsdruff nach dem Hochwasser aus.
So sah die Wilde Sau in Wilsdruff nach dem Hochwasser aus. © Karl-Ludwig Oberthür
In Grumbach musste der Zeisigweg an Heiligabend gesperrt werden.
In Grumbach musste der Zeisigweg an Heiligabend gesperrt werden. © Stadt Wilsdruff
Dieses Foto zeigt die Ausmaße des Hochwassers im Detail.
Dieses Foto zeigt die Ausmaße des Hochwassers im Detail. © Frank Grunze

So zuletzt Mitte Dezember. Demnach befindet sich die Stadt bei der Anlage in Grumbach inzwischen in der Genehmigungsplanung. Hier habe die Landesdirektion die Stadt aufgefordert, die Vorgaben zur Standsicherheit und Statik der Anlage durch Prüfingenieure näher zu untersuchen, so Rother. Die Hinweise sollen berücksichtigt werden, um das spätere "Prüf- und Genehmigungsverfahren" zu beschleunigen.

Das plant die Stadt in Wilsdruff und in Grumbach

  • Bei Grumbach und Wilsdruff will die Stadt jeweils einen Damm an der Wilden Sau errichten. Die Bauwerke werden nahezu baugleich sein.
  • Mit den Anlagen will die Stadt in Grumbach einen Schutz vor Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre auftritt, erreichen. In Wilsdruff wäre man noch sicherer.
  • Die Dämme sollen später begrünt werden.
  • Die Funktionsweise ist simpel: Steigt der Pegel der Wilden Sau, staut sich deren Wasser vor dem Damm. Dessen Abfluss lässt dann nur eine bestimmte Menge Wasser abfließen. Diese wird nicht so groß sein, dass die Anlieger um ihr Hab und Gut fürchten müssten.
  • Ähnliche Anlagen, aber zum Teil viel größer, gibt es unter anderen in Reinhardtsgrimma, Glashütte, Lauenstein und im Pöbeltal bei Schmiedeberg.

Bei dem geplanten Damm in Wilsdruff sei wiederum die Kartierung problematisch. Diese stamme aus dem Jahr 2017, sei mittlerweile veraltet und müsse überarbeitet werden, so Rother. Allerdings hätten die Kartierer aufgrund der Marktlage derzeit keine freien Kapazitäten. Deshalb könne man diese erst im Spätsommer oder Herbst vorlegen. "Dann könnten auch die Planungsunterlagen für das Hochwasserrückhaltebecken fertiggestellt werden." Im Rathaus hat man sich inzwischen damit abgefunden, dass der Prozess so lange dauert. Dennoch besteht die Hoffnung auf eine Beschleunigung.

Ämtern werden Flut-Fotos zugesandt

"Wir werden die Bilder des jüngsten Hochwassers in Grumbach den Genehmigungsbehörden vorlegen", sagt Rother. Man wolle darauf hinweisen, dass die Ortschaften - statistisch gesehen - nicht nur alle 100 Jahre mit einem Hochwasser rechnen müssen. Ob das den Prozess beschleunigt, kann Rother nicht sagen. "Auf die Idee werden auch andere kommen." Und: Die Wilsdruffer sind bei ähnlichen Ereignissen auch schon so vorgegangen.