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Wir sind das ehemalige Team vom Fernsehturm

Ob sich die Wiedereröffnung des Cafés rechnet, bezweifeln frühere Mitarbeiter. Aber sie würden gerne rauffahren. 

Von Andreas Weller
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Wollen gern mal wieder "rauf": Dieter Schwarzenbolz, Regina Arlt und Frank Holfert (r.)
Wollen gern mal wieder "rauf": Dieter Schwarzenbolz, Regina Arlt und Frank Holfert (r.) © Christian Juppe

Kaum ein Thema wird so intensiv diskutiert wie der Fernsehturm und das Café in luftiger Höhe. Bis zur Eröffnung wird es noch einige Jahre dauern. Vorher wird ein Betreiber gesucht. Und ein Konzept für das Café. Wenn sich jemand definitiv damit auskennt, dann sind das Frank Holfert, Dieter Schwarzenbolz und Regina Arlt. Die drei haben mehrere Jahre gemeinsam in dem „Turm Café“ gearbeitet. Schwarzenbolz war der erste Küchenleiter, heute ist er 79 Jahre alt. Der 68-jährige Holfert war ab 1972 Restaurantleiter. Frau Arlt, heute 64, hat ab 1973 fünf Jahre im oberen Restaurant als Serviererin gearbeitet.

Küchenchef Schwarzenbolz hat bereits eine Weile vor der Eröffnung am 7. Oktober 1969, dem Tag der Eröffnung und 20. Jahrestag der DDR, mit der Arbeit angefangen. „Das ging im Juli los. Ich wurde von meinem Chef angesprochen, dass ich das Café zum Laufen bringen soll“, erinnert er sich. Dieter Schwarzenbolz hat Vorschläge für die Speisekarten aufgeschrieben und mit der Bezirksdirektion des VE Einzelhandels HO abgestimmt. „Es sollte eine Vorzeige-Gaststätte werden, aber am Anfang gab es keine Kochplatte oder Friteuse. Also konnten wir zu den Gerichten nur Brot oder Toast anbieten.“ Später kamen dann Herd und Friteuse und Schwarzenbolz konnte beispielsweise auch Pommes Frites und andere Beilagen zubereiten.

Früher gab es im Fernsehturm eine Gaststätte mit Ausblick. 
Früher gab es im Fernsehturm eine Gaststätte mit Ausblick.  © kairospress

Außerdem wurde der Eröffnungstermin mehrfach nach hinten verschoben. „In Berlin wurde der Fernsehturm parallel gebaut“, so der ehemalige Restaurantleiter Holfert. „Der in Dresden durfte nicht vor dem Berliner eröffnen. Auch die Drehplattform war eigentlich für Dresden vorgesehen und wurde dann in Berlin eingebaut.“ Aber ab dem DDR-Jubiläum durften dann die Gäste auf den Turm Wachwitz. Es lief gut an. Auch wenn das „Turm Café“ eine der teuersten Gaststätten in Dresden war, kamen die Gäste. Eine Flasche Radeberger kostete damals vier Mark, während es in einfacheren Restaurants einen halben Liter Bier für etwa eine Mark gab. Der Turm war als „Preisstufe S + Aufschlag“ eingestuft und hatte somit die teuersten Gastro-Preise. Ein Eiskaffee kostete 3,25 Mark. Beliebt war der „Mixed Grill“, Fleisch und Beilagen für zwei Personen für 17,40 Mark.

So sah sie aus, die Speisekarte des „Turm Cafés“
So sah sie aus, die Speisekarte des „Turm Cafés“ © Christian Juppe

„Der Renner war aber nicht die Eierschecke, sondern die Telespezial-Torte“, weiß Arlt noch. Die gab es nur dort. Sie war mit Nougat und Persipan gemacht und ein Stück kostete drei Mark. Viel Geld zu DDR-Zeiten. Denn der Restaurantleiter verdiente damals 775 Mark brutto im Monat, der Küchenleiter 620 Mark und die Serviererin 475 Mark. „Aber die Gäste kamen, standen im Sommer Schlange“, erzählt Holfert. Für die Mitarbeiter bedeutete das Dauerstress. Die Serviererinnen kamen kaum hinterher und der Küchenaufzug war permanent in Betrieb. Von der tieferliegenden Küche musste alles hoch und das dreckige Geschirr wieder runter. „Dort wurde dann von Hand abgewaschen“, so Schwarzenbolz. Es war eng und alle rotierten.

Der Ausblick vom Turm war schon damals grandios. 
Der Ausblick vom Turm war schon damals grandios.  © Christian Juppe

„Im Winter war das Café dagegen schlechter besucht“, so Holfert. „Da haben sich anfangs dir Füchse gute Nacht gesagt.“ Deshalb schloss er mit dem Hotel Bastei an der Prager Straße einen Vertrag. Der Gewerkschaftsbund FDGB hat es zur Entspannung der DDR-Arbeiter genutzt. Dann wurden jeden Tag rund 80 Urlauber in zwei Bussen zum Turm gefahren. Um sie zu versorgen, hat das Café extra früher geöffnet. „Aber generell galt, dass Reisebusse Vorrang haben“, erklärt Holfert. Aus der gesamten DDR wurden damals Bus-Reisen zum Turm gebucht. „Dennoch war der Betrieb nicht wirtschaftlich“, benennt Holfert das Problem. „Aber das hat in der DDR niemanden interessiert. Heute ist das anders.“

In der alten Speisekarte ist auch eine Ansicht der Gaststätte zu sehen. 
In der alten Speisekarte ist auch eine Ansicht der Gaststätte zu sehen.  © Christian Juppe

Ob ein Café im Turm heute kostendeckend arbeiten könnte, bezweifelt der Fachmann. „Aber es wäre schön, wenn der Turm wieder öffnet.“ Einig sind sich alle drei, dass sie wieder auf den Turm fahren wollen, wenn dieser wiedereröffnet wird. „Das war so eine schöne Zeit“, sagt Arlt. Sie erinnert sich auch noch an eine Aufzeichnung des DDR-Fernsehens. Für die Sendung „Wünsch dir was“ wurde im Turm gedreht. „Es war eine Bullenhitze durch die Scheinwerfer.“ Da schafften nicht mal die Klimaanlagen Abkühlung.

Vom einstigen Glanz ist nicht viel geblieben, wie dieses Bild aus dem Jahr 2009 zeigt. 
Vom einstigen Glanz ist nicht viel geblieben, wie dieses Bild aus dem Jahr 2009 zeigt.  © Archiv: kairospress

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