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ADAC-Pannenhelfer müssen immer mehr defekte E-Autos flott machen

Hauptproblem bleiben defekte Starterbatterien – trotz milden Winters. Dass sich der Klub nun auch um defekte Fahrräder kümmert, gefällt nicht allen.

Von Andreas Rentsch
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Die ADAC-Pannenhilfe wurde 2022 über 3,4 Millionen Mal gerufen. In Sachsen zählte der Klub rund 104.000 Einsätze.
Die ADAC-Pannenhilfe wurde 2022 über 3,4 Millionen Mal gerufen. In Sachsen zählte der Klub rund 104.000 Einsätze. © PR/ADAC

Alle neun Sekunden wird in Deutschland die ADAC-Pannenhilfe gerufen. Insgesamt absolvierten die Gelben Engel im vergangenen Jahr 3.413.488 Einsätze. In Sachsen mussten sie 104.300-mal ausrücken. Die meisten Pannen an einem Tag registrierte der Klub am 19. Dezember mit 194 Einsätzen in Dresden, meldete der Regionalclub am Dienstag in Dresden. In der Region Leipzig und Chemnitz waren der 15. und der 13. Dezember die Rekordtage mit 176 sowie 162 Einsätzen. „Dabei halfen auch eigenständige Abschleppunternehmen, die in unserem Auftrag tätig sind“, erklärt Falk Forhoff vom ADAC Sachsen.

Bundesweiter Klassiker bei den Pannenursachen bleibt mit gut 43 Prozent die defekte Starterbatterie. In fast jedem vierten Fall gab es Probleme mit dem Motor oder dem Motormanagement, der Einspritzung, Kraftstoff, Zündung oder Sensorik. Etwa zehn Prozent der Pannen waren dem Segment „Generator / Anlasser / Bordnetz / Beleuchtung“ zuzuschreiben.

Dass die Pannenhelfer im vergangenen Jahr in Sachsen 4.500-mal weniger ausrücken mussten als 2021, führen sie vor allem auf den milden Winter zurück.

Das sind die häufigsten Ursachen für Pannen, sortiert nach Sparten.
Das sind die häufigsten Ursachen für Pannen, sortiert nach Sparten. © PR/ADAC

Mehr E-Autos mit Problemen

Deutlich zugelegt hätten allerdings Pannen von Elektroautos, meldet der ADAC. So waren bundesweit 52.000-mal liegengebliebene Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge zu versorgen. Hier liege der Anteil der Starterbatteriepannen sogar bei weit über 50 Prozent. Der ADAC prüft deshalb in einem Praxistest die Einsatztauglichkeit sogenannter E-Booster. Das sind mobile Schnellladegeräte für das Anladen von leer gelaufenen Batterieautos. Sie ersetzen die klassische Starthilfe von Auto zu Auto.

„Aufgrund der rasanten Zunahme an Elektrofahrzeugen und heute noch vorliegenden Schwächen im Batteriemanagement vieler E-Autos erwartet der Klub ein deutlich steigendes Pannenaufkommen.“; so Falk Forhoff.

Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) waren in Deutschland Ende 2022 gut eine Million vollelektrische Autos und 865.000 Plug-in-Hybride unterwegs. Die meisten davon sind in den vergangenen drei Jahren neu zugelassen worden. Als Bestand für Sachsen nennt ein KBA-Sprecher 20.082 rein batterieelektrische Autos (BEV) und 20.528 Plug-in-Hybride – bezogen auf den bislang letzten Stichtag am 1. Oktober 2022. Die Zahl der im Freistaat zugelassenen Hybridmodelle insgesamt ist nahezu viermal so hoch. Neuere Daten für die Zeit bis 31. Dezember 2022 gibt es erst in einigen Tagen.

Pannenservice für Fahrräder macht ADFC Konkurrenz

Seit Juni bietet der ADAC bundesweit auch eine Fahrrad-Pannenhilfe an. Bis zum Jahresende hat er 5.500 defekte Fahrräder an Ort und Stelle wieder flott gemacht. Häufigste Ursache war der klassische Reifenschaden mit 77 Prozent. Zahlen für Sachsen lägen keine vor, sagt Falk Forhoff.

Gelber Engel auf E-Bike: Dieser nette Herr behebt in der Saison Defekte an Fahrrädern in Dresden und Umgebung. Er arbeitet aber nicht für den ADFC, sondern den ADAC.
Gelber Engel auf E-Bike: Dieser nette Herr behebt in der Saison Defekte an Fahrrädern in Dresden und Umgebung. Er arbeitet aber nicht für den ADFC, sondern den ADAC. © ADAC Sachsen

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) bietet schon seit einigen Jahren einen Pannendienst für Mitglieder an. Er gilt für Fahrräder, E-Bikes, Lastenräder und Anhänger. Extrakosten fallen dafür nicht an. Die Zahl der geleisteten Pannenhilfeeinsätze bezifferte der Klub zuletzt mit „mehreren Hundert“, rund die Hälfte davon entfällt demnach auf Radreisende.

Die neu entstandene Konkurrenz sieht man beim ADFC als Form der Rosinenpickerei. „Wir finden es eigenartig, dass der ADAC in der Verkehrspolitik keine konstruktiven Beiträge zum Thema Fahrrad leistet und andererseits das Fahrrad als Pannenobjekt identifiziert“, sagte ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider 2022 in einem TV-Interview.

Digitalisierung mit Pannenhilfe-App

Auch bei der Kommunikation zwischen Pannenopfern und -helfern will der ADAC mit der Zeit gehen. Zwölf Prozent aller Fahrzeugpannen werden mittlerweile digital über die eigene klubeigene App gemeldet. Das erspare in Hochlastphasen lästige Warteschleifen und verkürze den Prozess insgesamt, erklärten die Verantwortlichen.

Um die Sicherheit an Pannenstellen zu erhöhen, testet der ADAC momentan drei Möglichkeiten: digitale Gefahrenwarnungen an entsprechend ausgestattete Fahrzeuge in der Nähe, Warnmeldungen über Verkehrsinfodienste an herkömmliche Navis oder automatische Hupsignale des Pannenhilfefahrzeugs bei drohender Kollision.

Leichter Positivtrend bei Mitgliederzahlen

Anfang März hatte der ADAC in Sachsen 813.080 Mitglieder. Nach einem Schwund in der Corona-Pandemie seien die Zahlen zuletzt stabil geblieben beziehungsweise wieder leicht gestiegen, sagt Falk Forhoff. Die Kosten der Mitgliedschaft liegen bei mindestens 54 Euro im Jahr, ADAC-Plus-Mitglied kann man ab einem Beitrag von 94 Euro werden. (mit mja/dpa)