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Porsche in Leipzig zieht Bilanz: Neuer Rennwagen, mehr Stromer, mehr Gewinn

Porsche präsentiert erstmals in Leipzig seinen Geschäftsbericht – und den neuen Elektrosprinter Taycan. Der Standort im Norden Sachsens soll weiter wachsen.

Von Sven Heitkamp
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Der neue Porsche Taycan Turbo GT wird im Werk Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der neue Porsche Taycan Turbo GT wird im Werk Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt. © dpa

Für die Weltpremiere des nagelneuen Elektroflitzers Taycan haben sie am Montag im „Diamanten“ – dem Wahrzeichen und Empfangsgebäude des Leipziger Porsche-Werks – eine große Leinwand aufgebaut. Darauf sieht man, wie Entwicklungsfahrer Lars Kern auf der Rennstrecke Laguna Seca in Kalifornien mit einem lilafarbenen Turbo GT einen neuen Rekord aufstellt: In nur 1:27 Minuten rast er Ende Februar eine Raceway Runde – so schnell, wie vor ihm kein anderer Fahrer mit einem straßenzugelassenen Elektroauto.

Im Publikum in Leipzig sitzen Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Vorstandschef Oliver Blume und mehr als 70 Journalisten aus 13 Ländern, darunter 18 Kolleginnen und Kollegen allein aus China. Mit dem Taycan Turbo GT hat Porsche die Palette seiner vollelektrischen Sportlimousinen erweitert. Das Top-Modell gibt es sogar als Rennflitzer mit so genanntem „Weissach-Paket“ – ohne Rücksitzbank, aber mit festem Heckflügel. So erreicht der Turbo für Verkaufspreise ab 240.000 Euro kurzzeitige Spitzenleistungen von mehr als 1.100 PS und 305 Stundenkilometer. Von Null auf 100 km/h sprintet er in 2,2 Sekunden. Die ersten Modelle sollen im Frühjahr an Kunden in aller Welt ausgeliefert werden.

Die kleine, smarte Premiere ist der Hingucker für ein anderes Ereignis der Nobelauto-Schmiede: Der weltberühmte Stuttgarter Traditionskonzern präsentierte am Dienstag zum ersten Mal seine Jahresbilanz nicht am Stammsitz in Zuffenhausen, sondern in Sachsen.

Porsche-Wappen, die auf Motorhauben des vollelektrischen Porsche Taycan, angebracht werden.
Porsche-Wappen, die auf Motorhauben des vollelektrischen Porsche Taycan, angebracht werden. © dpa

CEO Blume gab im Leipziger „Diamanten“ einen Ausblick auf dieses Jahr und blickte zugleich zurück auf 2023. Demnach hat der Konzern voriges Jahr 40,5 Milliarden Euro umgesetzt – ein Plus von 7,7 Prozent. Zugleich steigerte der Sportwagenbauer sein Ergebnis auf 7,3 Milliarden Euro. Insgesamt lieferte Porsche 320.000 Autos an seine Kunden aus, gut 10.000 Wagen mehr als im Jahr davor.

In Leipzig liefen allein gut 87.000 Macan und knapp 34.000 Panamera vom Band – das waren allerdings ein paar tausend Autos weniger als im Jahr zuvor. Einer der Gründe: Im wichtigsten Automarkt China brachen die Verkäufe um 15 Prozent ein. Ursache dafür sei die schwierige Wirtschaftslage in der Region, so Blume.

Die trotzdem weitgehend positiven Zahlen seien trotz der Störungen der globalen Lieferketten, hoher Inflation und großer Investitionen in Digitalisierung und Innovationen gelungen. „Die Gründe für unser starkes Ergebnis sind die große Nachfrage nach unseren Produkten und unsere hohe Kostendisziplin“, betonte Finanzvorstand Lutz Meschke.

Den Aktionären sollen nun 2,1 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet werden. Das entspricht mehr als 40 Prozent des Konzernergebnisses nach Steuern. Kurz nach der Ankündigung drehte auch der Börsenkurs wieder ins Plus.

Leipzig: Mitarbeiter der Lackiererei arbeiten in der Qualitätskontrolle an einem Porsche Macan im Werk Leipzig.
Leipzig: Mitarbeiter der Lackiererei arbeiten in der Qualitätskontrolle an einem Porsche Macan im Werk Leipzig. © dpa

Allerdings warnte Blume zugleich, dass für dieses Jahr aufgrund der Erneuerung der Produktpalette und weiterhin hoher Investitionen eine geringere Rendite zu erwarten sei. Denn der Konzern bereite für dieses Jahr eine große Modelloffensive vor: „2024 ist ein Jahr der Produktstarts – mehr als in jedem Jahr unserer Geschichte“, so Blume.

Beim Panamera, Macan, Taycan und dem 911er sollen eine ganze Reihe neuer Modelle auf die Straße kommen. So soll die dritte Modellgeneration der Luxuslimousine Panamera aus Leipzig mit noch stärkeren Antrieben und neuen Technologien auf den Markt kommen. Im zweiten Halbjahr soll auch der zweite Leipziger – der Macan – vollelektrisch in seine zweite Modellgeneration gehen. Er wird dann auf einer Linie mit dem Verbrenner-Modell gefertigt. „Und die Kundennachfrage ist seit dem Öffnen des Orderbuchs sehr erfreulich“, so Blume.

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In den nächsten Jahren sollen auch der 718 und der Cayenne als vollelektrische Wagen folgen. Bis 2030 will Porsche mehr als 80 Prozent seiner Neufahrzeuge als Elektroautos verkaufen – wenn die Kunden und die Entwicklung der Elektromobilität in aller Welt mitspielen.

Für die nunmehr fünfte Standorterweiterung in Leipzig hat das Unternehmen zuletzt weitere 600 Millionen Euro investiert. Außerdem soll der Standort weiter wachsen: Für einen neuen vollelektrischen Luxus-SUV, dessen Produktion voraussichtlich ab 2026 beginnen soll, sind die Bagger auf dem Werksgelände schon angerückt. „Das völlig neue Fahrzeugkonzept basiert auf der bei Porsche entwickelten Plattform SSP Sport und soll in Leipzig gebaut werden“, bestätigt Blume.

Das Modell solle neue Kundenkreise erschließen, vor allem in den USA und China. Details werden aber auch auf Nachfragen nicht verraten. Bei Porsche sind weltweit zurzeit mehr als 42.000 Menschen beschäftigt. Vor allem in den Bereichen Entwicklung und IT habe Porsche zahlreiche neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt. Allein in Leipzig sind heute mehr als 4.400 Menschen beschäftigt.