Reifen mit M+S-Symbol bald unzulässig

Die ewige Debatte, wenn es um den Reifenwechsel geht: Wann soll ich es machen oder machen lassen? Viele Autofahrer vertrauen auf die „O-bis-O-Regel“: Winterreifen werden von Oktober bis Ostern gefahren. „Doch die Witterungslage kann diese Grenzen durchaus überschreiten, zumal Ostern ja kein fixer Termin ist“, sagt Katja Legner vom ADAC. Und in Deutschland gilt „situative Winterreifenpflicht“. Das heißt, man müsse Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auch mit Winterreifen unterwegs sein, erklärt die Fachfrau.
Das Problem: Auch in unseren Breitengraden ist bis in den April Schneefall möglich, ebenso Temperaturen um den Gefrierpunkt. Wenn es nachts nicht mehr dauerhaft unter fünf Grad kalt wird, könne man den Wechsel in Angriff nehmen, sagt Vincenzo Luca vom Tüv Süd. „Wer aber noch mal auf Nummer sicher gehen will, wartet dann trotzdem noch ein bisschen.“
Wer den Wechselaufwand zweimal im Jahr nicht haben will, kann beim Reifenneukauf über eine Alternative nachdenken: „Ganzjahresreifen können dann eine Lösung sein, wenn man im Zweifel sein Auto stehen lassen und auf Alternativen ausweichen kann“, sagt Katja Legner. Die Pneus müssen das „Alpine“-Symbol – ein Berg-Piktogramm mit Schneeflocke – haben, um auch als Winterreifen zu gelten. Zudem sind bis zum 30. September 2024 Reifen mit M+S-Kennzeichnung als wintertauglich erlaubt, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind.
Der Ganzjahresreifen ist aber ein Kompromiss. Sommer- und Winterreifen sind für ihre jeweiligen Jahreszeiten besser. Trotzdem lohnten sich die Allrounder-Pneus für bestimmte Anwendungsszenarien, sagt Luca – etwa für Menschen, die nur in der Stadt und nicht im Gebirge fahren, keine hohen Geschwindigkeiten erreichen oder lange Wege zurücklegen. Letztlich sei die Entscheidung für diesen oder jenen Reifentyp individuell. Preislich seien die reinen Kosten in etwa gleich mit den Sommer- und Winterreifen, so Luca.
Bei den 2022 von der Zeitschrift Auto Bild getesteten Allwetterreifen der Dimension 195/55 R 16 kosten die am besten bewerteten Modelle Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 und Vredestein Quatrac – jeweils mit Trägfähigkeitsindex 91 V – mindestens 116 Euro beziehungsweise knapp 73 Euro pro Stück, wenn man sie bei Onlinehändlern ordert. Das Sparpotenzial sollten Käufer nicht überbewerten. Zwar muss der Satz Ganzjahresreifen nur einmal angeschafft werden, doch er kommt oft durch die ununterbrochene Nutzung auf mehr Kilometer und muss deshalb schneller ersetzt werden. „Das Einzige, was man tatsächlich spart, sind die Kosten für den Reifenwechsel, Einlagerungsgebühren und die Zeit“, sagt Luca.
Wäre deshalb eine andere Spar-Idee erfolgversprechender? Etwa die, Winterreifen mit weniger als vier Millimetern Restprofil im Frühjahr und Sommer „aufzubrauchen“? Der ADAC verneint diese Frage mit der Begründung, dass Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen Schwächen zeigen, die gefährlich für einen selbst und andere werden können. Unter anderem würden sich die Bremseigenschaften im Trockenen und die Haftung auf dem wärmeren Asphalt verschlechtern.
„Fährt man aber im Frühjahr noch zwei Wochen mit den Winterreifen rum, macht das im Großen und Ganzen nichts aus“, sagt Vincenzo Luca. „Da muss man jetzt keine Angst haben, dass man die Reifen runterfährt.“ (dpa/rnw)