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Reifen mit M+S-Symbol bald unzulässig

Aus Spargründen erwägen viele Autofahrer Ganzjahresreifen. Doch für Allwetterreifen gibt es Auflagen. Für wen sie in Frage kommen, wie gut sie sind und was sie kosten.

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Ohne Termin in der Werkstatt kann sich der
Reifenwechsel
verzögern.
Ohne Termin in der Werkstatt kann sich der Reifenwechsel verzögern. © dpa/Robert Günther

Die ewige Debatte, wenn es um den Reifenwechsel geht: Wann soll ich es machen oder machen lassen? Viele Autofahrer vertrauen auf die „O-bis-O-Regel“: Winterreifen werden von Oktober bis Ostern gefahren. „Doch die Witterungslage kann diese Grenzen durchaus überschreiten, zumal Ostern ja kein fixer Termin ist“, sagt Katja Legner vom ADAC.

Allerdings: Auch in unseren Breitengraden ist bis in den April Schneefall möglich, ebenso Temperaturen um den Gefrierpunkt. Wenn es nachts nicht mehr dauerhaft unter fünf Grad kalt wird, könne man den Wechsel auf Sommerreifen in Angriff nehmen, sagt Vincenzo Luca vom Tüv Süd. „Wer aber noch mal auf Nummer sicher gehen will, wartet dann trotzdem noch ein bisschen.“

Umgekehrt: Trotz milder Temperaturen in diesem Herbst rät der ADAC dazu, jetzt auf Winterreifen zu wechseln, um bei jedem Wetter sicher auf den Straßen unterwegs zu sein. Wer bei Zeiten wechselt, spart sich bei einem plötzlichen Wintereinbruch lange Wartezeiten in den Werkstätten.

Gibt es in Deutschland eine Winterreifenpflicht?

In Deutschland gibt es keine generelle Winterreifenpflicht, allerdings gilt eine sogenannte „situative Winterreifenpflicht“. Das heißt, man müsse Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auch mit Winterreifen unterwegs sein, erklärt die Fachfrau vom ADAC. Die situative Winterreifenpflicht gilt dann als erfüllt, wenn auf allen Radpositionen Winterreifen montiert sind.

Ansonsten können Bußgelder ab 60 Euro und ein Punkt in Flensburg folgen. Im Ausland gelten oft andere Regeln, die man kennen sollte, wenn man dorthin fährt. ACE und ADAC halten Infos dazu auf ihren Internetseiten parat.

Sind Allwetter-Reifen im Winter erlaubt?

Wer den Wechselaufwand zweimal im Jahr nicht haben will, kann beim Reifenneukauf über eine Alternative nachdenken: „Ganzjahresreifen können dann eine Lösung sein, wenn man im Zweifel sein Auto stehen lassen und auf Alternativen ausweichen kann“, sagt Katja Legner.

Unter zwei Bedingungen sind Ganzjahresreifen auch im Winter erlaubt:

  • Die Pneus müssen das „Alpine“-Symbol – ein Berg-Piktogramm mit Schneeflocke – haben, um auch als Winterreifen zu gelten.
  • Zudem muss ihr Profil laut Gesetz - wie auch bei Sommer- und Winterreifen - mindestens 1,6 Millimeter tief sein. Experten empfehlen eine Profiltiefe von vier Millimetern.

Wie sieht es mit Reifen mit M+S-Symbol aus?

Lange Zeit mussten Ganzjahresreifen das M+S-Symbol aufweisen. Das Kürzel steht für Matsch und Schnee. Bereits seit dem 1. Januar 2018 reicht dieses allerdings für neue Reifen nicht mehr aus, sondern lediglich Ganzjahresreifen mit Schneeflocken-Symbol sind für den Winter zulässig.

Allerdings gilt für Reifen mit M+S-Kennzeichnung eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2024. Bis dahin dürfen Reifen mit M+S-Symbol, die bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind, weiterhin im im Winter gefahren werden. Danach sind diese Allwetterreifen verboten.

Für wen lohnen sich Ganzjahresreifen?

Der Ganzjahresreifen ist ein Kompromiss. Sommer- und Winterreifen sind für ihre jeweiligen Jahreszeiten besser. Trotzdem lohnten sich die Allrounder-Pneus für bestimmte Anwendungsszenarien, sagt Luca – etwa für Menschen, die nur in der Stadt und nicht im Gebirge fahren, keine hohen Geschwindigkeiten erreichen oder lange Wege zurücklegen. Letztlich sei die Entscheidung für diesen oder jenen Reifentyp individuell. Preislich seien die reinen Kosten in etwa gleich mit den Sommer- und Winterreifen, so Luca.

Ganzjahresreifen im Test: Wie hoch ist das Sparpotenzial?

Bei den 2022 von der Zeitschrift Auto Bild getesteten Allwetterreifen der Dimension 195/55 R 16 kosten die am besten bewerteten Modelle Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 und Vredestein Quatrac – jeweils mit Trägfähigkeitsindex 91 V – mindestens 116 Euro beziehungsweise knapp 73 Euro pro Stück, wenn man sie bei Onlinehändlern ordert.

Das Sparpotenzial sollten Käufer nicht überbewerten. Zwar muss der Satz Ganzjahresreifen nur einmal angeschafft werden, doch er kommt oft durch die ununterbrochene Nutzung auf mehr Kilometer und muss deshalb schneller ersetzt werden. „Das Einzige, was man tatsächlich spart, sind die Kosten für den Reifenwechsel, Einlagerungsgebühren und die Zeit“, sagt Luca.

Wäre deshalb eine andere Spar-Idee erfolgversprechender? Etwa die, Winterreifen mit weniger als vier Millimetern Restprofil im Frühjahr und Sommer „aufzubrauchen“? Der ADAC verneint diese Frage mit der Begründung, dass Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen Schwächen zeigen, die gefährlich für einen selbst und andere werden können. Unter anderem würden sich die Bremseigenschaften im Trockenen und die Haftung auf dem wärmeren Asphalt verschlechtern.

„Fährt man aber im Frühjahr noch zwei Wochen mit den Winterreifen rum, macht das im Großen und Ganzen nichts aus“, sagt Vincenzo Luca. „Da muss man jetzt keine Angst haben, dass man die Reifen runterfährt.“ (dpa/rnw)