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Kommentar zum Stellenabbau bei Volkswagen in Zwickau: VW handelt mit Augenmaß

Die Lage für Volkswagens E-Auto-Fabrik in Zwickau hat sich getrübt. Weil die Nachfrage stottert, müssen mehrere Hundert Mitarbeiter gehen. Doch damit ist die Zukunft des Werks als Ganzes nicht in Gefahr. Ein Kommentar.

Von Nora Miethke
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Nora Miethke kommentiert den Stellenabbau im VW-Werk in Zwickau.
Nora Miethke kommentiert den Stellenabbau im VW-Werk in Zwickau. © Hendrik Schmidt/dpa

Im vergangenen Jahr waren der ID.3 und der ID.4 von Volkswagen schon Anfang des Jahres ausverkauft. Die Markenstrategen dachten, dieser Boom hält an. Sie stellten in Zwickau rund 2.700 Beschäftigte mit befristeten Verträgen ein. Doch die Manager haben den Markt falsch eingeschätzt und müssen nun schmerzliche Korrekturen vornehmen, in dem viele befristete Verträge nicht verlängert werden. Damit ist die Zukunft des Elektrowerks als Ganzes nicht in Gefahr.

Die maue Nachfrage nach Elektroautos trifft alle Hersteller, nicht nur VW, auch Tesla. Sie hat diverse Gründe. Der wichtigste ist die gestrichene Förderung von E-Autos für Flottenkunden zum 1. September.

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Die Bestellungen von Mietwagenfirmen, Carsharing-Anbietern oder Großkonzernen mit Dienstwagenflotte haben die Elektromobilität vorangetrieben. Sie fehlen jetzt. Privatkunden fahren ihre alten Autos länger, denn Inflation, hohe Strompreise und immer teurere Fahrzeugpreise dämpfen die Nachfrage unabhängig von der Antriebsart.

VW fehlen bisher preisgünstige E-Kleinwagen

Bei VW kommt allerdings erschwerend hinzu, dass die ID.-Modelle zu teuer sind. Es fehlen preisgünstigere Kleinwagen. Sie sollen erst in zwei, drei Jahren auf den Markt kommen.

Grundsätzliche Zweifel am Erfolg der Elektromobilität, wie sie Sachsens Ministerpräsident durchblicken ließ, helfen nicht weiter. Aber die bittere Wahrheit ist, dieser Wandel wird noch lange staatliche Hilfe brauchen in Form von Kaufprämien und Förderprogrammen. Strafzölle für Autos aus China sind der falsche Weg, denn das Reich der Mitte ist der größte Absatzmarkt der deutschen Autobauer und mit Gegenreaktionen muss gerechnet werden.

Die VW-Manager beobachten den Markt und müssen angesichts fehlender Bestellungen - die Auftragseingänge bei Elektroautos liegen branchenweit 30 bis 50 Prozent unter dem Vorjahr - handeln.

Das tun sie mit Augenmaß. Die Hoffnung ist, dass die Inflation sinkt, die Ladeinfrastruktur sich verbessert, die Bundesregierung neue Zuschüsse bereitstellt und so der Käuferstreik beendet werden kann. Damit dann hoffentlich nicht weitere befristete Verträge auslaufen müssen.


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