Wirtschaft
Merken

VW denkt über ein preisgünstiges E-Mobil nach

Volkswagen sieht sich trotz Probleme bei Elektromobilen finanziell robust aufgestellt. Industrie, Politik und Kommunen sollen den Übergang zum sauberen Antrieb gemeinsam voranbringen.

Von Wolfgang Mulke
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
VW-Vorstandschef Oliver Blume  setzt auch weiterhin auf  E-Mobilität.
VW-Vorstandschef Oliver Blume setzt auch weiterhin auf E-Mobilität. © dpa/Michael Kappeler

Der Übergang zur Elektromobilität verläuft bei weitem nicht so schnell wie erhofft. Das spürt auch der größte deutsche Autokonzern VW. Dennoch ist Vorstandschef Oliver Blume von den sauberen Antrieben überzeugt. „Die Zukunft ist elektrisch“, stellte er auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns fest. Doch gerade dieses Segment ist das Sorgenkind der Wolfsburger.

Über neun Millionen Fahrzeuge hat VW im vergangenen Jahr weltweit ausgeliefert. Nur etwa jedes zehnte Auto wird mit Strom angetrieben. Dabei fließt ein Großteil der Investitionen von 180 Milliarden Euro in den kommenden Jahren in die E-Mobilität. In die Weiterentwicklung der Verbrennermotoren steckt der Konzern nur noch so viel, dass die Marken des Konzerns wettbewerbsfähig bleiben.

Ein Problem der E-Mobile ist der immer noch zu hohe Preis. Derzeit arbeitet Volkswagen an dem Modell ID 2all, das im kommenden Jahr zum Preis von rund 25.000 Euro auf den Markt kommen soll. Auch die Konstruktion eines batteriebetriebenen Kleinwagens für 20.000 Euro, eines ID 1, werde konzeptionell geprüft. Das fehlende Angebot an preisgünstigen Massenmodellen gilt als eine Bremse für den Hochlauf der E-Mobilität. Nach dem Wegfall der Kaufprämie gilt dies umso mehr.

Warum dauert es beim Günstig-Auto so lange?

Finanzvorstand Arno Antlitz erläuterte auch, warum die Einführung eines billigen Fahrzeugs so lange auf sich warten lässt. „Im kleinen Segment Geld zu verdienen, ist unglaublich schwierig“, sagte er. Dennoch zeigt sich VW dafür offen. Womöglich ist die gemeinsame Produktion mit einem anderen Hersteller am Ende die Lösung. „Wir schließen Kooperationen nicht aus“, betonte Blume.

Allerdings erwartet VW auch Unterstützung seitens der Politik. Industrie, Politik und Kommunen müssten an einem Strang ziehen, fordert Blume. Vor allem verlässlichen Rahmenbedingungen seien notwendig, äußerte er indirekt Kritik am plötzlichen Aus für die Kaufförderung Ende 2023. Auch bei den künftigen Schadstoffgrenzwerten der EU kann sich Blume mehr Flexibilität vorstellen. Denn die Verschärfung der Grenzwerte kann für den Konzern hohe Strafzahlungen bedeuten, wenn es nicht gelingt, durch einen starken Anstieg beim Verkauf von E-Autos den durchschnittlichen CO2-Ausstoß der VW-Marken insgesamt zu senken.

Allein 2024 gibt es 30 neue Modelle des Konzerns

Doch sieht der Vorstand für den Konzern weiterhin gute Wachstumsperspektiven. Dafür soll unter anderem eine Modelloffensive beitragen. Allein in diesem Jahr bringen die Konzernmarken, allen voran VW, Audi und Porsche, 30 neue Modelle auf den Markt. Vor allem mit vollelektrischen Fahrzeugen will Volkswagen glänzen. Das bringt zwar erst einmal hohe Einführungskosten mit sich. Doch sollte der Absatz damit auch wieder deutlich zulegen. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern daher ein Umsatzplus von etwa fünf Prozent.

Im zweiten Halbjahr will Blume dann eine langfristige Konzernstrategie bis ins Jahr 2035 vorstellen. So lange werde der Umstieg auf E-Mobilität sicher noch dauern, ahnt der Vorstand. Dabei liefen die Geschäfte im vergangenen Jahr besser als erwartet. Vor allem ein kräftiger Auslieferungsschub im letzten Quartal brachte noch viel Bewegung in die Bilanz. 2023 stieg der Umsatz dadurch um 15 Prozent auf 322 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern belief sich auf knapp 18 Milliarden Euro.

Das gute Ergebnis wird die Aktionäre freuen. Denn die Dividende wird um 30 Cent auf 9,06 je Vorzugsaktie und neun Euro je Stammaktie erhöht. Weltweit beschäftigt Volkswagen rund 680.000 Leute. Auch deshalb bekennt sich Konzernchef Blume ausdrücklich zu Weltoffenheit und Vielfalt.