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VW prüft Konzept: Was wird aus der Gläsernen Manufaktur in Dresden?

Nach dem Aus der Phaeton-Endmontage im Jahr 2016 hat Volkswagen noch immer kein richtiges Nutzungskonzept für die Manufaktur in Dresden. Mittelfristig sieht der Konzern die Auto-Produktion hier eher skeptisch.

Von Nora Miethke
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Die VW-Manufaktur  in Dresden braucht seit Jahren ein neues Nutzungskonzept.
Die VW-Manufaktur in Dresden braucht seit Jahren ein neues Nutzungskonzept. © Sven Ellger

Seit die Produktion der Luxuslimousine Phaeton im Jahr 2016 in Dresden ausgelaufen ist, sucht Volkswagen ein neues Nutzungskonzept für die Gläserne Manufaktur in Dresden. Die rund 300 Beschäftigten müssen sich jedoch weiterhin gedulden.

Thomas Schäfer, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG, Markengruppe Core und Vorstandschef der Marke Volkswagen, sagte am Donnerstag bei der Online-Bilanzvorlage: "Dresden ist schon heute ein Standort, der nicht nur den ID.3 montiert, sondern auch Entwicklungstätigkeiten und Fahrzeugauslieferungen übernimmt. Wir überprüfen gerade, wie wir da nach vorne gehen können".

Eine Fahrzeugfertigung sei vor den aktuellen Herausforderungen der schwachen Nachfrage nach E-Fahrzeugen "schwierig darzustellen", auch angesichts der geringen Stückzahl und der logistischen Schwierigkeiten, die die Lage der Manufaktur in der Innenstadt mit sich bringe. "Wir wollen kurzfristig ein Zukunftsszenario für den Standort finden, aber das ist noch nicht klar", so Schäfer.

Bereits vor einem halben Jahr hatte die Automobilwoche mit der Nachricht für Unruhe gesorgt, dass die Fahrzeugproduktion eingestellt werden soll. Damals wurde dies dementiert. In der Gläsernen Manufaktur werden derzeit nur 26 Fahrzeuge pro Tag montiert. Zu Hochzeiten des E-Golfs waren es in zwei Schichten 80 Fahrzeuge am Tag.

Der Vorstand der Marke bekannte sich erneut zur Elektromobilität. "Trotz des aktuellen Zwischentiefs sind wir davon überzeugt, Elektromobilität ist der richtige Weg", so Schäfer.

Er rügte in der Pressekonferenz mehrmals indirekt das abrupte Ende der Kaufprämie für E-Autos im vergangenen Jahr, welches zu einem Einbruch bei den Bestellungen führte. "Man könne auch nicht mitten in einem Fußballspiel die Spielregeln ändern", so der Automanager. Es brauche Planungssicherheit und Stabilität.

Die unter den Erwartungen gebliebene Nachfrage nach Elektro-Autos hat in der Produktionsbilanz von VW in Sachsen Spuren hinterlassen. Im Zwickauer Werk, einem reinen Elektro-Standort, wurden im vergangenen Jahr 247.000 Fahrzeuge gefertigt, 30.000 mehr als im Jahr zuvor. Doch von der ursprünglich geplanten Vollauslastung von 330.000 Fahrzeugen im Jahr ist der Autobauer weit entfernt. Die Konsequenz: Beschäftigungsabbau. Die Verträge der zeitlich befristeten Beschäftigten werden nicht verlängert. Im vergangenen Herbst mussten bereits 269 gehen, in diesem Jahr wird es weitere 500 treffen. Auch die teure Nachtschicht wurde gestrichen. Als weitere Reaktion entschied VW kürzlich, den ID.3 nur in Zwickau zu fertigen, nicht auch im Stammwerk Wolfsburg, obwohl dort schon alles für die Montage vorbereitet war.

VW überlegt E-Auto zum Preis von unter 20 000 Euro

Ob sich die Käuferlust in diesem Jahr bessert, ist ungewiss. Als Gründe für den flauen Absatz von Stromern wird das Wirrwarr um die Kaufprämie gesehen. Ende letzten Jahres wurde die Förderung, deren Laufzeit befristet war, von einem Tag auf den anderen gestoppt. Die Flottenkunden wie zum Beispiel Autovermietungen zogen daraufhin sofort den Stecker. Viele private Autokäufer sehen angesichts der gestiegenen Stromkosten derzeit keinen Preisvorteil für sich und bleiben dann doch beim Verbrenner. Der Hauptbremsklotz für den Hochlauf der Elektromobilität aber dürfte sein, dass die verfügbaren Modelle zu teuer sind. Den ID.3 gibt es für den Preis ab 32.000 Euro.

Derzeit entwickelt die Marke VW, die wieder zum führenden Volumenhersteller werden will, das ID 2all. Dieses Modell zum Preis von rund 25.000 Euro soll im kommenden Jahr vorgestellt und 2026 auf den Markt kommen. In der Überlegung ist auch ein batteriebetriebener Kleinwagen für unter 20.000 Euro mit dem Arbeitstitel ID.1. Er ist für 2027 geplant.

Dennoch ist der Autobauer mit der Bilanz für 2023 zufrieden. Die Kernmarke VW konnte ihren Absatz außerhalb Chinas um 13 Prozent auf 2,5 Millionen Fahrzeuge erhöhen. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 86,4 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern um 34 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Das Absatzplus war vor allem dem Auftragsstau aus dem Vorjahr zu verdanken, als VW wegen fehlender Halbleiter weniger Autos bauen konnte.