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Hier kommen die dreistesten versteckten Preiserhöhungen

Geschrumpfter Inhalt, gleiche Packung: Verärgerte Kunden können jetzt die Mogelpackung des Jahres wählen.

Von Katrin Saft
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Die fünf Kandidaten.
Die fünf Kandidaten. © VZ

Viele Lebensmittel sind teurer geworden. Damit Kunden das nicht immer gleich erkennen, greifen Hersteller gern zu einem Trick: Sie reduzieren einfach den Inhalt, Packung und Preis bleiben meist gleich. Die Verbraucherzentrale Hamburg führt seit Jahren eine Mogelpackungsliste, die auf Basis von Beschwerden solche Produkte online auflistet – von Tees über vegane Würstchen bis hin zu Slipeinlagen. „Bis zum Jahresende haben wir 104 Produkte in unsere Liste aufgenommen, so viele wie noch nie“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale. 2022 seien es mit 76 und 2021 mit 47 Produkten deutlich weniger gewesen.

Rein rechtlich sind solche Mogelpackungen selten zu belangen. Die derzeitigen Gesetze geben Unternehmen viel Freiraum, um Kunden hinters Licht zu führen. In der Regel sind derzeit bis zu 30 Prozent Luft in der Packung erlaubt. Das Bundesverbraucherministerium hat vor Kurzem ein Eckpunktepapier vorgestellt, wonach bei verringertem Inhalt auch die Verpackung schrumpfen soll.

„Uns geht das allerdings nicht weit genug“, sagt Valet. „Wir möchten, dass Produkte mit wenig Inhalt nicht mehr im Regal stehen dürfen, sondern alle Verpackungen grundsätzlich bis zum Rand befüllt werden müssen.“ Würden Füllmengen reduziert, sollten Verbraucher das durch eine Kennzeichnung direkt auf der Verpackung gut erkennen können.

Bis sich das ändert, wollen die Verbraucherschützer weiter Mogeleien veröffentlichen und – wenn möglich – dagegen vorgehen. Im letzten Jahr haben sie eine Klage gegen die Firma Upfield eingereicht, weil sie ihren Becher Sanella-Streichfett ohne irgendeinen Hinweis nur noch mit 400 statt 500 Gramm füllen. Valet: „Die mündliche Verhandlung ist für Ende Januar 2024 angesetzt.“ Vorerst sind aber die Verbraucher gefragt. Sie können bis 22. Januar abstimmen, welches von fünf ausgewählten Produkten die Mogelpackung des Jahres wird.

Kandidat 1: Yoghurt-Gums von Katjes

Gleiche Tüte, gleiches Design. Der Inhalt der Yoghurt-Gums ist trotzdem von 200 auf 175 Gramm geschrumpft. Das führt zu einer versteckten Preiserhöhung von 14 Prozent und mehr Verpackungsmüll.

Kandidat 2: Tuc Bake Rolls Meersalz von Mondelez

Die quasi gleichen Brotchips werden unter der vermeintlich hochwertigen Marke Tuc „neu“ mit weniger Inhalt angeboten. Mit einer Preiserhöhung wird die Packung unterm Strich 127 Prozent teurer.

Kandidat 3: Chocolat Amandes Vollmilch Schokolade von Aldi

Eine Tafel Marzipan-Schokolade, die größer aussieht, obwohl weniger drin ist. Dazu spart man am Marzipan. Über 30 Prozent teurer ist diese Mogelpackung nur kurze Zeit nach der Umstellung.

Kandidat 4: Listerine Total Care von Johnson & Johnson

Gleich hohe Flasche, weniger Inhalt. Johnson & Johnson macht die Flasche seiner Mundspülung einfach schmaler, doch das ist nicht zu erkennen. Dazu steigt der Preis. Verbraucher müssen fast 34 Prozent mehr für die „doppelte Preiserhöhung“ zahlen.

Kandidat 5: Oreo Stieleis von Froneri

Froneri reduziert nicht nur die Anzahl der Oreo Stieleise in der Packung, sondern schrumpft zusätzlich jedes einzelne Eis. Aus 440 Milliliter Eis pro Karton werden 270. Bei gleichem Preis entspricht das einer versteckten Preiserhöhung von 63 Prozent.