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Dresden im Zukunftsatlas vor Köln und Leipzig

Der Prognos-Zukunftsatlas stellt eine Rangfolge aller 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland auf. Da kann sich Dresden auch mit Leipzig und Potsdam vergleichen.

Von Georg Moeritz
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Dresden ist Europas größter Standort der Mikrochip-Produktion. Im Prognos-Zukunftsatlas liegt die Stadt jetzt auf Platz 49 unter allen 400 Kreisen und kreisfreien Städten.
Dresden ist Europas größter Standort der Mikrochip-Produktion. Im Prognos-Zukunftsatlas liegt die Stadt jetzt auf Platz 49 unter allen 400 Kreisen und kreisfreien Städten. © Symbolbild: infineon

Dresden. Dresden erreicht Platz 49 unter den 400 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten – jedenfalls im jüngsten Zukunftsatlas des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos. Die Forscher betrachteten für ihren Vergleich 29 Indikatoren, darunter Arbeitsmarkt, Wohlstand, Bevölkerungswachstum und Anteil von Zukunftsbranchen. Dresden steht damit vor der Millionenstadt Köln mit Platz 65 und Sachsens einwohnerstärkster Stadt Leipzig mit Platz 137.

Leipzig schlägt Dresden allerdings bei der Bewertung seiner „Dynamik“ und kommt bei diesem Kriterium auf Platz 2 in Deutschland, gleich hinter dem Dynamik-Spitzenreiter Berlin. Auch bei der Demografie hat Leipzig dank mehr junger Leute einen besseren Platz als Dresden. Doch die Landeshauptstadt punktet bei den Prognos-Forschern mit ihrem Vorsprung bei Wirtschaft und Innovation.

Sowohl Dresden als auch Leipzig sind in der Rangliste weit aufgestiegen, seit sie 2004 erstmals aufgestellt wurde. Etwa gleich große Städte wie Essen und Dortmund im Ruhrgebiet haben sich dagegen in dieser Zeit verschlechtert.

Jena auf Platz 1 in den neuen Ländern

Der Kreis Görlitz steht im Prognos-Zukunftsatlas auf einem der letzten Plätze: auf Platz 390 von 400. Görlitz bekam vorige Woche aber die Zusage für ein Großforschungszentrum für Astrophysik, das könnte bei der nächsten Prognos-Rangliste bringen. Das Forschungsinstitut hat den Zukunftsatlas alle drei Jahre veröffentlicht, dazu gehört auch eine interaktive Landkarte der 400 Gebiete, die vom Handelsblatt aufbereitet wurde.

Schwächer als der Kreis Görlitz schneiden die Städte Gelsenkirchen und Oberhausen im Ruhrgebiet ab, aber auch der Kreis Nordhausen in Thüringen trotz zentraler Lage in Deutschland. Den letzten Platz im Ranking belegt die Region Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Dresdens Nachbarkreise liegen auf Plätzen um Rang 300: Kreis Meißen Platz 267, Kreis Bautzen 299, Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Platz 308, Mittelsachsen 327. Der Landkreis Leipzig kommt auf Platz 268, also etwa gleichauf mit dem Kreis Meißen. Sachsens drittgrößte Stadt Chemnitz findet sich im Zukunftsatlas auf Rang 286.

In Ostdeutschland wird Dresden nur von Jena übertrumpft. Jena liegt im Deutschland-Ranking auf Platz 24. Potsdam erreicht Platz 82, die Bundeshauptstadt Berlin Rang 112. Die Städte und Landkreise mit den besten Zukunftschancen liegen der Studie zufolge weiterhin vor allem im Süden Deutschlands. Die besten Aussichten bescheinigt das Forschungs- und Beratungsunternehmen Prognos dem Landkreis München, gefolgt von Erlangen und der Stadt München.

Autostadt Wolfsburg holt im Norden die meisten Punkte

Als einzige norddeutsche kreisfreie Stadt rangiert die Autostadt Wolfsburg auf Rang 5 unter den Top 10. Deutschlands zweitgrößte Stadt Hamburg erreicht Platz 22. Deutliche Risiken sieht die Studie außer für den Landkreis Mansfeld-Südharz auch für Stendal (399) in Sachsen-Anhalt sowie den Landkreis Prignitz (398) in Brandenburg. Zu den Schlusslichtern der Auswertung für das Handelsblatt zählt auch die Stadt Pirmasens in der Pfalz.

Der Untersuchung zufolge sind Regionen mit einer Spezialisierung auf Zukunftsbranchen grundsätzlich gut gewappnet. "Diesen Typus gibt es in Ostdeutschland selten", schreibt Prognos. Fehlende Fachkräfte und eine schrumpfende Bevölkerung seien besonders in Ostdeutschland eine große Herausforderung.

Metropole sein genügt nicht mehr für Attraktivität

Langfristige Wachstumsmuster seien auch durch die Corona-Krise nicht zerstört worden, erläutern die Experten. "Ökonomisch leistungsfähige Regionen wachsen auch nach der Krise wieder stärker." Das gelte etwa für Metropolen wie Hamburg, Köln und München, aber auch für Erlangen, Darmstadt (7), Jena oder Münster (19). Diese Regionen würden von Krisen nur kurzfristig getroffen. "Ein Grund dafür ist, dass ihre Wirtschaft auf Wachstumsbranchen ausgerichtet ist."

Schwierigkeiten hätten hingegen Kreise, in denen sich die Corona-Krise und strukturelle Probleme überlagern: alte Branchen, geringes Einkommen, alternde und schrumpfende Bevölkerung. Als ein Erfolgsrezept sieht die Studie auch eine Verflechtung von Großstädten und ihrem Umland. Als Beispiele nennt sie die Metropolräume Berlin, die Rhein-Schiene, Frankfurt am Main, Stuttgart, Nürnberg-Erlangen und München.

Potenzial bescheinigt die Analyse zudem einigen Regionen im Mittelfeld wie dem Münsterland, dem Emsland, Mainfranken und der Region Donau-Iller. Diese seien auf dem Sprung zu Zukunftschancen - auch unabhängig von den Metropolen. "Lange galt es quasi als Naturgesetz, dass sich wirtschaftliche Aktivitäten in Deutschland zunehmend in die Metropolregionen verlagern", erläutern die Autoren. Immer mehr Bürger seien in die Städte gezogen. "Jetzt schwächt sich der Trend ab, weil die Metropolen unter "Wachstumsschmerzen" leiden: mit Problemen wie Flächenknappheit, Wohnungsmangel, Verkehrskollaps, die zuweilen in soziale Konflikte umschlagen." (mit dpa)