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Viel Interesse an Solaranlagen in Sachsen

Teurer Strom und Unsicherheit angesichts des Ukraine-Kriegs - es gibt einige Gründe für eine eigene Solaranlage. Wer Interesse hat, muss aber Geduld aufbringen.

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Photovoltaikmodule werden auf dem Dach eines Wohnhauses installiert.
Photovoltaikmodule werden auf dem Dach eines Wohnhauses installiert. © Marijan Murat/dpa (Archiv)

Dresden. Steigende Energiepreise und die Sorge um die Energiesicherheit angesichts des Krieges in der Ukraine haben den Run auf Solarmodule aus Sachsen verstärkt. "Wir haben einen Marktboom, der beispiellos ist", sagte Solarwatt-Geschäftsführer Detlef Neuhaus der Deutschen Presse-Agentur. "Unsere Auftragseingänge explodieren." Wer heute beschließe, sich eine Photovoltaik-Anlage aufs eigene Dach zu setzen, bekomme seine Module nur mit viel Glück noch dieses Jahr. Solarwatt plane deswegen, die Produktion weiter auszubauen. Dazu werde auch über Auftragsfertigung in anderen Unternehmen nachgedacht.

Solarstrom sei nicht nur "brutal wirtschaftlich", ohne regenerative Ideen seien auch die CO2-Ziele in Europa nicht zu erreichen, betonte Neuhaus. Mit dem Krieg in der Ukraine hätten viele Menschen zudem erkannt, dass Deutschland raus aus der Abhängigkeit von fossilen Energien wie Gas und Öl müsse.

Aktuell liefern laut Sächsischer Energieagentur rund 60.900 Anlagen im Freistaat Solarstrom - mit einer Leistung von etwa 2,5 Gigawatt. Im vergangenen Jahr wurden demnach gut 8.000 Solaranlagen neu in Betrieb genommen.

Solarwatt hatte ebenso wie der Hersteller Meyer Burger erst voriges Jahr die Produktion von Solarmodulen in Sachsen deutlich ausgebaut. Die Produktion in Freiberg sei nahezu bis Ende Sommer schon komplett verkauft, sagte Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt auf Anfrage. Die Kapazität soll dort bis Ende des Jahres planmäßig auf ein Gigawatt erhöht werden.

Den größten Engpass für den Ausbau der Solarenergie sieht Solarwatt-Chef Neuhaus allerdings nicht bei der Produktion der Module. Vielmehr fehle es an ausreichend Fachkräften, die die Module auf den Hausdächern installieren. Das sei eine Riesen-Herausforderung und der Staat etwa über zusätzliche Ausbildungsprogramme gefordert, wenn er seine Ausbauziele bei erneuerbaren Energien erreichen wolle.

Tatsächlich macht sich der Nachwuchsmangel bei den Handwerksbetrieben bemerkbar, wie der Fachverband Elektro- und Informationstechnik Sachsen und Thüringen bestätigt. "Eine Umfrage im Februar hat ergeben, dass die Handwerker in unserem Verband durchschnittlich 125 Arbeitstage Vorlauf haben, bevor sie einen Auftrag umsetzen", sagte Geschäftsführer Detlef Köhler.

Generell gelte aber: "Es ist ein Mix, der dazu führt, dass die Installation von Solarzellen dauert", sagte Köhler. Auch der bürokratische Aufwand, die Einspeisung von Strom ins Netz anzumelden, sei groß. Und Engpässe bei Materiallieferungen machten sich auch bei den Handwerkern bemerkbar.

Ähnliche Erfahrungen hat der Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Sachsen gemacht. "Uns fehlt wie allen der Nachwuchs", sagte Geschäftsführer Thomas Münch. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland führten zusätzlich zu Materialproblemen. "Das klingt banal, aber es fehlen zum Beispiel Nägel, die in Paletten zum Transport von Dachziegeln stecken. Die werden in Russland hergestellt", sagte er. Bei Aufträgen sei daher schwer zu kalkulieren, wann die Unternehmen liefern könnten - und zu welchem Preis. (dpa)