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Naturschützer kritisieren Pläne für Windräder im Wald

Den sächsischen Behörden liegen die ersten Bauanträge für Windräder im Wald vor. Wie viele entstehen und was Kritiker sagen.

Von Luisa Zenker
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Windräder im Wald: Bisher gibt es davon nur eines bei Ullersdorf. Das wurde 1993 errichtet.
Windräder im Wald: Bisher gibt es davon nur eines bei Ullersdorf. Das wurde 1993 errichtet. © Marcus Brandt/dpa (Symbolfoto)

Dresden. Auf die ersten Anträge für Wald-Windräder in Sachsen reagiert nun die Umweltschutzorganisation BUND verhalten. Man begrüße zwar den Ausbau auch im Wald, um die Energiewende zvoranzutreiben, erklärt der Vorsitzende des BUND Sachsen Felix Ekadt. Gleichzeitig mahnt er: "Zu beachten ist, dass der Ausbau naturverträglich geschieht, was unter anderem bedeutet, dass Eingriffe in Waldgebiete auf ein Mindestmaß begrenzt werden sollen." Bestimmte Flächen, wie Naturschutzgebiete, Nationalparke, Biosphärenreservate und geschützte Biotope, müssen ihmzufolge komplett von der Energiegewinnung ausgeschlossen werden. Schäden sollen an anderer Stelle ausgeglichen werden.

Dass Windräder überhaupt im sächsischen Wald möglich sind, ist eine Kehrtwende in der Landespolitik: Denn in ihrem 2019 beschlossenen Koalitionsvertrag waren CDU, SPD und Grüne noch einer Meinung: Windräder im Wald sind Tabu. Im Dezember 2022 hat sich dann wortwörtlich der Wind gedreht. Der sächsische Landtag stimmte mehrheitlich für die Flexibilisierungs-Klausel. Fortan ist der Bau von Windrädern im sächsischen Forst prinzipiell erlaubt.

Seitdem sind in den Landratsämtern drei Einzelanträge auf Vorbescheid eingegangen. Von denen erhoffen sich künftige Betreiber eine Genehmigung, damit sich dort die Rotorblätter über den Baumwipfeln drehen. Elf Windräder könnten demnach bald im Wald stehen. Das ergab eine Abfrage von Saechsische.de bei den unteren Immissionsschutzbehörden.

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Interesse bei Waldbesitzern ist groß

Im Landkreis Görlitz und Bautzen liegt dem Amt jeweils ein Antrag für fünf Windräder vor. Dazu gehört ein Waldgebiet zwischen Weißwasser und Boxberg, meldet eine Sprecherin aus Görlitz. Zwischen Weißkollm und Knappenrode will zudem die Freiberger Firma Sabowind in einem privaten Forst bei Lohsa fünf mehr als 200 Meter hohe Windräder errichten. Im Vogtlandkreis könnte eine Anlage mit zehn Windanlagen entstehen, wovon eine im Wald geplant ist, teilt die Behörde mit.

Dem Vorsitzenden des Sächsischen Waldverbandes Georg Lindner zufolge seien viele Waldbesitzer daran interessiert, Windräder im Wald zu errichten. Sie hoffen, die Borkenkäfer- und Klimawandel-Schäden dadurch ausgleichen zu können. "Aber die Hürden für ein Genehmigungsverfahren sind sehr groß." Ihm zufolge habe die 2023 beschlossene Flexibilisierungs-Klausel kaum zu einem Durchbruch geführt. Als Gründe nennt Lindner, den schwierigen Netzausbau, lange Unklarheit über die kommunale Beteiligung am finanziellen Ertrag sowie der lokale Widerstand und Artenschutz.

35 Prozent der Waldflächen in Sachsen sind für Windkraft geeignet

Lindner selbst ist ebenfalls Waldbesitzer, er prüft momentan, inwiefern Windräder in seinem Forst zwischen Großröhrsdorf und Pulsnitz möglich wären. Das sei schwierig, denn sein Gebiet liegt am Rande eines Schutzgebietes. "Das ist rote Fläche", so der Waldbesitzer, der auf einen Windatlas verweist, den das Umweltministerium vergangenes Jahr veröffentlicht hat. Demnach sind 35 Prozent der sächsischen Waldflächen für Windkraft geeignet. Die Karte besitzt aber einzig Empfehlungscharakter.

Lindner will im Einzelfall prüfen, ob er tatsächlich auf die Anlagen verzichten muss. Wie Sachsen bis 2027 zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie zur Verfügung stellen wolle, sei ihm ein Rätsel. Ohne Windräder im Wald zu errichten, sei das schwer zu schaffen. Laut dem Bundesverband Wind gibt es deutschlandweit mehr als 2.370 Windenergieanlagen auf Waldflächen. 100 Projekte davon hat der Meißner Windparkentwickler UKA durchgeführt, keines davon in Sachsen. Derzeit bemerke man aber ein Umdenken in ostsächsischen Kommunen, so ein UKA-Sprecher. Mit vielen führe man Gesprächen über Wind im Wald, zum Beispiel in der Kleinstadt Bernsdorf bei Bautzen.

In Sachsen wird aber nicht nur der Bau von Windrädern, sondern auch die Errichtung von Solaranlagen im Wald geprüft. Ende vergangenen Jahres lagen bereits 15 entsprechende Anträge vor. Allein für den Bau von zwölf der dabei geplanten Solarparks wären Waldgebiete mit einer Fläche von mindestens 152 Hektar nötig. Gegen die Errichtung von Solaranlagen in Wäldern gibt es inzwischen zahlreiche Proteste. Auch Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) hatte in dem Zusammenhang erklärt, er sehe das Abholzen von Waldflächen für solche Anlagen "grundsätzlich kritisch". (mit gs)