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Black Friday: Mit diesen 7 Tricks sollten Sie rechnen

Am Black Friday locken wieder viele Händler mit Tiefstpreisen. Branchenkenner warnen vor künstlichem Kaufdruck, geschönten Rabatten und Abzocke.

Von Andreas Rentsch
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Wohl dem, der nicht auf jeden vermeintlichen Mega-Rabatt anspringt.
Wohl dem, der nicht auf jeden vermeintlichen Mega-Rabatt anspringt. © Pepper Media Holding GmbH

Mit dem Black Friday am 26. November startet der Online- und Einzelhandel ins Weihnachtsgeschäft. Erwartet werden Rekordausgaben: Die Rabattjagd bis zum Cyber Monday am 29. November könnte Umsätze von 4,9 Milliarden Euro bescheren, schätzt der Handelsverband HDE. Getrübt wird die Vorfreude durch die Tatsache, dass Anbieter alle Hebel in Bewegung setzen, um Spontankäufe auszulösen. Zudem haben Kriminelle den Black Friday als Betätigungsfeld entdeckt. Eine Liste legaler und illegaler Tricks – und mit welchen Gegenstrategien man sich wappnen kann.

Black Friday und Cyber Monday: Worauf Shoppingjäger achten sollten

Trick 1: Auf und Ab der Preise

Viele Händler heben ihre Preise einige Zeit vor dem Black Friday an oder stoppen zumindest vorübergehend ihren allmählichen Abwärtstrend, um dann möglichst spektakuläre Rabatte ausweisen zu können. Oft sei dieses Phänomen zwei Wochen vor dem Event zu beobachten, sagt Michael Stupp vom Online-Fachmagazin Inside Digital.

Doch sowohl kurzfristige Veränderungen als auch allgemeine Preistrends lassen sich überwachen. Er rate dazu, einen „Wunschzettel“ oder eine Liste beim Vergleichsanbieter Idealo anzulegen, sagt René Hesse aus Chemnitz, Betreiber des Fachportals mobiFlip. Idealo biete zudem einen Preisalarm an. „Der erspart das manuelle Prüfen und informiert beim Erreichen eines definierten Wunschpreises per E-Mail.“

Für Amazon setze er zusätzlich auf einen Dienst namens Keepa, so Hesse. „Das ist ein Onlinetool, welches auf der Produktschnittstelle von Amazon aufsetzt und Preisverläufe und -alarme bis ins kleinste Detail liefert.“ Keepa gibt es auch als kostenlose Erweiterung für alle gängigen Browser. Wer den Verdacht hegt, dass ein Händler seine Preise automatisch an das Surfverhalten seiner Besucher anpasst, könne dies leicht checken, sagt Michael Stupp: „Einfach den Inkognito-Modus des Browsers nutzen und die Preise vorher und nachher vergleichen.“

Trick 2: Zeitdruck

„Niemand sollte sich von laufenden Countdowns oder angeblich schwindenden Artikelvorräten aus der Ruhe bringen lassen“, sagt Michèle Scherer, Digitalexpertin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Ein Preis-Check auf anderen Portalen sei vor dem Kauf unbedingt zu empfehlen. Wer sparen will oder muss, sollte ohnehin lieber azyklisch kaufen, sagt René Hesse.

„Spielzeug und Unterhaltungselektronik sind ab dem Frühjahr günstiger, Ventilatoren und Klimageräte im Herbst.“ Die derzeit sinkenden Temperaturen könnten auch Kinderfahrradanhänger oder Gartenmöbel preiswerter machen, sagt der 38-Jährige. „Bei Mode lohnt antizyklisches Kaufen dagegen nicht mehr. Die Kollektionen wechseln so häufig, dass hier ganzjährig gute Preise erzielt werden können.“

Trick 3: Resterampe

Teilweise verkomme der Black Friday zu einem „besseren Restpostenverkauf“, sagt Michael Stupp. Gute Rabatte seien oft nur möglich, wenn sie anderswo quersubventioniert würden – oft vom Hersteller selbst. So etwas gebe es aber kaum bei aktuellen Smartphones oder anderen beliebten Elektronikartikeln.

Beispiel Apple: Hier ist laut Stupp in den ersten drei Monaten kaum mit Rabatten auf die unverbindliche Preisempfehlung zu rechnen. „Das gilt also auch für das iPhone 13 am Black Friday.“ Die einzige Lösung lautet: warten. Wesentlich bessere Karten haben Interessenten, die sich mit einem Auslaufmodell begnügen. Zunehmend populär sind generalüberholte Geräte, im Fachjargon „refurbished“ genannt.

Er sehe aber kaum einen Grund, explizit bei Rabatt-Events wie dem Black Friday nach Refurbished-Deals zu suchen, sagt René Hesse. „Solche Geräte sind ganzjährig zu schwankenden Preisen zu haben.“ Als Vergleichsmaßstab sollten Interessenten die langfristige Preisentwicklung der Neugeräte heranziehen. Nachteilig sei dagegen der kürzere Support, so Hesse. Diese Einbuße sei jedoch nicht allzu groß. „In der Regel ist Refurbished-Ware nicht älter als sechs bis zwölf Monate.“

Trick 4: Ratenkauf-Angebote

Der Trend zum Kauf auf Pump wird sich auch am Black Friday fortsetzen. Zum Beispiel bietet Amazon währen des Aktionszeitraums eine 0,0-%-Finanzierung über eine Laufzeit von bis zu 24 Monaten an. Doch selbst wenn in solchen Deals keine Abschlusszinsen oder Bearbeitungsgebühren versteckt seien, rate er ab, sagt Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen. „Denn die Kunden müssen ihr Daten hergeben, und sie gehen einen Vertrag mit einem weiteren Akteur ein.“

Amazon-Werbemail: Das Angebot zielt darauf ab, dass weitere Angebote außerhalb des Null-Prozent-Aktionszeitraums finanziert werden. Dann liegt der effektive Jahreszins bei 7,69 Prozent.
Amazon-Werbemail: Das Angebot zielt darauf ab, dass weitere Angebote außerhalb des Null-Prozent-Aktionszeitraums finanziert werden. Dann liegt der effektive Jahreszins bei 7,69 Prozent. © Screenshot: SZ

Trick 5: Datensammelei

Nicht nur Kriminelle interessieren sich für die persönlichen Daten von Onlinekäufern. Auch für Shop-Betreiber sind E-Mail-Adressen und Mobilfunknummern kostbar, etwa wenn es um den Versand zielgruppenspezifischer Werbung geht. Insofern könne das Eröffnen eines weiteren Mailkontos für Black-Friday-Einkäufe durchaus sinnvoll sein, so Michael Stupp von Inside Digital. Das begrenzt auch den Kollateralschaden, wenn es irgendwo zu einem Datenleck kommen sollte.“

Trick 6: Fake-Shops

Sie bieten begehrte Waren zu unschlagbaren Preisen, machen es ihren Kunden aber unmöglich, sich bei Reklamationen oder ausbleibenden Lieferungen das bezahlte Geld zurückzuholen: Fake-Shops sind eine lästige Begleiterscheinung von Rabattschlachten. Zuletzt habe man im September vor betrügerischen Werbeanzeigen auf Instagram gewarnt, sagt Viktoria Jerke von der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder.

Zum diesjährigen Black Friday dürften Kriminelle vor allem die Knappheit an sogenannten Hero-Produkten auszunutzen versuchen. „Das sind Umsatztreiber bekannter Marken, die wegen der Chipkrise in geringerer Menge als von den Herstellern geplant verfügbar sind“, erklärt René Hesse. Die Playstation 5 von Sony gehört in diese Kategorie. Ein echtes Schnäppchen werde die begehrte Spielkonsole 2021 nicht mehr, so der Blogger. Umso skeptischer sollten Onlinekäufer angesichts eines Fabelpreises für die „PS5“ sein.

Vertrauenswürdige Shops seien unter anderem an leicht auffindbaren und vollständigen Informationen wie einem Impressum, AGB und Widerrufsrecht zu erkennen, sagt Viktoria Jerke. Als Zahlungsoption der Wahl nennen Verbraucherschützer meist PayPal oder den Kauf auf Rechnung. Letzteres ist für Neukunden aber häufig gar nicht möglich. Doch auch vermeintliche Sicherheitsmerkmale wie Qualitätssiegel für Onlineshopping oder ein Impressum können gefälscht sein. Außerdem perfektionieren die Kriminellen ihre Masche ständig. „Fake-Shops entstehen heutzutage oftmals automatisiert, sodass sie binnen Minuten online und ebenso schnell wieder verschwunden sein können“, erklärt René Hesse.

Wer in diesem Umfeld Schwierigkeiten hat, etablierte und geprüfte Shops zu finden, solle im Zweifel über ein Preisvergleichsrechner wie idealo.de, geizhals.de oder guenstiger.de einsteigen. Eine weitere Möglichkeit ist, Software wie den Fake Shop Detector vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation einzusetzen. Dabei handelt es sich um eine Browsererweiterung, die Onlineshops in Echtzeit überprüft und bei Fake-Verdacht Alarm schlägt. Von ihrem Nutzen ist Hesse aber nicht restlos überzeugt. „Solche Plug-ins haben einen sehr eingeschränkten Nutzen, denn sie rennen den Fake-Shops am Ende nur hinterher.“

Trick 7: Apps

Manche Anbieter werben dafür, sich ihren Onlineshop auch als App aufs Smartphone zu holen, um mobil einzukaufen. Wer das tut, „lässt gegenüber dem Anbieter die Hose runter“, warnt Miriam Ruhenstroth vom Infoportal Mobilsicher. Das geringe Übel sei aus ihrer Sicht, den Shop per mobilen Browser anzusteuern. Es gebe aber noch eine andere Gefahr, nämlich die von gefälschten Shop-Apps, die mit ähnlichem Namen und optisch dem Original täuschend ähnlich daherkommen.


Wird's ein Schnäppchen?

Der MDR hat für seine Ratgebersendung „Umschau“ seit Anfang November Preise von 36 Produkten (Spielwaren, Elektronik, Haushaltwaren, Parfüm) bei Amazon, Saturn, Müller und Galeria Karstadt beobachtet.

Zwischenfazit nach dem ersten Rabatttag am 11. November („Single‘s Day“): Nur vereinzelt sind Produkte wirklich im Preis gesenkt worden. Häufiger wurden die Preise erhöht. So kostete ein Lego-Set zum Beispiel am 29. Oktober 122,99 Euro, am 11. November 125,99 und einen Tag später 122,67 Euro.

Teilweise wurden hohe Rabatte suggeriert, aber nur die Streichpreise verändert. Die Preisanalyse läuft noch bis Ende des Monats, auch der "Black Friday" wird erfasst.

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