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Ein Jahr Citymanagerin in Löbau: Was hat's gebracht?

Sarah Weiß' Start ist mit viel Aufmerksamkeit verfolgt worden. Dass ihre Arbeit nach einem Jahr nicht immer für jeden sichtbar ist, hat einen guten Grund.

Von Anja Beutler
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Citymanagerin Sarah Weiß auf dem Löbauer Altmarkt. Die wichtigste Aufgabe spielt sich hinter den Kulissen ab.
Citymanagerin Sarah Weiß auf dem Löbauer Altmarkt. Die wichtigste Aufgabe spielt sich hinter den Kulissen ab. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Seit einem Jahr hat Löbau eine Citymanagerin. Sarah Weiß von der Messepark GmbH hat mit 15 Wochenstunden den Posten inne, um den zuvor im Stadtrat mehrfach diskutiert und gerungen worden war. Zeit, einmal nachzufragen, was bislang gelungen ist und wo man das Wirken der Citymanagerin überhaupt erkennen kann. Denn das fragen sich vor allem Außenstehende wie Innenstadtkunden und die Löbauer selbst.

Das Dilemma um die sichtbaren Erfolge kennt Sarah Weiß. Natürlich freut sich die Frau, die in der Veranstaltungsbranche zu Hause ist, wenn die neue Frühjahrsputzaktion, die floristischen Klänge in den Höfen zum Stadtfest oder die Weihnachtsbäume, die wie ein grünes Band alle Akteure zum Wichteltag verbunden haben, wahrgenommen werden. Doch um "Events" geht es weniger, die eigentliche Arbeit läuft hinter den Kulissen, klingt weit weniger spektakulär und nach ziemlich viel Grundlagenarbeit: Die Kernaufgabe Nummer Eins für die Citymanagerin ist die Erstellung einer Flächendatenbank und eine Händleranalyse.

Bestandsaufnahme und Fragebogen

Einerseits geht es also darum, in der Innenstadt leer stehende Laden- und Gewerbeflächen mitsamt Sanierungsstand, Fotos und gegebenenfalls Angaben der Vermieter zusammenzutragen. Andererseits muss Weiß erheben, welche Händler, Gewerbetreibende und Dienstleister in welchen Branchen aktuell in Löbaus Innenstadt überhaupt tätig sind, ob bald ein Generationenwechsel ansteht und ob dieser geregelt ist. Das soll unter anderem mit einem Fragebogen eruiert werden, in dem die Händler aber auch ihrerseits zur aktuellen Stimmungslage befragt werden.

Ist das nicht schnell gemacht? Die Citymanagerin schüttelt den Kopf: Auf einer Achse vom Wettiner Platz bis zum Theaterplatz, vom Promenadenring und zur Johannisstraße alle potenziell verfügbaren Läden samt Merkmalen zu listen und mit den Eigentümern Kontakt zu knüpfen, ist langwierig und aufwendig - aber dringend nötig. "Vor Kurzem hatte ich eine Anfrage einer Arztpraxis nach Räumlichkeiten", sagt Weiß. Um für solche Neuansiedlungen rasch das passende Angebot machen zu können, braucht es diese Daten ebenso wie einen Ansprechpartner. Sonst schauen sich die Gründungswilligen anderswo um, wenn sie selbst erst mühevoll recherchieren müssen.

An Analyse und Datenbank arbeitet Weiß aktuell. Auch die Händlerumfrage ist noch nicht abgeschlossen. "Bislang ist der Rücklauf sehr gut", konstatiert sie. Vor allem wohl auch, weil sie von Anfang an auf persönlichen Kontakt zu den Gewerbetreibenden in der Stadt setzt. Genau das loben auf SZ-Nachfrage viele Händler sehr. Dass sich Sarah Weiß auch bei den Absprachen der Kulturschaffenden in Löbau und bei den Treffen der Werbegemeinschaft engagiert, sei ebenso spürbar, heißt es. Bei der Werbegemeinschaft seien die Treffen jetzt reger frequentiert - vielleicht auch weil manche neugierig auf die Citymanagerin sind. Einige Händler wollen zudem festgestellt haben, dass sich Diskussionen jetzt etwas offener gestalten, man sich mehr zu sagen traue. Kritik gibt es aber ebenso: Mit 15 Stunden pro Woche sei kaum ein nachhaltiges Citymanagement zu schaffen und ob nun ein Frühjahrsputz als Erfolg verbucht werden könne, sei fraglich.

Zukunft noch unklar

Sarah Weiß kennt diese Stimmen und verweist darauf, dass sie derzeit den Grundstein lege. Ideen und sichtbare Dinge wie eine Gutscheinkarte für die Löbauer Innenstadt seien zwar bereits auf der Agenda - aber umsetzen werde man das bis zum Auslaufen der aktuellen Förderung nicht können. Um den Leerstand zu verringern, könne sie ohnehin nur Anstöße geben - vom Pop-Up-Store bis zu mehr Innenstadtgrün, damit man sich in Löbaus Mitte wohlfühlt. "Es geht auch nicht nur um den Leerstand - für mich ist ohnehin das Wichtigste, die Händler zu unterstützen, die jetzt da sind", sagt sie.

Deshalb freut sie sich, dass Löbaus Innenstadt inzwischen auch mit Ladenöffnungen und nicht nur mit Schließungen Aufsehen erregt. Das Problem mit den uneinheitlichen Öffnungszeiten hat sie im Visier, betont aber: "Ich kann keinem Händler, der ständig in seinem Laden steht, vorschreiben, wann er zu öffnen hat." Dass der Mittwoch inzwischen bei vielen Geschäften ein kurzer Tag ist, dass manche jetzt eine Mittagspause eingeführt haben - mag aus Sicht der Kunden schwierig sein. Die Händler aber betonen, dass sie diese Regelungen vor allem eingeführt haben, weil sich das Öffnen - anders als früher - zu diesen Zeiten kaum lohne und Verkaufspersonal kaum zu finden sei. "Das Problem haben viele Städte", schildert Weiß ihre Erfahrungen aus den Treffen mit den anderen Citymanagern, mit denen sie verbunden ist. Die "Patentlösung" habe da leider noch niemand gefunden. Dennoch ist sie überzeugt, dass sich mit neuen Ideen Löbaus Handel stabilisieren lasse und eine Zukunft habe. Dafür brauche es einen Citymanager. Noch ist aber nicht klar, ob und wie das Projekt nach dem Auslaufen der Förderung weitergeführt werden kann.