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Gutes Urteil für P+R-Plätze an Bahnhöfen zwischen Kamenz und Radeberg

Der Autoclub Europa checkt aktuell deutschlandweit Parkplätze an Bahnhöfen. So haben die Plätze entlang der Strecke Kamenz - Radeberg abgeschnitten.

Von Heike Garten
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Falk Hoffmann vom Autoclub Europa testet mit ehrenamtlichen Mitstreitern P+R-Parkplätze entlang der Strecke Kamenz - Radeberg. In Pulsnitz unterstützen ihn Rolf Zeidler und Andreas Becht.
Falk Hoffmann vom Autoclub Europa testet mit ehrenamtlichen Mitstreitern P+R-Parkplätze entlang der Strecke Kamenz - Radeberg. In Pulsnitz unterstützen ihn Rolf Zeidler und Andreas Becht. © Foto: Anne Hasselbach

Pulsnitz. An diesem Vormittag kurz nach 10 Uhr ist auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof in Pulsnitz keine Lücke mehr zu finden. Und auch die Flächen gegenüber den Gleisen sind voller Autos. Nur an einer Böschung längs zu den Gleisen ist noch ein Platz frei. Dieser Zustand ist Normalität. Vor allem wochentags werden die Parkplätze in Pulsnitz gut angenommen, sind doch viele Pendler in Richtung Dresden unterwegs.

Doch wie gut oder schlecht ist der P+R-Parkplatz? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Auto Club Europa (ACE), und er ist dafür deutschlandweit unterwegs. Dieser Tage standen die Parkplätze entlang der Strecke Kamenz - Radeberg auf der Checkliste des ACE, ganz konkret die Parkplätze und Bahnhöfe in Kamenz, Pulsnitz, Großröhrsdorf, Arnsdorf und Radeberg.

Kontrolle nach Checkliste

Das Thema Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln rückt gerade in Zeiten der angestrebten Verkehrswende immer mehr in den Focus. Und auch wenn sich der ACE vor allem um die Belange der Verkehrsteilnehmer auf der Straße kümmert, sei es für ihn wichtig, die gesamte Infrastruktur im Blick zu haben. „Und da gehören natürlich auch P+R-Parkplätze mit dazu, damit Autofahrer auch Bus und Bahn besser nutzen können“, erklärt Falk Hoffmann, Regionalbeauftragter des ACE für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ihm zur Seite stehen für die hiesige Region Rolf Zeidler aus Bautzen und Andreas Becht aus Arnsdorf – beide ehrenamtlich.

Die drei Männer arbeiten bei ihren Kontrollen eine Checkliste ab. Die Schwerpunkte Angebot & Ausstattung, Sicherheit, Barrierefreiheit und zusätzliche Mobilitätsangebote werden dabei genau begutachtet. Außerdem können Extrapunkte vergeben werden, wenn es Besonderheiten gibt. Dabei machen es sich die Tester keineswegs leicht. Sie schreiten das gesamte Gelände ab, messen die Größe der Behindertenparkplätze, zählen die Stellflächen. „Es soll eine zuverlässige Einschätzung entstehen“, sagt Falk Hoffmann.

Parkplätze komplett ausgelastet

In Pulsnitz fällt den Testern eines sofort auf: Die Parkflächen sind komplett ausgelastet. Ein ähnliches Bild erleben sie in Großröhrsdorf und Kamenz. „Das ist zum einen sehr gut, zeigt aber auch, dass eventuell mehr Parkplätze gebraucht werden“, sagt Rolf Zeidler. Für Kamenz gibt es da ein positives Signal. Auf einem Areal zwischen Güterbahnhofstraße und den Bahngleisen soll ein P+R-Platz entstehen, dessen Bau 2025 beginnen könnte.

Überhaupt schneiden die Parkplätze in der Region gut ab. „Sie sind besser als die in den Großstädten“, sagt Falk Hoffmann. Dabei kann der P+R-Platz in Radeberg mit seinen über 200 Plätzen besonders punkten. „Er ist sachsenweit der Erste, der das Urteil exzellent erhält“, erklärt der Regionalbeauftragte. Der Platz bekam 13,5 Punkte.

Zur Einordnung: Alle Plätze mit weniger als 8 Punkten gelten als durchgefallen, mit 8 bis 13 Punkten als bestanden, und alles, was mehr als 13 Punkte erhält, wird mit exzellent bewertet. Punkten kann der Radeberger Platz damit, dass alle wichtigen Service-Angebote vorhanden sind: E-Ladesäule, Taxistand, Fahrradboxen und -ständer, barrierefreie Toilette, Kiosk, extra Motorrad- und Moped-Stellplätze.

Toiletten vorhanden, aber geschlossen

Der Pulsnitzer Platz kommt auf 11,7 Punkte. Als positiv bewerten die Tester unter anderem die Überwachungskamera, was vor allem für das Sicherheitsgefühl der Auto- und Bahnfahrer wichtig ist, und den vorhandenen Taxisstand. Negativ fällt ihnen auf, dass es zwar Toiletten gibt, diese aber verschlossen sind.

Grund dafür ist Vandalismus. Kurz nach Fertigstellung der Toilettencontainer waren diese so zerstört worden, dass sie nicht mehr nutzbar sind. Für die Stadt Pulsnitz stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob eine Instandsetzung sinnvoll ist und wie schnell die Toiletten dann möglicherweise wieder der Zerstörungswut Einzelner zum Opfer fallen. Dies war gerade erst wieder Thema im Stadtrat.

Der Kamenzer Parkplatz kommt in der Bewertung des ACE auf 11,0 Punkte. Als positiv sehen die Tester den vorhandenen Kiosk, negativ die nicht vorhandene E-Ladesäule. Die gleiche Punktzahl wie Pulsnitz, 11,7, erreicht auch Großröhrsdorf. Dass es dort extra Zweirad-Abstellplätze gibt, wird als positiv betrachtet, negativ auch hier die nicht vorhandene Ladesäule.

Arnsdorf schneidet am schlechtesten ab

Als optisch zwar sehr schön, aber mit der geringsten Punktzahl bewerten die Tester den Platz am Arnsdorfer Bahnhof. Er erhält 9,7 Punkte und hat damit trotzdem noch bestanden. „Besonders kritisch sehen wir, dass eine Barrierefreiheit nur in eine Zugrichtung besteht. Ansonsten muss man über Treppen durch einen Tunnel zum anderen Gleis“, sagt Falk Hoffmann. Außerdem gebe es zwar Behindertenparkplätze, aber diese seien auf der falschen Seite. Rollstuhlfahrer müssten, um zum Bahnhof zu gelangen, erst noch die Straße überqueren.

Der ACE will bei seiner Test-Aktion bundesweit 250 Plätze kontrollieren, in Sachsen etwa 30. Am 1. April 2023 begann der P+R-Check, im September soll er abgeschlossen sein. Dann werden auch die Ergebnisse aller getesteten Park+Ride-Anlagen bekannt gegeben. Eines kann man allerdings jetzt schon sagen: Die Parkplätze entlang der Strecke Kamenz - Radeberg schneiden nicht schlecht ab. Allerdings könnten es mehr sein, um noch mehr Berufspendler zum öffentlichen Nahverkehr zu bringen.