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Praktika über Grenzen hinweg

Im Ausland lernen, Wissen sammeln und weitertragen – in der Pandemie ist das schwierig. Doch es gibt auch neue Möglichkeiten.

Von Annett Kschieschan
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Maske mal anders: Beim Fotoprojekt „Time of Corona“ tauschten sich angehende Designerinnen und Designer aus Deutschland und Tschechien virtuell aus.
Maske mal anders: Beim Fotoprojekt „Time of Corona“ tauschten sich angehende Designerinnen und Designer aus Deutschland und Tschechien virtuell aus. © PR

Eine Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre, ein Studium etwas länger. Wer im Herbst 2019 eines von beiden begonnen hat, kennt Unterricht fast nur unter Pandemie-Bedingungen. Das bedeutet in vielen Fällen auch, dass Praktika bisher ausfallen mussten. Dabei sind sie wichtig, damit junge Leute realistisch einschätzen können, ob der angestrebte Berufsweg wirklich zu ihnen passt. Aber wie funktioniert praktisches Lernen, am besten noch über Landesgrenzen hinweg, in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Reisewarnungen? Ein deutsch-tschechisches Projekt zeigt, was möglich ist, wenn alle Beteiligten bereit sind, neue Wege zu gehen. Das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch - Tandem hat die Begegnung in den virtuellen Raum verlegt. Gemeinsam mit der Staatlichen Fachschule für Produktdesign im bayerischen Selb und der Berufsschule für Design und Mode im tschechischen Prostějov haben die Mitarbeiter ein berufliches Online-Praktikum organisiert, das für deutsche und tschechische Schüler gleichsam offen ist.

Jeweils zwölf junge Männer und Frauen aus beiden Ländern nahmen am ersten Durchgang teil – und hatten dabei Spaß und endlich den erhofften Blick über den Tellerrand. Nach einem ersten virtuellen Kennenlernen mithilfe einer deutsch-tschechischen Sprachanimation auf der neuen Online-Plattform „DINA.international“ stand fest, dass die Gruppe Lust auf ein gemeinsames Projekt hatte. Dank des professionellen Simultandolmetschens während der Videokonferenz klappte die Verständigung von Anfang an.

Schnell Kontakt gefunden

Gemeinsam brachten die Jugendlichen ein virtuelles Fotoprojekt mit dem Titel „Time of Corona“ auf den Weg. Die Bilder wurden auf der DINA-Plattform gezeigt und diskutiert. Belichtung, Blickwinkel, Bearbeitung – die Fotos boten viel Stoff für Austausch und das nicht nur mit Blick auf die Schul- und Studienfächer der jungen Kreativen. „Die beiden Schulen haben gezeigt, dass eine deutsch-tschechische Begegnung auch virtuell im Rahmen der Berufsausbildung erfolgen kann. Dabei konnten nicht nur Kontakte geknüpft, sondern auch neue handwerkliche Herangehensweisen voneinander gelernt werden“, so Tandem-Mitarbeiter Marius Meier. Seine tschechische Kollegin Jarmila Půbalová freut sich vor allem darüber, dass die anfängliche Skepsis gegenüber dem Online-Projekt längst der Zufriedenheit gewichen ist. Und nicht nur das. Inzwischen sind weitere virtuelle Vorhaben geplant, konkret im Gesundheitswesen.Und die jungen Teilnehmer selbst? Die waren als Digital Natives schnell bereit, Praxiserfahrungen auch virtuell zu sammeln. „Ich fand es sehr interessant, zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler der tschechischen Schule fotografieren. Sie gehen sehr kreativ und mutig an die Motive heran. Es war auf jeden Fall eine Inspiration“, so die deutsche Berufsschülerin Alina. Radim aus Tschechien würde das Praktikum auf jeden Fall empfehlen: „Man lernt Kommunikation, neue Kultur und Leute kennen. Wir haben unsere Kontaktdaten ausgetauscht und folgen uns gegenseitig auf Instagram.“

Beim Tandem-Projekt freut man sich über das erfolgreiche Pilotprojekt, das mit Blick auf die ohnehin vielfältigen Kooperationen in den grenznahen Bundesländern Bayern, Sachsen und Thüringen durchaus Chancen bietet – auch nach der Pandemie.

Tandem ist die zentrale Informations- und Fachstelle der Bundesrepublik Deutschland für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Mehr über Ziel, Aufgaben und Inhalte gibt es hier.