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Streik im Güterverkehr begonnen - Personenverkehr ab Mittwochmorgen

Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL ist in Teilen angelaufen. Seit Dienstagabend wird der Güterverkehr der Deutschen Bahn bestreikt. Ab Mittwochmorgen wird es auch für Fahrgäste ungemütlich.

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Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zu einem weiteren mehrtägigen Streik bei der Deutschen Bahn aufgerufen.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zu einem weiteren mehrtägigen Streik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. © Julian Stratenschulte/dpa

Berlin. Nach dem Start des Lokführerstreiks im Güterverkehr stellen sich die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste auf die Ausweitung des Arbeitskampfs auf den Personenverkehr ab Mittwochmorgen ein. Den Notfahrplan für Fern- und Regionalverkehr können die Kundinnen und Kunden bereits online einsehen, wie die Bahn mitteilte. Über die üblichen Fahrplanauskünfte im Internet wird dabei angezeigt, ob ein Zug fährt oder nicht. Bei vorigen Streiks war lediglich rund jeder fünfte Fernzug unterwegs, alle anderen fielen aus.

"Aufgrund des eingeschränkten Angebots raten wir bei Reisen im Fernverkehr der DB in jedem Fall frühzeitig einen Sitzplatz zu reservieren", teilte die Bahn am Dienstag mit. "Im Regionalverkehr gibt es während des GDL-Streiks ein stark reduziertes Angebot an Zugfahrten."

Im Güterverkehr hatte die GDL mit dem Streik bereits am Dienstagabend begonnen. Der Ausstand dort sei wie geplant um 18 Uhr angelaufen, sagte ein GDL-Sprecher auf Anfrage.

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Die Deutschen Bahn teilte mit, etliche Güterzüge würden bestreikt und könnten so ihre Ziele nicht erreichen. "Auch der europäische Güterverkehr über die Alpen, Polen oder nach Skandinavien sowie die Seehäfen in Holland oder Belgien sind betroffen", so ein Sprecher. Bereits im Vorfeld sei im Güterverkehr ein Mengenrückgang verzeichnet worden. Es könne also sein, dass viele Waren von der Schiene auf die Straße verlegt würden.

Insbesondere Branchen mit hohem Schienengüter-Anteil müssen wegen des Ausstands umdisponieren. "Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belastet die Transportlogistik in Deutschland und Europa und damit auch Unternehmen der deutschen Automobilindustrie", teilte etwa der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage mit.

Ähnlich äußerte sich die Chemieindustrie, die ebenfalls viele Verkehre über die Schiene abwickelt. "Mit ihren Kunden und Logistikdienstleistern haben die Unternehmen umgehend flexible Lösungen entwickelt", hieß es vom Verband der Chemischen Industrie auf Anfrage. "Diese können die Einschränkungen und Verzögerungen in der Bahnlogistik aber nur teilweise kompensieren."

GDL fordert Absenkung der Wochenarbeitszeit

Rund sechs Tage lang will die GDL unter ihrem Chef Claus Weselsky weite Teile des Bahnverkehrs zum Erliegen bringen. Es ist der vierte und bisher längste Streik der Gewerkschaft. Bis Montagabend soll der Arbeitskampf andauern und damit erstmals im laufenden Tarifkonflikt ein komplettes Wochenende umfassen.

Die Bahn rief die Gewerkschaft am Dienstagmorgen erneut dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Es ist jetzt an der Zeit, zusammenzukommen, zu verhandeln, Kompromisse zu finden", sagte eine Sprecherin in Berlin. "Wir sind bereit, zu jeder Zeit an jedem Ort zu Verhandlungen und zu Gesprächen zusammen gekommen."

Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Tarifstreit vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.

Bahn rechnet wegen Streik erneut mit starken Beeinträchtigungen

Der neuerliche Streik wird dem Konzern zufolge erneut zu erheblichen Beeinträchtigungen im gesamten deutschen Bahnbetrieb führen. "Die DB wird wie beim letzten Streik für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der DB einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anbieten", teilte die Bahn am Montag mit. Wie schon zuvor sollen längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt werden, "um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können", hieß es.

Fahrgäste können ihre für den Streikzeitraum gebuchte Tickets erneut zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Bahn hat die Zugbindung aufgehoben. Reisen können auch dieses Mal wieder vorverlegt werden. (dpa)