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Tesla muss Pläne verändern: Areal für Batteriezell-Gebäude teils in Wasserschutzgebiet

Elon Musk will das Tesla-Werk in Grünheide zur größten Autofabrik Deutschlands machen. Doch die Hürden für die Genehmigung sind groß.

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Blick auf das Werk der Tesla Gigafactory in Grünheide.
Blick auf das Werk der Tesla Gigafactory in Grünheide. © Jens Kalaene/dpa

Von Thorsten Metzner

Der US-Elektroautobauer Tesla wird die Vergrößerung seiner bisherigen Europa-Gigafactory in Grünheide (Oder-Spree) in Deutschlands Hauptstadtregion wohl teilweise umplanen müssen. Das geht nach Tagesspiegel-Informationen aus den aktuell einsehbaren Antragsunterlagen für die Pläne hervor, mit denen Tesla die Kapazität des Werkes auf eine Jahresproduktion von einer Million Fahrzeuge steigern will. Damit wäre es dann das größte deutsche Autowerk. Doch das 300 Hektar große Areal am Berliner Autobahnring befindet sich teilweise in einem Trinkwasserschutzgebiet, was nun neue Probleme bereitet.

Ein neues Gebäude für die Produktion von Batteriezellen, das Tesla im dritten Schritt der Erweiterung nördlich an das bisherige Batteriewerk anbauen wollte, darf wegen des Trinkwasserschutzes dort auf keinen Fall hin. Darauf hat das Landesumweltamt bereits am 22. März 2023 hingewiesen. Die Behörde ist eine von mehreren, die Stellungnahmen zu den Tesla-Plänen abgegeben hat. Alle sind öffentlich einsehbar.

Behörde: Neues Batteriezellwerk muss auf Tesla-Areal woandershin

„Als unüberwindliche Hindernisse für eine Teilgenehmigung“, so die Behörde, seien folgende Vorhaben einzustufen, Zitat: „Die geplante Zellproduktion in Gebäude A120 (3. Teilgenehmigung) liegt zum Teil in der Schutzzone III A und ist nach §4 Nr. 8 der Schutzgebietsverordnung und §49 AwsV nicht zulässig.“ Das Gleiche gelte für die neue Prozessabwasserrecyclinganlage.

Während Tesla dem bei der Recyclinganlage explizit widerspricht, eine andere Auslegung anmahnt, weitere Hinweise der Behörde im Schriftverkehr aufgreift und den Antrag teils korrigiert, gibt es im einsehbaren Schriftverkehr in puncto Batteriezell-Gebäude bislang keine Reaktion des Autobauers. Das darf als Indiz gewertet werden, dass das Problem größer ist. Tesla ist bekannt dafür, Pläne parallel zu laufenden Genehmigungsverfahren nachzubessern.

Wie berichtet, will Tesla in Grünheide künftig Batteriezellen mit einer Speicherkapazität von 100 Gigawattstunden pro Jahr herstellen, um sie in die E-Autos einzubauen. Für Konflikte sorgen dabei auch Bedenken wegen der geplanten Tief-Fundamente der neuen Produktionshalle mit einer Grundfläche von 470.000 Quadratmetern, für die ebenfalls teilweise im Trinkwasserschutzgebiet über 82.000 Betonpfähle bis in die obere Grundwasserschicht hinein in den Boden gerammt werden sollen.

Umweltverbände und Bürgerinitiativen haben Widerstand angekündigt. Und der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der in unmittelbarer Nähe ein Wasserwerk betreibt, für das ein Schutzgebiet ausgewiesen ist, hatte bereits bei den 2000 Rammpfählen für das bisherige Werk protestiert.

Bedenken der Berliner Wasserbetriebe

An anderer Stelle hält der Streit ums Wasser in der Oder-Spree-Region östlich von Berlin ebenfalls an. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben weiterhin Bedenken gegen eine um 1,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr erhöhte Trinkwasserförderung im nahen Wasserwerk Eggersdorf. Diese hatte das Landesumweltamt dem WSE gestattet, damit das Tesla-Werk mit Wasser beliefert werden kann. Die Hauptstadtfirma sorgt sich, dass die Mehrförderung in Eggersdorf negative Auswirkungen auf das Berliner Wasserwerk Friedrichshagen haben könnte. Die Bedenken hat Brandenburgs Landesregierung in einer am Dienstag vom Landtag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische AfD-Anfrage erstmals bestätigt.

Laut Antwort von Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hält das Landesumweltamt die Vorbehalte des Berliner Trinkwasserversorgers allerdings für unberechtigt. In der Antwort heißt es, Beeinträchtigungen im Bereich des Wasserwerkes Friedrichshagen seien durch die Wasserversorgung des Wasserwerkes Eggersdorf nicht zu erwarten. Um die Erlaubnis laufen juristische Auseinandersetzungen. Derzeit gestattet das Landesumweltamt die Mehrförderung über eine „Duldung“.

Elon Musk bei einem Besuch in Grünheide.
Elon Musk bei einem Besuch in Grünheide. © Patrick Pleul / dpa

Für die aktuellen Erweiterungspläne im Tesla-Werk haben die Berliner Wasserbetriebe (BWB), die im Klärwerk Münchehofe das Abwasser aus dem WSE-Einzugsgebiet und damit auch das der Autofabrik entsorgen, hingegen eine positive Stellungnahme abgegeben. Tesla will bis Mitte 2024 zunächst das erst im März 2022 in Betrieb genommene Werk modernisieren, Maschinen in Gießerei, Presswerk und Lackiererei durch modernere ersetzen. Gegen eine erste Teilgenehmigung hat der BWB demnach keinerlei Einwände. Für die folgenden Stufen weisen die Wasserbetriebe der Metropole aber darauf hin, dass Tesla „wahrscheinlich noch zusätzliche Maßnahmen ergreifen muss, um die vereinbarten Einleitwerte dauerhaft einhalten zu können“.

Konkret geht es um die Konzentrationen von Stickstoff und Phosphor, die sich weiter erhöhen werden. Hintergrund ist paradoxerweise das Abwasserrecycling im Werk, mit dem Tesla künftig die Produktionsabwässer komplett wiederverwerten will, um trotz verdoppelter Produktion nicht mehr Wasser zu benötigen. Das führt dazu, dass vor allem Sanitärabwässer mit mehr Stickstoff und Phosphor ins Klärwerk Münchehofe fließen. Auch in einer Gigafactory steckt der Teufel manchmal im Detail.