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Stadt Döbeln soll Riesenstiefel auch am Wochenende zeigen

An den meisten Samstagen und Sonntagen stehen Touristen vor einem verschlossenen Rathaus. Jetzt gibt es eine Idee, wie das geändert werden könnte.

Von Jens Hoyer
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An der Autobahn wirbt die Stadt zwar mit Rathaus und Riesenstiefel als touristisches Ziel. An den Wochenenden stehen die Besucher jedoch vor verschlossenen Türen.
An der Autobahn wirbt die Stadt zwar mit Rathaus und Riesenstiefel als touristisches Ziel. An den Wochenenden stehen die Besucher jedoch vor verschlossenen Türen. © Stadt

Döbeln. Die Eröffnung von Karls Erlebnis-Dorf hat die Diskussion zur Förderung des Tourismus in Döbeln angefacht.

Die ‚Stadt hatte im vergangenen Jahr erst einen Sonderpreis beim Wettbewerb „Ab in die Mitte“ für die Idee einer App für Stadtführungen und ein „Wimmelbild“ von Döbeln bekommen.

Es ist aber auch eine Tatsache, dass gerade an den Wochenenden, an denen mit mehr Touristen zu rechnen ist, Rathaus und Museum in der Regel geschlossen sind – und deshalb auch der Riesenstiefel nicht besichtigt werden kann.

Vorstoß durch FDP/Freie Wähler

Die Fraktion FDP/Freie Wähler im Stadtrat hat jetzt einen Vorstoß unternommen, dem Dilemma abzuhelfen. Sie hat einen Antrag gestellt. Inhalt: Der Bürgermeister soll eine Ehrenamtsstelle für eine geeignete Person einrichten.

Ganz umsonst wäre dieses Engagement nicht. Die Fraktion schlägt vor, die Stelle als Minijob mit einer Vergütung von 538 Euro pro Monat einzurichten.

„Wir wissen, dass die finanzielle Ausstattung der Kommunen immer schlechter wird, aber eine Stelle auf Minijobbasis kann sich die Stadtverwaltung sicher leisten“, sagte Fraktionschef Rocco Werner (FDP). „Nach einem Jahr schauen wir dann mal, wie sich das entwickelt hat.“

Die Antragsteller zielen mit ihrem Antrag auch auf die Stärkung der lokalen Wirtschaft. Geschäfte, Restaurants und andere Einrichtungen würden von einem gesteigerten Besucheraufkommen profitieren, insbesondere an Wochenenden. Zudem könnte man Besucher von Karls Erlebnis-Dorf nach Döbeln ziehen.

Der Antrag ist bisher nur einmal kurz im Hauptausschuss behandelt worden. Die Stadtverwaltung werde dazu eine Stellungnahme abgeben, so Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU).

Debatte über touristische Belebung

Seit der Eröffnung von Karls Erlebnis-Dorf wird eine breite Debatte über die touristische Belebung Döbelns geführt. Die Entwicklung der Innenstadt war auch ein Thema in einer Diskussionsrunde mit Döbelns neuem Quartiersmanager Christoph Klix, zu der die SPD in dieser Woche eingeladen hatte.

„Eigentlich ist Döbeln ein modernes Mittelzentrum und hat einiges zu bieten. Aber es gibt Schwächen. Wir haben Chancen im Dreieck zwischen den Großstädten. Aber das läuft nicht von alleine. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um von den Oberzentren zu profitieren“, sagte SPD-Stadtrat Axel Buschmann.

Klix hatte schon bei anderen Gelegenheiten die fehlenden Angebote in Döbeln an den Wochenenden angesprochen. Nicht nur Rathaus und Museum sind zu, sondern auch die Pferdebahn fährt in der Saison nur an einem Sonnabend im Monat.

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„Dabei wird an der Autobahn mit der Pferdebahn geworben.“ Unter den veränderten Bedingungen sollten die Händler es noch mal mit längeren Öffnungszeiten an den Sonnabenden probieren, meint er.

Die Händler hatten in den vergangenen Jahren schon einige Versuche unternommen, die Leute auch an den Samstagnachmittagen zu locken und mangels Interesse aufgegeben.

Grit Neumann, die Vorsitzende des Stadtwerberings, kennt die Probleme der Händler mit steigenden Kosten und Personalmangel. „Ich bin froh über jeden Händler, der noch da ist und der sich bemüht, die Kernöffnungszeiten einzuhalten. Die Händler haben resigniert.“

Sie sieht eine vertane Chance, die Touristen, die zu Karls kommen, in der Stadt zu halten. „Die Buslinie zu Karls hätte nicht am Hauptbahnhof, sondern am Busbahnhof enden müssen. Karls war eine Chance, aber es ist noch nichts daraus geworden, obwohl wir das im Stadtentwicklungsausschuss angesprochen hatten.“

Förderprogramm bietet Möglichkeiten

Klix ist bei der Stadtentwicklungsgesellschaft STEG angestellt. Das Förderprogramm „Lebendige Zentren“, aus dem seine Stelle finanziert wird, bietet auch noch andere Möglichkeiten, um das Stadtzentrum zu beleben.

Ganz neu ist der sogenannte Verfügungsfonds, aus dem Geld für Kleinprojekte zur Verfügung gestellt wird. Auch Privatleute können sich um Geld bewerben. Sowohl investive als auch nichtinvestive Projekte werden unterstützt.

„Es kann für Stadtmöblierung oder Kunst verwendet werden, für Wettbewerbe, Marketingaktionen, Bildungsangebote“, sagte Klix. Insgesamt stehen 15.000 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Allerdings sind nur 50 Prozent der Summe Fördermittel, die andere Hälfte sollen aus Spenden und Sponsoring finanziert werden. „So können Firmen Geld in den Verfügungsfonds einzahlen“, so Klix.

Ein Gremium unter anderem mit Vertretern, von Stadt, Institutionen und Wohnungsgesellschaften, soll über die Verwendung der Mittel entscheiden.

Eine Besucherin der Veranstaltung äußerte eine Idee. Ihr liege die Begrünung der Innenstadt am Herzen. „Viele Leute würden sich daran sicherlich mit ihrer Arbeitskraft und finanziell beteiligen.“