Update Politik
Merken

EU-Kommission will Schutzstatus für den Wolf senken

Der sächsische CDU-Europaabgeordnete Peter Jahr lobt die Brüsseler Behörde für ihren Umgang mit dem Wolf. Er wirft den Ball nun der grünen Bundesumweltministerin zu.

Von Ulrich Wolf
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die EU-Kommission will den Schutzstatus des Wolfes senken.
Die EU-Kommission will den Schutzstatus des Wolfes senken. © picture alliance/Bernd Thissen/dpa (Symbolfoto)

Brüssel/Dresden. Der sächsische Europaabgeordnete Peter Jahr (CDU) begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission, die Schutzregeln für Wölfe lockern. "Ich bin froh, dass die EU jetzt einen wichtigen Schritt getan hat, um der stark wachsenden Zahl von Nutztierschäden durch den Wolf etwas entgegenzusetzen", teilte Jahr am Mittwoch mit.

Die Brüsseler Behörde hatte zuvor erklärt, man werde den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" herabsenken. Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird. Jahr betonte, die Kommission habe damit ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt seien die Mitgliedsstaaten am Zug. "Nur so können wir einen wirklichen Wendepunkt im Zusammenleben von Mensch und Natur markieren und den ländlichen Raum entlasten."

Ob die Bundesregierung den Vorstoß unterstützt, blieb zunächst unklar. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte sich Anfang des Jahres noch klar gegen die Absenkung des Schutzstatus für Wölfe ausgesprochen und unter anderem darauf verwiesen, dass der Abschuss von einzelnen auffälligen Wölfen auch heute schon unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Wolf reißt Pony von Kommissionspräsidentin von der Leyen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hingegen erklärte zu dem Vorstoß, die Dichte der Wolfsrudel sei in einigen europäischen Regionen inzwischen zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung. Von der Leyen berief sich auf eine Analyse, derzufolge mittlerweile mehr als 20.000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten lebten. Die Politikerin machte selbst eine traurige Erfahrung mit dem Raubtier: Im September 2022 riss ein Grauwolf in ihrer Heimat in Niedersachsen ihr 30 Jahre altes Pony "Dolly".

Mit dem Vorschlag für ein Herabsetzen des Schutzstatus für Wölfe kommt die EU-Kommission insbesondere den Forderungen von Nutztierhaltern und Landwirten nach. Diese verweisen seit langem auf zunehmende Probleme. Allein in Deutschland ist die Zahl der Wolfsübergriffe auf Nutztiere nach einem Bericht im vergangenen Jahr deutlich auf mehr als 1.000 Fälle gestiegen. Dabei wurden mehr als 4.000 Nutztiere getötet oder verletzt.

Die Umweltminister von Bund und Ländern hatten sich vor rund drei Wochen darauf verständigt, dass problematische Wölfe, die Schutzzäune überwunden und Nutztiere gerissen haben, in Deutschland künftig deutlich schneller als bisher getötet werden können. Anders als zuvor muss demnach nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden.

Erster Wolfsangriff auf einen Menschen in Deutschland?

In der vergangenen Woche war in Brandenburg möglicherweise ein Spaziergänger von einem Wolf angegriffen worden. Nach Polizeiangaben war der 47-Jährige mit seinem Hund in einem Waldstück unterwegs, als er dem Tier begegnete. Das habe den Hund angegriffen. Als der Mann einschritt, sei er mehrfach gebissen worden und habe sich schwere Verletzungen zugezogen. Genetische Untersuchungen sollen nun Klarheit darüber bringen, ob der Mann tatsächlich von einem Wolf angegriffen wurde.

Um den Vorschlag der EU-Kommission umzusetzen, müssten ihm in einem ersten Schritt mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen. Gleichzeitig müssen diese allerdings auch zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU repräsentieren. Im nächsten Schritt müsste der Vorschlag dann auch noch den anderen Vertragsparteien des sogenannten Berner Übereinkommens vorgelegt werden. Dieses soll in ganz Europa und darüber hinaus die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sichern. (mit dpa)