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Dresdner Mikrochipfabrik von X-Fab bereitet zehn Prozent Zuwachs vor

Auftragsrekorde und neue Langzeitverträge: Die Dresdner Mikrochipfabrik des Konzerns X-Fab baut dieses Jahr ihre Produktionskapazität aus - gleich um ein Zehntel.

Von Georg Moeritz
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Die Mikrochipfabrik von X-Fab an der Grenzstraße im Dresdner Norden bekommt in diesem Jahr zusätzliche Produktionsanlagen.
Die Mikrochipfabrik von X-Fab an der Grenzstraße im Dresdner Norden bekommt in diesem Jahr zusätzliche Produktionsanlagen. © Archivfoto: SZ/Georg Moeritz

Dresden. Dresdens drittgrößte Mikrochipfabrik nach Globalfoundries und Infineon wird in diesem Jahr kräftig ausgebaut: Der sächsische Standort des Konzerns X-Fab soll zehn Prozent mehr Produktionskapazität bekommen. Dann können dort bis zu 106.000 Siliziumscheiben pro Jahr bearbeitet werden. Die rund 500 Beschäftigten bekommen dafür auch zusätzliche Kollegen, teilte Konzernsprecherin Uta Steinbrecher mit. Eine genaue Zahl nannte sie nicht: "Wir sind weiterhin auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften", sagte Steinbrecher am Verwaltungssitz Erfurt.

Die Dresdner Fabrik erhält nicht nur zusätzliche Produktionsanlagen, die Ingenieure dort arbeiten außerdem an Projekten zur Automatisierung. Bisher ist X-Fab nicht so stark automatisiert wie die Dresdner Nachbarfabriken von Globalfoundries und Infineon mit je etwa 3.200 Beschäftigten sowie Bosch mit 450. Häufig sind Roboter oder Schienenbahnen an der Decke für den Transport der Scheiben zwischen den Beschichtungs- und Belichtungsstationen zuständig.

X-Fab stellt vor allem Mikrochips für Autos her, aber auch für Industrie und Medizintechnik. Der Konzern beschäftigt weltweit 4.200 Menschen, auch in Fabriken in Erfurt, Itzehoe, in Malaysia und in den USA. Er ging 1989 aus Teilen des ehemaligen DDR-Halbleiter-Kombinats VEB Mikroelektronik hervor. Die Fabrik in Dresden gehörte früher ZMD. Wegen der hohen Nachfrage nach Halbleitern erweitert X-Fab an allen Standorten die Fertigungskapazität und will dafür allein in diesem Jahr 350 Millionen US-Dollar ausgeben - vor allem an seinen größten Standorten in Corbeil-Essonnes in Frankreich und Kuching in Malaysia.

X-Fab meldet einen Auftragsrekord

Im Herbst hat allerdings ein größerer Stromausfall Produktionsanlagen von X-Fab im Werk in Malaysia gestoppt. Die Folge: etwa 15 Millionen Dollar Umsatzausfall. Die Fertigung sei "erfolgreich wiederhergestellt", teilte Konzernchef Rudi de Winter in dieser Woche mit. Gut ein Jahr zuvor hatte ein Stromausfall die Dresdner Chipfabriken geschädigt, auch Austin in Texas hatte unter einer solchen Panne zu leiden.

De Winter rechnet weiterhin mit starkem Wachstum: Der Auftragsbestand bei X-Fab erreichte im vergangenen Quartal einen Rekordwert von 480 Millionen Dollar. Die Nachfrage sei immer noch "sehr hoch", sagte de Winter. Im größten Geschäftsfeld Automobilbranche erwarte er für dieses Jahr 35 Prozent Umsatzzuwachs.

Voriges Jahr fehlte Nachschub bei den kleinen elektronischen Bauelementen und bremste die Autoindustrie aus. De Winter hat deshalb inzwischen Langzeitverträge mit wichtigen Kunden unterschrieben. Der Konzernchef sprach von sieben Verträgen, die einen Großteil der Kapazität abdecken und drei Jahre weit reichen. Er rechne wie bisher damit, im Jahr 2024 einen Milliarden-Dollar-Umsatz zu erreichen. Voriges Jahr wuchs der Konzernumsatz vom X-Fab um zwölf Prozent auf 740 Millionen Dollar. Dazu trugen auch Preiserhöhungen bei.

X-Fab und Infineon profitieren von E-Auto und Ökostrom

Alle Standorte von X-Fab waren laut de Winter auch im vergangenen Quartal "hoch ausgelastet". Die Kapazität reichte nicht, den Kunden mussten Anteile an der Produktion "zugeteilt" werden. Noch im vorigen Quartal hat X-Fab sieben Prozent Umsatzwachstum im Jahresvergleich erzielt, allerdings gingen die Erlöse um zwei Prozent zum vorangegangenen Quartal zurück. Andere Mikrochipkonzerne berichteten inzwischen von nicht mehr so hoher Nachfrage und stellten Investitionen auf den Prüfstand.

X-Fab hält sich für "hervorragend positioniert", um den Übergang zur Elektromobilität und zu erneuerbaren Energiequellen zu unterstützen - ähnlich wie der Infineon-Konzern, der aus der Siemens-Halbleitersparte hervorgegangen ist. In neuen Autos stecken immer mehr Halbleiter, die den elektrischen Antrieb oder das Einparken bewältigen helfen. Die Industriekunden von X-Fab benötigen mehr Leistungshalbleiter zum Schalten starker elektrischer Ströme beim Übergang zu erneuerbaren Energien.

Globalfoundries schließt Vertrag mit General Motors

Der Umsatz mit Medizintechnik ist im X-Fab-Konzern ebenfalls gewachsen. Die Chips stecken in kontaktlosen Temperatursensoren, Ultraschallgeräten und Anlagen zur DNS-Sequenzierung. De Winter betonte, dass X-Fab zunehmend Scheiben aus Siliziumkarbid statt Silizium verwende, mit dem Ziel 17.000 pro Monat im Jahr 2025.

Unterdessen schließt auch der deutlich größere Globalfoundries-Konzern Langzeitverträge mit der Autoindustrie. Am Freitag teilte Konzernchef Thomas Caulfield mit, ein Teil der Produktionskapazität in den USA werde exklusiv für Elektronik-Lieferanten des Autokonzerns General Motors reserviert. Dessen leitender Manager Doug Parks sagte, in den nächsten Jahren werde sich der Konzernbedarf an Halbleitern mehr als verdoppeln, denn Autos würden zu Technologieplattformen.

Gouverneurin von New York hofft auf Chiphauptstadt

Die USA fördern derzeit mit Milliardensummen den Aufbau der Mikrochip-Industrie in ihren Staaten - während die Europäische Union ebenfalls ein milliardenschweres Subventionspaket namens EU Chips Act vorbereitet. Laut Globalfoundries-Pressemitteilung sagte die New Yorker Gouverneurin Kathy Hochul, ihr Bundesstaat werde zur Halbleiter-Hauptstadt des ganzen Globus. Arbeitsplätze für künftige Generationen würden dort gesichert.

Sächsische Politiker weisen immer gerne darauf hin, dass jeder dritte Mikrochip aus Europa in den Dresdner Fabriken hergestellt wird und sprechen vom "Silicon Saxony". Der deutsche Infineon-Konzern investiert unterdessen einerseits weiter in Asien und hat andererseits seinem Standort Dresden 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze versprochen - falls ausreichend Subventionen vom Staat kommen. Die US-Konzerne Intel und Wolfspeed wollen mit Subventionen in Deutschland investieren - in Magdeburg und im Saarland.

Globalfoundries füllt seinen Reinraum in Dresden weiter mit hoch automatisieren Anlagen und erhöht die Produktionskapazität, will aber dort in nächster Zeit eher Arbeitsplätze streichen als aufbauen. Der Konzern hat einen Einstellungsstopp verhängt, besetzt aber in Dresden nach Angaben eines Sprechers einzelne Arbeitsplätze nach und nimmt Auszubildende an. Der Konzern TSMC aus Taiwan hat Interesse an einen Neubau in Sachsen signalisiert.