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Dresdner Onlinehändler Bike 24 spürt Rückenwind

Seit das Dresdner Unternehmen Bike 24 an der Börse ist, müssen die Chefs englische Fragen beantworten. Dabei bereiten sie sich auf Spanien vor.

Von Georg Moeritz
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Manche Fahrradfanatiker geben sich mit Einzelteilen zufrieden. Bike 24 aus Dresden versichert aber, bei Liefer-Engpässen meist Alternativen zu bieten.
Manche Fahrradfanatiker geben sich mit Einzelteilen zufrieden. Bike 24 aus Dresden versichert aber, bei Liefer-Engpässen meist Alternativen zu bieten. © PR

Dresden. Ein sächsischer Unternehmer zwischen Nachfrageboom und Liefer-Engpässen: Andrés Martin-Birner als Chef der börsennotierten Bike 24 AG könnte jetzt noch mehr Fahrräder und Sportkleidung verkaufen. Doch auch für seine Branche ist in Corona-Zeiten nicht jedes Teil lieferbar. Fast immer könne Bike 24 aber Alternativen bieten, sagte der Dresdner Firmenchef bei der ersten telefonischen Halbjahreskonferenz mit Geldanlage-Experten. Für das erste Halbjahr meldete Martin-Birner 44 Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor.

Ende Juni war das Dresdner Unternehmen Bike 24 an die Börse gegangen. Der Aktienkurs ist inzwischen von 15,30 Euro auf rund 18 Euro gestiegen. Am Telefon musste sich der Firmenchef am Donnerstag auf Englisch den Fragen zweier Bank-Analystinnen zur Halbjahresbilanz stellen. Sie wollten vor allem wissen, wie er mit dem Nachschubmangel bei manchen Teilen zurechtkommt und wie lange die starken Zuwächse bei Umsatz und Gewinnspanne wohl andauern werden.

Konkurrenten lassen Preis-Erhöhungen zu

Der Chef von rund 400 Mitarbeitern berichtete von Rückenwind für den Fahrradmarkt. Der Wunsch nach "grüner Mobilität" und vielen Aktivitäten im Freien habe auch im ersten Halbjahr die Nachfrage beflügelt - nicht nur nach Fahrrädern, sondern auch nach Ausrüstung. Wer die Internetseiten von Bike 24 öffnet, sieht dort auch Helme, Kleidung und Energieriegel.

Der Dresdner Online-Händler ist nach eigenen Angaben auf das "Premiumsegment" ausgerichtet. Er führt also auch teurere Produkte. Und weil jüngst die Konkurrenz "weniger preisintensiv" war, wuchs die Gewinnspanne.

Martin-Birner sagte, auch in den nächsten Wochen müsse sein Unternehmen "anhaltende Lieferengpässe vor allem bei Kompletträdern" managen. Hersteller wie Shimano könnten nicht so schnell die Produktion ausbauen, wie es die Nachfrage verlangte. Doch er verwies auf gefestigte Lieferantenbeziehungen, eine vorausschauende Einkaufspolitik und eine starke Teamleistung. Bike 24 hat ein großes Versandlager in Dresden und außerdem ein Ladengeschäft an der Kesselsdorfer Straße.

Nächstes Versandzentrum in Barcelona

Die "langfristigen Trends" für den Fahrradhändler seien intakt, sagte Finanzchef Timm Armbrust. Auch vom Trend zu E-Bikes profitierte das Dresdner Unternehmen. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 44 Prozent zum Vorjahr auf 127 Millionen Euro.

Die Kunden bestellten häufiger und gaben pro Bestellung mehr Geld aus. 908.000 Bestellungen gingen in dem Halbjahr bei Bike 24 ein. Einen Schub versprechen sie sich vom Black Friday im November. Der Online-Shop führt nach eigenen Angaben 77.000 Artikel von mehr als 800 Marken.

Die Dresdner haben noch mehr vor: Ihre deutschsprachigen Bestell-Seiten im Internet wollen sie bis Herbst umbauen, mehr Suchfunktionen sind geplant. An anderen Sprachen wird außerdem gearbeitet. Vor allem Spanien ist das große Ziel der sächsischen Onlinehändler. Dort stieg der Umsatz jüngst überproportional.

Im Raum Barcelona haben sie mehrere Immobilien in der engeren Wahl für das nächste Versandzentrum. Mehr als zehn wurden angeschaut, zwischen zweien wollen die Chefs sich bald entscheiden. Von dort aus sollen auch andere südeuropäische Länder bedient werden. Im nächsten Jahr können Kunden außerdem auf Italienisch und Französisch bei Bike 24 in Dresden bestellen.