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"Schwarzer Tag für Solarindustrie": Solarwatt setzt Fertigung in Dresden aus

Der Solarmodul-Hersteller Solarwatt stoppt seine Produktion in Dresden. Fast 200 Mitarbeiter sind betroffen. Sachsens Energieminister reagiert.

Von Tobias Winzer
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Nach dem Solarhersteller Meyer Burger in Freiberg stoppt nun auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt seine Produktion von Solarmodulen.
Nach dem Solarhersteller Meyer Burger in Freiberg stoppt nun auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt seine Produktion von Solarmodulen. © Solarwatt Dresden

Nach dem Solarhersteller Meyer Burger in Freiberg stoppt nun auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt seine Produktion von Solarmodulen. In einer Mitteilung des Unternehmens vom Montag heißt es: Weil die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb einer Modulproduktion in Deutschland aktuell nicht mehr gegeben seien, werde die Fertigung in Dresden mit einer Kapazität von 300 Megawatt Ende August vorerst ausgesetzt. "Der aggressive Verdrängungswettbewerb in der Solarbranche lässt uns keine andere Wahl", sagt Geschäftsführer Detlef Neuhaus. "Wenn sich die Marktbedingungen bessern, können wir so die deutsche Produktion schnell wieder hochfahren, so Neuhaus.

Solarwatt beschäftigt europaweit 750 Personen, davon 650 in Deutschland. Von der Aussetzung der deutschen Produktion sind rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Solarwatt wird laut der Mitteilung möglichst vielen Mitarbeitern ein Übernahmeangebot unterbreiten – beispielsweise als Monteure, Servicemitarbeiter oder Planer. Die Umschulung der Mitarbeitenden und die damit einhergehende Wissensvermittlung erfolge über die firmeneigene Solarwatt Academy.

Schließung bereits zum Jahresbeginn angekündigt

Solarwatt hatte den Schritt bereits zum Jahresbeginn angekündigt - sollte der Bund kein umfangreiches Hilfspaket für die Solarbranche aufsetzen. Es sei nicht mehr möglich, in Deutschland und Europa wirtschaftlich sinnvoll Solarmodule zu produzieren, hieß es damals. Die deutsche Solarindustrie beklagt aufgrund des Wettbewerbs aus China einen Preisverfall um 60 Prozent in den vergangenen sechs Monaten. Neuhaus sagte zu Jahresbeginn: Wenn sich die Situation bis Mitte des Jahres nicht grundsätzlich verbessere, "dann werden wir eine Entscheidung treffen müssen und das könnte dann eben auch die Schließung der Produktion in Dresden bedeuten. So leid mir das tut."

Sachsens Energieminister sieht Schuld bei Finanzminister

Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther (Grüne) reagierte auf den Schritt am Montag. "Das ist ein Tiefschlag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien und das ist ein weiterer schwarzer Tag für die sächsische und europäische Solarindustrie und für die Energiewende insgesamt", sagte er laut einer Mitteilung. "Denn wir wollen die Energiewende mit Technologie made in Europe ausstatten und nicht mit Technik aus China, die zu Dumpingpreisen bei uns verscherbelt wird."

Wie beim Stopp der Modulproduktion von Meyer Burger sei auch die Entscheidung von Solarwatt eine Nachricht mit Ansage. "Dass China massive Dumping-Attacken gegen die europäische Solarindustrie fährt, ist seit Monaten bekannt. Ebenfalls seit Monaten lagen wirksame Instrumente für eine entschlossene industriepolitische Antwort auf dem Tisch." Der sogenannte Resilienzbonus zur Unterstützung der einheimischen Solarindustrie sei am Widerstand des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP) gescheitert.