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Solarwatt steht nicht vor dem Aus, aber die Modulproduktion

Das Dresdner Unternehmen stellt klar, dass es auf sicheren Beinen steht, für die Produktion in Deutschland aber staatliche Hilfe braucht.

Von Nora Miethke
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So sieht es in der Produktion von Solarwatt in Dresden aus. Die Modulproduktion ist in Gefahr. Foto: Ronald Bonß
So sieht es in der Produktion von Solarwatt in Dresden aus. Die Modulproduktion ist in Gefahr. Foto: Ronald Bonß © Ronald Bonß

Nach dem Solarhersteller Meyer Burger droht nun auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt mit Abwanderung seiner Modulproduktion. "Wenn es keine zeitnahen Entscheidungen aus Brüssel und Berlin beispielsweise zum Resilienz-Bonus gibt, werden wir gezwungen sein, eventuell die Herstellung von Dresden an andere, bereits bestehende Produktionsstandorte im Ausland zu verlagern", betont Vorstandschef Detlef Neuhaus.

Es sei nicht mehr möglich, in Deutschland und Europa wirtschaftlich sinnvoll Solarmodule zu produzieren. Die deutsche Solarindustrie beklagt aufgrund des Wettbewerbs aus China einen Preisverfall um 60 Prozent in den vergangenen sechs Monaten. Wenn sich die Situation bis Mitte des Jahres nicht grundsätzlich verbessere, "dann werden wir eine Entscheidung treffen müssen und das könnte dann eben auch die Schließung der Produktion in Dresden bedeuten. So leid mir das tut.", so Neuhaus.

Solarwatt beschäftigt derzeit europaweit 710 Menschen, davon 600 in Deutschland. Von der potenziellen Werksschließung wären nach eigenen Angaben rund 120 Beschäftigte betroffen.

Damit will Neuhaus dem falschen Eindruck entgegentreten, dass das gesamte Unternehmen vor dem Aus steht. Das Handelsblatt hatte ein Interview mit ihm auf der Titelseite angekündigt mit der Überschrift: "Solarwatt-Chef warnt vor Schließung seiner Fabrik". Das Unternehmen stehe trotz der "widrigen Umstände" weiter auf sicheren Beinen, heißt es. Denn anders als reine Produzenten von Solarkomponenten habe sich Solarwatt schon vor mehr als zehn Jahren auf die Entwicklung, den Vertrieb und die Installation von ganzheitlichen Photovoltaik-Systemen spezialisiert. Dazu gehören auch Lösungen für Elektromobilität und den Betrieb von Wärmepumpen. Dieses Gesamtpaket macht das Unternehmen "zukunftsfähig", wird versichert.

Freiburger Solar-Startup baut Gigawattfabrik in USA

Während Solarwatt und Meyer Burger mit Abwanderung drohen, macht Nexwafe Nägel mit Köpfen. Das Freiburger Startup, eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, hat eine US-Tochtergesellschaft gegründet, um den Bau einer Solarwaferproduktion in den USA voranzutreiben. Geplant ist eine Gigawattfabrik mit einer Kapazität von sechs Gigawatt. "Gleichzeitig treiben wir den Bau unserer ersten kommerziellen Fertigung in Bitterfeld wie geplant voran", teilte Nexwafe-Chef Davor Sutija mit. Dort ist eine Kapazität von 250 Megawatt geplant.

Man werde eng mit den US-Behörden kooperieren und "die Anreize des IRA (Inflation Reduction Act) zum Aufbau einer lokalen Waferproduktion im Gigawattbereich nutzen", heißt es. Mit dem IRA plant die US-Regierung Investitionen in Höhe von 369 Milliarden US-Dollar allein in den Klimaschutz und die Stärkung der Zukunftsbranchen. Die Mittel sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren unter anderem als Steuergutschriften an Käufer von Elektrofahrzeugen, umweltfreundlichen Technologiegütern sowie von Ökostrom fließen. Außerdem sieht das Gesetz staatliche Zuschüsse für klimafreundliche Projekte wie etwa den Aufbau von Solarfabriken vor.