Deutschland & Welt
Merken

Alte Störche kommen schneller ans Ziel

Erfahrung bringt Weisheit – das zeigt sich auch bei Störchen. Ältere Exemplare finden die besten Flugrouten. Die Schnelligkeit hat aber ihren Preis.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Angekommen und der Nestbau beginnt. Sachsen hat wieder deutlich mehr Storchenpaare. Vergangenes Jahr nisteten hier mehr als 400 Brutpaare.
Angekommen und der Nestbau beginnt. Sachsen hat wieder deutlich mehr Storchenpaare. Vergangenes Jahr nisteten hier mehr als 400 Brutpaare. © dpa

Während des Vogelzugs kommen Weißstörche einer neuen Studie zufolge mit zunehmendem Alter schneller ans Ziel. Sie lernen über die Jahre die besten Zugrouten in den Süden und wieder zurück. Das hat jetzt ein Team vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell und der Universität Konstanz herausgefunden. Es gibt keine Hinweise dafür, dass ältere Vögel leistungsfähiger sind.

Die Forscher hatte mit GPS-Sendern Daten zu Wanderungen Dutzender Weißstörche erfasst. Zugwege, Timing und Tempo der einzelnen Störche wurden analysiert, zudem wurde jeweils der Energieverbrauch während des Fluges geschätzt. Jüngere Tiere starten demnach im Herbst früher und landen später als ältere Artgenossen. Die älteren Tiere fliegen relativ gerade auf effizienteren Zugrouten. Früh in den Brutgebieten eintreffende Vögel sichern sich oft die besten Nistplätze. Das sind die Alten also vor den Jüngeren. Der schnellere Flug ist allerdings mit einem höheren Energiebedarf verbunden. Am meisten habe jedoch überrascht, dass der Großteil der Verhaltensweisen nicht angeboren, sondern kulturell gelernt sei, erklärte dazu Martin Wikelski, Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts. „Wir können jetzt zum ersten Mal verstehen, was individuelle Tiere während ihres gesamten Lebens gesehen, gelernt und erfahren haben.“

Störche gelten bis zu drei Jahren als Jungtiere. In dieser Zeiten nutzten sie mehr Zeit für das Erkunden verschiedener Gebiete. „Sie nehmen keine geraden Routen“, sagte Mitautorin Andrea Flack. Mit älteren Störchen seien Tiere etwa ab dem fünften Lebensjahr gemeint. Zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr seien die Vögel ausgewachsen und begännen sich fortzupflanzen. Die Tiere können bis zu 30 Jahre alt werden – was nur die wenigsten schaffen.

Erste Störche sind schon in Sachsen

In diesem Jahr sind bereits die ersten Störche aus ihren Überwinterungsgebieten nach Sachsen zurückgekehrt und haben ihre Nester besetzt. So auch in Zittau und bei Döbeln. Die Ankunft der ersten Störche sei früh, liege aber im Trend, sagte Sylvia Siebert, Storchenexpertin beim Naturschutzinstitut Dresden. Bis jetzt seien fast ausschließlich sogenannte Westzieher angekommen. So nennt man Störche, die zur Überwinterung gen Südwesten fliegen und die kalte Jahreszeit in Frankreich, Spanien oder an der afrikanischen Westküste verbringen. Neben den Westziehern gibt es die Ostzieher, die in Gebieten im Südosten überwintern. Diese Störche werden in diesem Jahr erst Ende April in Sachsen erwartet. Sie kehren aus Zonen wie dem Nahen Osten, Tansania und Kenia zurück. Nur wenige Störche verbringen den kompletten Winter in Sachsen. Zuletzt waren laut Siebert nur drei Tiere nachgewiesen worden.

Die Zahl der brütenden Weißstörche in Sachsen ist im vergangenen Jahr auf ein Rekordergebnis gestiegen, sagte Sylvia Siebert. „Im Vorjahr wurden 408 Brutpaare registriert. Damit wurde erstmals seit 20 Jahren die 400er-Marke geknackt.“ Die Zahl dürfte noch höher ausfallen, weil die Angaben aus zwei Landkreisen noch fehlten. 2022 seien 382 Brutpaare gezählt worden.

Besorgniserregend niedrig ist jedoch die Zahl der Jungen pro Brutpaar. Diese liegt derzeit bei 1,7. Die Brutzeit in Sachsen beginnt gegen Mitte April und dauert ungefähr 30 Tage. Mitte Mai kann man also mit den ersten Küken rechnen. (dpa/SZ)