SZ + Zittau
Merken

Warum Oybin einen massiven Einbruch bei den Gästezahlen erlebt - angeblich

Laut offizieller Tourismus-Statistik kam 2023 ein Viertel weniger Gäste in den Zittauer Gebirgs-Kurort Oybin als noch vor Corona. Stimmt das? Ein Faktencheck.

Von Jana Ulbrich
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein Blick auf den Zittauer Gebirgs-Kurort Oybin. Laut Statistik kamen im vorigen Jahr 25 Prozent weniger Übernachtungsgäste als vor Corona. Warum?
Ein Blick auf den Zittauer Gebirgs-Kurort Oybin. Laut Statistik kamen im vorigen Jahr 25 Prozent weniger Übernachtungsgäste als vor Corona. Warum? © SZ-Archiv/Jens Böhme

Die Tourismus-Manager aus dem Zittauer Gebirge haben allen Grund zum Jubeln: Im vorigen Jahr hat das Statistische Landesamt in Zittau und den Gebirgsorten weit über eine halbe Million Übernachtungen gezählt - so viele wie noch nie. Nur in Oybin jubeln sie nicht mit. Denn laut dieser Statistik kamen 2023 zwar ebenfalls ein paar mehr Gäste als noch im Jahr davor in den Kurort. Im Vergleich zu 2019 aber, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, sind die Oybiner Übernachtungszahlen massiv eingebrochen. Die Statistik zeigt einen Rückgang um 25 Prozent. Wie kann das sein? Das sind die Fakten:

Allein in Oybin und dem Ortsteil Lückendorf zählte das Statistische Landesamt im vorigen Jahr 16.345 Gäste mit 49.175 Übernachtungen. Im Jahr 2019 waren es 22.692 Gäste mit 63.262 Übernachtungen - also rund ein Viertel mehr. Aber was sind diese Zahlen überhaupt wert?

Nicht nur Ilka Seyfahrt, seit über zehn Jahren die private Zimmervermittlung "Zittauer Gebirge betreibt, sieht diese Statistik kritisch: An das Statistische Landesamt melden nämlich nur jene Beherbergungsbetriebe ihre Gäste- und Übernachtungszahlen, die über mindestens zehn Betten verfügen. "Damit tauchen die Gäste aller kleinen Anbieter von privaten Ferienhäusern, Ferienwohnungen oder Frühstückspensionen in dieser Statistik überhaupt nicht auf", erklärt sie.

Diese Anbieter aber würden im Zittauer Gebirge einen Großteil der Beherbergungsmöglichkeiten ausmachen. "Es sind hunderte Anbieter und tausende Gäste, die überhaupt nicht mitgezählt werden", weiß Ilka Seyfarth. Allein ihre Agentur betreut rund 200 private Vermieter, von denen die meisten weniger als zehn Betten haben.

Auch Oybins Bürgermeister gibt nicht viel auf die offiziellen Zahlen. "Ich gehe davon aus, dass im vorigen Jahr nicht weniger Gäste in Lückendorf und Oybin übernachtet haben als vor der Corona-Pandemie, eher sogar noch mehr", sagt Tobias Steiner (parteilos). Und er kann auch eine Erklärung liefern, woher er seine Überzeugung nimmt:

Mit dem Hotel Hochwaldblick und dem Alten Kurhaus in Lückendorf wurden im Herbst 2020 zwei größere Betriebe geschlossen, deren Übernachtungszahlen in die 2019er Statistik noch eingeflossen waren. Im Gegenzug aber sei die Zahl der kleineren Ferienwohnungen und Ferienhäuser in Oybin und Lückendorf in dieser Zeit stark gestiegen, weiß der Bürgermeister. Deren Gäste aber in der Statistik nicht gezählt werden.

"Gerade in der Corona-Pandemie hatten wir eine riesige Nachfrage nach Ferienhäuschen, in denen der Aufenthalt für Familien erlaubt war", sagt Steiner. Diese Nachfrage sei bis heute hoch.

Gemeinde plant touristische Zukunft

Künftig, so kündigt es der Bürgermeister an, sollen auch die offiziellen Touristen-Zahlen im Kurort weiter steigen. "Wir haben ja schon länger Pläne für die touristische Zukunft", sagt Tobias Steiner. So habe die Gemeinde das ehemalige Pionierlager in Oybin vor fünf Jahren nur mit der Option an eine Bautzener Investorengruppe verkauft, dass das Gelände zu touristischen Zwecken genutzt wird. "Wir haben extra einen Bebauungsplan aufgestellt, weil wir dort neue Beherbergungsmöglichkeiten schaffen wollen", so Steiner. Möglich seien zum Beispiel der Bau eines Hotels, einer Ferienhaussiedlung oder eines Campingplatzes." Mit den Investoren sei man sich da auch einig, nur ließe leider die Umsetzung auf sich warten.

Und auch in Lückendorf soll es künftig wieder zwei große Beherbergungsbetriebe geben, deren Gästezahlen irgendwann hoffentlich in die Statistik eingehen: Sowohl das ehemalige Neue Kurhaus als auch das ehemalige Hotel Hochwaldblick gehören mittlerweile einer Projektentwicklungsgesellschaft, die ein Hotel und Ferien-Appartements plant.

Hotelier warnt vor zu hohen Erwartungen

Hotelier Conrad Siebert, der gemeinsam mit seiner Frau das Hotel Am Berg Oybin betreibt und auch im Oybiner Gemeinderat sitzt, warnt indes vor zu hohen Erwartungen. "Wir müssen auch sehen, dass alles teurer wird und die Gäste immer mehr aufs Geld schauen", sagt er. Speziell in seinem Hotel kann er die Freude über einen Anstieg der Gästezahlen 2023 nicht teilen: "Wir hatten rund 15 Prozent weniger Gäste als noch 2022", sagt er.

Eine Ursache sieht er in der finanziellen Situation: Die Kosten für den Hotelbetrieb seien exorbitant gestiegen, erklärt er, allein der monatliche Abschlag beim Gas habe sich für sein Haus verdreifacht. Er habe die höheren Kosten auf die Zimmerpreise umlegen müssen. "Das registrieren die Gäste natürlich und sehen sich um, wo sie eventuell preiswerter übernachten können", sagt der Hotelier. "Damit werden wir zurechtkommen müssen."

Conrad Siebert ist auch davon überzeugt, dass der in der Corona-Pandemie gewachsene Boom vom Urlaub im eigenen Land wieder abklingen wird. "Mann muss sich ja nur mal die Reiseziele ansehen: Die Leute fliegen wieder." Und das sei am Ende nicht nur ein Problem für Oybin.