Der große Himmelsfalter ist gerade geschlüpft. Mit spitzen Fingern und fasziniertem Blick hält der kleine Janek die Puppe, an der der filigrane Schmetterling noch hängt. Ganz vorsichtig. Gleich wird der himmelblaue Falter losfliegen - hinein in die feuchtwarme Welt der Jonsdorfer Tropenhalle, in diese immergrüne Oase im Zittauer Gebirge, die gerade an so einem verregneten Wintertag ein ganz besonderer Ort ist.
- Nachrichten von Sächsische.de gibt es auch auf Facebook aus Löbau und aus Zittau.
Frithjof Helle schmunzelt. Es freut ihn, wenn Kinderaugen staunen. An diesem verregneten Februar-Mittwoch hat er allen Grund zur Freude: Das Jonsdorfer Schmetterlingshaus feiert Geburtstag. Es ist Helles Lebenswerk. Er hat es vor 20 Jahren mitgegründet, mit aufgebaut, vom ersten Tag an als Geschäftsführer geleitet. Inzwischen ist Frithjof Helle 65. Ans Aufhören denkt er nicht.
Wer damals eigentlich die Idee hatte? Frithjof Helle zuckt die Schulter. "Ich weiß noch, dass ich gefragt habe: ein Schmetterlingshaus? Was ist denn das?" Aber er sei sofort begeistert gewesen von der Idee. Er hat sich hineingekniet und belesen, hat wochenlang als Praktikant in einem Schmetterlingshaus in Bayern gearbeitet.
Seit der Eröffnung im Februar 2004 hat das Schmetterlingshaus in Jonsdorf weit über 1,3 Millionen Besucher begrüßt. Allein 67.000 kamen im vorigen Jahr, ein neuer Rekord. Inzwischen arbeiten in der Freizeiteinrichtung sieben festangestellte Mitarbeiter. Besucher können neben den Schmetterlingen auch unzählige andere Tiere beobachten - Fische, Insekten, Reptilien, Amphibien, Weißbüschelaffen. Bei der letzten Inventur haben die Tierpfleger außer den vielen Fischen und Insekten 95 weitere Tiere in 46 Tierarten gezählt.
Eigentlich gab es große Sanierungspläne für die Jonsdorfer Freizeiteinrichtung, die neben der Eishalle ein wichtiges Ganzjahres- und Schlechtwetterangebot im Zittauer Gebirge ist. Wegen früheren Baufehlern bei der Isolierung der Flughalle hat Kondenswasser über die Jahre inzwischen große Schäden in der Holzkonstruktion angerichtet. Schon seit 2019 liegt deshalb ein umfassendes Sanierungskonzept vor: Die Flughalle sollte energetisch saniert, das Dach weiter verglast werden. Die Affen sollten ein Außengehege bekommen, die Eingangshalle einen Fahrstuhl.
Doch die Affen müssen warten. Frithjof Helle hat seine ursprünglichen Sanierungspläne in die Schublade geschoben. Das Projekt muss neu gedacht werden. Die Gemeinde Jonsdorf, der das Gebäude gehört und die alleinige Gesellschafterin der Betreibergesellschaft ist, will das Schmetterlingshaus in das Großprojekt zur Sanierung der unmittelbar benachbarten Eishalle einbinden.
"Es hat Sinn, beide Einrichtungen zusammen zu betrachten, auch im Hinblick auf eine künftige neue Betreiber-Struktur", sagt Jonsdorfs Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler). Für die Eishalle wird derzeit an einem tragfähigen Konzept gearbeitet, das die Arena künftig zu einem Ganzjahres-Anziehungspunkt mit überregionaler Bedeutung entwickeln soll. "In dieses Konzept gehört ganz klar auch das Schmetterlingshaus", ist die Bürgermeisterin überzeugt.
Frithjof Helle sieht das ganz genauso. Zum neuen Plan gehört jetzt zum Beispiel, energetische Synergien zu nutzen. So können beide Einrichtungen vor allem im Winter nur mit einem außerordentlich hohen Energieaufwand betrieben werden: Das Schmetterlingshaus braucht viel Wärme, die Eishalle Kälte. "Da liegt ein Synergie-Projekt auf der Hand", sagt Helle. Und im Stillen wünscht sich der 65-Jährige, dass er die Sanierung des Schmetterlingshauses vielleicht doch noch erleben kann als Geschäftsführer.
Das Jonsdorfer Schmetterlingshaus ist ganzjährig täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro (Kinder und ermäßigt 5 Euro), Familienkarten 23 Euro.