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"Antep Döner" auf dem Zittauer Markt heißt jetzt "Awa Kebab" - was ist da los?

Der Imbiss am Zittauer Markt hat diesen Monat unter anderem Namen wieder eröffnet und mit Hadi Mojaveri ein neues Gesicht. Welche Geschichte dahinter steckt.

Von Thomas Christmann
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Hadi Mojaveri arbeitet seit Februar im Döner-Imbiss am Markt 8 in Zittau.
Hadi Mojaveri arbeitet seit Februar im Döner-Imbiss am Markt 8 in Zittau. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Döner hat Hadi Mojaveri die vergangenen Tage für vier statt sechs Euro pro Stück verkauft. Das Angebot galt anlässlich der Wiederöffnung des bisher als "Antep Döner" bekannten Imbisses am Markt 8 in Zittau, wo der 30-Jährige seit diesem Monat arbeitet. Dem gab der Iraner mit "Awa Kebab" gleich mal einen anderen Namen, der aus dem Persischen übersetzt so viel wie "angenehme Stimme" heißen soll. Auf den dazugehörigen Flyern wird er sogar schon als Inhaber des Ladens geführt, trägt zudem ein T-Shirt mit dem neuen Logo. Nur: "Ich war damit ein bisschen zu schnell", sagt Hadi Mojaveri und spricht von einem Fehler.

Noch gehört das Geschäft nämlich Cebrail Can, der es Ende März vorigen Jahres eröffnete. Der Türke schloss Zittaus zentralsten Döner-Imbiss nur im Januar, um den Laden einmal modernisieren zu können. In den Wochen erneuerte der Betreiber mit einem Freund die Elektrik und Beleuchtung, gab den Wänden einen frischen Anstrich. Der 51-Jährige plant auch noch einen Umbau, sofern der Haus-Eigentümer mitspielt. So will er im Gastraum mehr Platz für Tische und Stühle schaffen, indem beispielsweise die hintere Theke wegkommt und der Pizzaofen in die nebenan liegende Küche rückt. Zudem soll eine Toilette eingebaut werden, die sich bisher im hinteren Teil des Gebäudes befindet und Kunden nur von außen erreichen können.

Aber auch über die Nachfolge des Geschäfts macht sich Cebrail Can schon Gedanken. Der Grund: In Großschönau betreibt der Türke bereits einen "Antep Döner". Zwei Läden seien auf Dauer zu viel, erklärt der Inhaber. Die Pendelei zwischen beiden Standorten bedeutet für ihn Stress, zumal der 51-Jährige schon einmal aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste. "Ich bin ein bisschen müde", sagt er und will bis zum Sommer eine Entscheidung treffen, dazu mit seinen drei Kindern sprechen: Die beiden Töchter und der Sohn kommen ebenfalls als künftige Betreiber infrage - und stehen an erster Stelle. Nur wenn sie ablehnen, könnte Hadi Mojaveri neuer Inhaber werden.

Vorstellen kann sich der Iraner das zumindest. Er stammt aus Teheran, verlor mit zehn Jahren seine Eltern bei einem Autounfall und verbrachte die restliche Kindheit bei seinem Onkel. Bei ihm musste der 30-Jährige nach der Schule arbeiten gehen, verdiente Geld als Verkäufer und auf dem Bau. Später folgte ein Studium in Elektrotechnik. Doch mit der Politik und Religion in seinem Land konnte sich der Iraner nie anfreunden, er selbst gehört keiner Glaubensgemeinschaft an. "Der Islam macht alles kaputt", sagt er. Und wer anders denke, müsse Angst um sein Leben haben. So wie Hadi Mojaveri, der deshalb 2015 aus seiner Heimat floh.

Zunächst landete er in der Türkei, arbeitete dort drei Monate in einem Restaurant. Den Verdienst sparte der Iraner, um über Schleuser nach Mitteleuropa zu gelangen. Auf dem Weg dahin sollen Uniformierte ihn und andere Flüchtlinge geschlagen haben, Narben auf seinen Händen davon zeugen. Über die Grenzen kamen sie nach teilweise mehreren Versuchen trotzdem. Wie, weiß er nicht. Sein ursprüngliches Ziel war London, weil dort ein anderer Onkel von ihm seit fast 30 Jahren lebt. Doch, als der bereits in der Hafenstadt Calais gelandete Hadi Mojaveri von ihm keine Hilfe erwarten konnte, fand der 30-Jährige letztlich in Deutschland seine neue Bleibe: in Zittau.

Der Iraner kam in ein Asylbewerberheim, erhielt schließlich einen Aufenthaltsstatus und fand danach die erste Arbeitsstelle beim "Newroz Bistro". Anschließend ging er nach Leipzig, war bei Porsche für Mindestlohn in der Montage und im Lager beschäftigt. Nur sei das Leben dort sehr teuer gewesen, sagt Hadi Mojaveri und war nach zwei Jahren wieder in Zittau. Nach monatelanger Arbeitslosigkeit konnte der Iraner erst beim "Jiyan Kebab Haus" und zuletzt im "Bone'Ma - Kebab" aushelfen. Mit dem "Awa Kebab" hat der 30-Jährige nun erstmals eine Vollzeitstelle gefunden. In einer Branche, die ihm gefällt. Hier komme er viel mit Menschen in Kontakt und jeder Tag sei anders, erklärt der Iraner.

Sein nächstes Ziel lautet nun, den Döner-Imbiss selbstständig zu betreiben. Die Anmeldung für ein entsprechendes Gewerbe hat Hadi Mojaveri schon abgegeben. Bis zur Genehmigung bleibt er sowieso Angestellter im "Awa Kebab" und hofft danach auf eine positive Entscheidung der Can-Familie. "Der Laden hat Potenzial", sagt der 30-Jährige schon jetzt wegen der zentralen Lage.