SZ + Zittau
Merken

Döner-Betreiber kauft Zittauer Eckhaus vom Schedel-Bäcker

Ezgin Yildiz ist neuer Eigentümer der Böhmischen Straße 3 in Zittau, in dem sich neben seinem Imbiss ein Café samt Konditorei und zwölf Wohnungen befinden. Und hat gleich mal investiert.

Von Thomas Christmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Vom Mieter zum Eigentümer: Ezgin Yildiz mit seinen Kindern Adar und Arin vor dem Haus an der Ecke Rathausplatz/Böhmische Straße, das er gekauft hat.
Vom Mieter zum Eigentümer: Ezgin Yildiz mit seinen Kindern Adar und Arin vor dem Haus an der Ecke Rathausplatz/Böhmische Straße, das er gekauft hat. © Matthias Weber/photoweber.de

Ezgin Yildiz fühlt sich sehr wohl in Zittau. "Die Stadt ist klein, ruhig, man kennt sich", sagt der Kurde, der das "Newroz Bistro" an der Böhmischen Straße 3 in Zittau betreibt und mit der Familie im Nachbarhaus wohnt. Immer wieder investiert der 40-Jährige in sein Geschäft, damit sich Kunden, die drei Mitarbeiter und er wohlfühlen. "Der Laden hat Zukunft", meint der Gastronom mit Blick auf die Lage in der Innenstadt.

Das jüngste abgeschlossene Projekt ist ein zweiter Raum für die Gäste, die bei ihm Döner, Pizza, Pasta und Co. bekommen. "Ich wollte mehr Platz haben, insbesondere im Winter", erklärt Ezgin Yildiz. Zudem fehlte eine Raucherlounge. Der Raum gehörte zuvor der Bäckerei Schedel, die nebenan mit Café und Konditorei vertreten ist. Nun teilen sich beide Geschäfte den Bereich tagsüber. Für den Durchbruch, die Renovierung und neuen Möbel hat Ezgin Yildiz 12.000 Euro ausgegeben.

Seinen Imbiss zu erweitern, machte erst der Kauf des dazugehörigen Hauses möglich. Das Gebäude besaß bislang Jürgen Schedel von der gleichnamigen Bäckerei an der Äußeren Weberstraße 4. Er übernahm die Böhmische Straße 3 wiederum kurz nach der Wende von der Stadt. Zu DDR-Zeiten befand sich darin eine HO-Verkaufsstelle für Backwaren. "Die lief immer gut", sagt der 73-Jährige zum Grund für den Erwerb. Zunächst sanierte der Bäckermeister das leerstehende Haus mit zwölf Wohnungen und zwei Geschäften grundhaft, eröffnete dann in einem Café und Konditorei. "Wir waren damals die ersten am Marktplatz", berichtet der Bäckermeister. Die heutige Raucherlounge diente zunächst als Lager, später befanden sich ein Getränke- und Nudelladen darin. Döner wird im anderen Geschäft in der Böhmischen Straße 3 seit 1993 verkauft, war aber schon zuvor ein Imbiss.

Vor neun Jahren übernahm Ezgin Yildiz den Laden. "Runtergewirtschaftet", berichtet der Kurde, der wegen der Arbeit 2001 nach Deutschland kam und bis dahin in einem Döner-Bistro in Ebersbach als Angestellter tätig war. So schloss er den Imbiss erstmal für eine Woche zum Renovieren, um ihn als "Newroz Bistro" - eine Bezeichnung für das kurdische Silvester - zu öffnen. Ob Elektrik, Abluft, Fußboden, Mobiliar: alles musste erneuert werden. Zudem zahlte der 40-Jährige die Mietschulden seines Vorgängers. Als er während der Bauzeit auf dem Rathausplatz kaum noch Umsatz machte und selbst in Zahlungsschwierigkeiten geriet, half ihm wiederum Jürgen Schedel. Dieser ermöglichte, die Miete später und in Raten zu begleichen. "Das macht nicht jeder", berichtet der Betreiber. "Sonst hätte ich das Geschäft schließen müssen."

Das wollte der Bäckermeister nicht, der Ezgin Yildiz als arbeitssamen und integrierten Menschen bezeichnet. "Die Chemie stimmt", meint der 73-Jährige. Deshalb war der Kurde auch der Erste, dem der Zittauer sein Haus anbot und für den er sich bei seiner Bank als Kreditgeber einsetzte. Den Verkauf begründet Jürgen Schedel mit dem Alter. Dazu kommt, dass die ein oder andere Investition ansteht. "Ich will mir nichts mehr beweisen", sagt der Bäckermeister. Das gilt auch für das Geschäft. Das leiten mittlerweile Frau Manuela und Sohn Brain, der ehemalige Chef hilft nur noch in der Bäckerei aus.

Ezgin Yildiz hat das Haus hingegen wegen seines Ladens gekauft, in den er mittlerweile 100.000 Euro gesteckt hat. Aus Sorge, dass der Mietvertrag bei einem neuen Eigentümer gekündigt werden könnte. Dem wollte der 40-Jährige so vorbeugen. Die Angst müssen seine Mieter nicht haben, denn mit den Einnahmen bezahlt er die Rate bei der Bank. Dahingehend gibt ihm die Bäckerei auch Sicherheit, denn der Vertrag mit ihr läuft über fünf Jahre. Elf der zwölf Wohnungen sind zudem derzeit belegt, nur eine muss demnächst renoviert werden. "Wegen eines Wasserschadens", berichtet der Eigentümer. Zudem beauftragte er einen Statiker, sich die Risse am Haus anzusehen. Die sollen ihre Ursache in den Bodenbewegungen durch die Grube Turow haben und zunächst weiter beobachtet werden.

Die nächste Investition in sein Geschäft steht derweil schon an. Für das hat sich der 40-Jährige bereits einen neuen Pizzaofen gekauft, der größer als der alte ist, entsprechend Platz wegnimmt und Hitze produziert. Deshalb soll das Gerät in die Wand integriert werden. Ezgin Yildiz lebt für den "Newroz Bistro", der sechs Tage geöffnet hat. "Die Arbeit macht mich glücklich", so der Gastronom.